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Komm zurück, mein dunkler Bruder

Komm zurück, mein dunkler Bruder

Titel: Komm zurück, mein dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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entlanggeschlendert und blieb vor der Bürotür nebenan stehen, während er uns mit hochgezogener Augenbraue einen Blick zuwarf. »Wollen Sie zu Jerry Halpern?«, fragte er. »Ich glaube, der ist heute nicht da.«
    »Wissen Sie, wo er ist?«, fragte Deborah.
    Er lächelte schwach. »Da er nicht hier ist, nehme ich an, dass er sich zu Hause in seiner Wohnung befindet. Warum fragen Sie?«
    Debs zog ihre Marke heraus und hielt sie ihm hin. Er schien nicht beeindruckt. »Ich verstehe«, sagte er. »Hat es etwas mit den beiden Leichen auf dem Campus zu tun?«
    »Haben Sie Grund zu der Annahme, dass es so ist?«, fragte Deborah.
    »Nnnnein«, stotterte er. »Eigentlich nicht.«
    Deborah sah ihn an und wartete, aber er sagte nichts mehr. »Dürfte ich Sie um Ihren Namen bitten, Sir?«, fragte sie schließlich.
    »Ich bin Dr. Wilkins«, antwortete er und wies mit dem Kopf auf die Tür, vor der er stand. »Das ist mein Büro.«
    »Dr. Wilkins«, forderte Deborah ihn auf, »können Sie mir bitte verraten, was Ihre Bemerkung über Professor Halpern bedeutet?«
    Wilkins schürzte die Lippen. »Nun«, sagte er zögernd, »Jerry ist ein ziemlich netter Typ, aber wenn es sich um die Ermittlung in einem Mordfall handelt …« Er ließ das einen Moment in der Luft hängen. Deborah ebenfalls. »Nun«, fuhr er schließlich fort, »ich glaube, es ist letzten Mittwoch gewesen, als ich in seinem Büro eine gewisse Unruhe wahrgenommen habe.« Er schüttelte den Kopf. »Diese Wände sind nicht besonders dick.«
    »Was meinen Sie mit Unruhe?«, fragte Deborah.
    »Geschrei«, erwiderte er. »Vielleicht eine kleine Rangelei? Ich habe jedenfalls aus der Tür gespäht und eine Studentin, eine junge Frau, aus Halperns Büro taumeln und davonlaufen sehen. Sie war, äh – ihre Bluse war zerrissen.«
    »Haben Sie die junge Frau zufällig erkannt?«, fragte Deborah.
    »Ja«, antwortete Wilkins. »Sie hat im letzten Semester eines meiner Seminare besucht. Sie heißt Ariel Goldman. Reizendes Mädchen, aber keine besonders gute Studentin.«
    Deborah warf mir einen Blick zu, und ich nickte ermutigend. »Glauben Sie, dass Halpern versucht hat, Ariel Goldman zu belästigen?«, fragte Deborah.
    Wilkins neigte den Kopf zur Seite und hob die Hand. »Das könnte ich nicht mit Gewissheit sagen. Es sah so aus.«
    Deborah musterte Wilkins, doch er hatte nichts mehr hinzuzufügen, deshalb nickte sie und sagte: »Vielen Dank, Dr. Wilkins. Sie haben uns sehr geholfen.«
    »Das hoffe ich«, erwiderte er und wandte sich ab, um seine Tür aufzuschließen und sein Büro zu betreten. Debs betrachtete bereits wieder den Ausdruck der Verwaltung.
    »Halpern wohnt nur etwa eine halbe Meile von hier«, sagte sie und lief zum Ausgang. Wieder einmal musste ich mich beeilen, um mit ihr Schritt zu halten.
    »Welche Theorie geben wir auf?«, erkundigte ich mich. »Die, dass Ariel versucht hat, Halpern zu verführen? Oder dass er versucht hat, sie zu vergewaltigen?«
    »Wir geben gar nichts auf«, sagte sie. »Nicht, ehe wir mit Halpern gesprochen haben.«

[home]
    12
    D ie Wohnung von Dr. Jerry Halpern lag nicht einmal zwei Meilen vom Campus entfernt in einem zweistöckigen Gebäude, das vor vierzig Jahren vermutlich sehr adrett gewesen war. Auf Deborahs Klopfen kam er sofort an die Tür und blinzelte uns an, weil die Sonne ihm direkt ins Gesicht schien. Er war Mitte dreißig und dünn, ohne indes sportlich zu wirken, und hatte sich seit einigen Tagen nicht rasiert. »Ja?«, fragte er in nörgeligem Ton, der ausgezeichnet zu einem achtzigjährigen Gelehrten gepasst hätte. Er räusperte sich und versuchte es noch einmal: »Was gibt’s?«
    Deborah zeigte ihre Marke und fragte: »Dürfen wir eintreten?«
    Halpern glotzte auf die Marke und schien ein wenig in sich zusammenzusinken. »Ich … was, was denn …, wieso reinkommen?«
    »Wir würden Ihnen gern einige Fragen stellen«, erklärte Deborah. »Zu Ariel Goldman.«
    Halpern fiel in Ohnmacht.
    Der Anblick einer überraschten Schwester ist mir nicht oft vergönnt – sie ist viel zu selbstbeherrscht. Deshalb war es ein äußerst erfreulicher Anblick, ihren Kiefer herunterklappen zu sehen, als Halpern zu Boden ging. Ich bewerkstelligte einen angemessenen Gesichtsausdruck und beugte mich über ihn, um seinen Puls zu fühlen.
    »Sein Herz schlägt noch«, verkündete ich.
    »Schaffen wir ihn rein«, sagte Deborah, und ich schleifte ihn in die Wohnung.
    Das Appartement war vermutlich nicht so klein, wie es wirkte, aber die

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