Komm zurueck nach Italien
Steve wirklich gern.
Nach der Ehehölle mit Vito hatte Steve ihr Selbstbewusstsein gestärkt. Steve war auf seine britische Art ein äußerst gut aussehender und attraktiver Mann und hatte sie respektiert und wie einen gleichwertigen Menschen behandelt. Die Beziehung zu Steve war sehr viel ruhiger und reifer gewesen, als die zu Vito es je gewesen war.
Erst beim Abschied war Catherine klar geworden, dass sie Steve nicht liebte, er sie dafür aber umso mehr. Diese Blindheit konnte sie sich einfach nicht verzeihen. Seufzend setzte sie sich auf den Fußboden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Nie hatte sie damit gerechnet, dass die Nachricht, sie wurde mit Vito nach Neapel zurückkehren, Steve derart tief treffen könnte.
Die Tränen rannen ihr übers Gesicht, als die daran denken musste, wie Steve sie sprachlos und völlig verstört angesehen hatte. Steve hatte sie geliebt, so wie sie immer hatte geliebt werden wollen: um ihrer selbst willen. Und ihn hatte sie so tief verletzt, wie man einen Menschen nur verletzen konnte! Was hatte sie ihm nur angetan?
„Mummy?” Wie aus weiter Ferne drang Santos Stimme zu ihr und brachte sie wieder in die Gegenwart zurück. Catherine hob den Kopf und sah, dass Santo neben ihr kniete und sie ängstlich anblickte. „Was ist los?”
Schnell wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen. „Nichts. Ich habe mir nur etwas Schmutz ins Auge gerieben. Wo kommst du überhaupt so plötzlich her?”
„Die Tür stand offen, und wir konnten dich nirgends finden”, ließ sich Vito aus dem Hintergrund vernehmen.
Wo war sie überhaupt? In Gedanken noc h immer bei Steve, blickte Catherine benommen an sich hinunter. Sie hockte zusammengekauert zwischen Schrank und Kommode in ihrem Schlafzimmer auf dem Boden, und vor ihr türmten sich hastig voll gestopfte Umzugskartons.
Pappkisten, in denen mein ganzes Leben verstaut ist, dachte sie, lachte hysterisch, um gleich darauf wieder zu weinen. Catherine war mit den Nerven so fertig, dass es ihr nicht gelang, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Völlig aufgelöst versuchte Santo, sie zu trösten, umarmte sie und begann schließlich auch zu weinen. Catherine hörte Vito leise fluchen und die Kartons beiseite schieben. Dann spürte sie seine Arme. Er hob sie hoch und legte sie aufs Bett. Sie kuschelte sich an seine Brust und ließ den Tränen freien Lauf. Sie wollte nicht mehr kämpfen, sie wollte endlich schwach und hilflos sein dürfen. Sie wollte gestreichelt werden und hören, dass alles wieder gut werden würde.
Vito setzte sich neben sie, und auch Santo kam dazu. „Santo, bitte hör auf zu weinen”, bat er liebevoll, aber mit fester Stimme. „Deine Mama ist traurig, weil sie aus diesem Haus muss.”
„Dann lass uns lieber hier bleiben.” Immer noch weinend, klammerte er sich an Catherine fest.
„Nein! Deiner Mama gefällt es in Neapel auch sehr gut, das hat sie im Moment nur vergessen.
Und jetzt geh bitte in die Küche, und hol ihr ein Glas Wasser.”
Froh, endlich helfen zu können, lief Santo aus dem Zimmer.
„Catherine, reiß dich bitte sofort zusammen, denn dein Verhalten jagt Santo Angst ein. Ich erwarte von dir, dass du dich wieder gefasst hast, wenn er zurückkommt.”
Vito hatte Recht, und Catherine gab sich alle Mühe, sich wie der normal zu verhalten. Wortlos löste sie sich aus seinen Armen und kroch unter die Bettdecke, die sie bis zum Hals hochzog. Als Santo aus der Küche zurückkehrte, schluchzte sie nur noch ge legentlich.
Nachdem sie etwas getrunken hatte, nahm Vito Santos Hand, erklärte ihm, dass seine Mutter jetzt Ruhe brauche, und führte ihn aus dem Zimmer.
Erstaunlicherweise schlief Catherine sofort ein. Sie träumte von Vito, dass er zurückgekommen sei, sie ausgezogen und wie der warm zugedeckt habe, und dass sie ihm etwas erzählt habe, worauf sie jedoch keine Antwort erhalten habe.
Irgendwann wurde sie wach. Der Dunkelheit und der Stille nach zu urteilen, musste es mitten in der Nacht sein. Sie fühlte sich entspannt und zufrieden und genoss das Gefühl der Geborgenheit und Wärme. Doch plötzlich zuckte sie erschrocken zusammen. Neben ihr hatte sich etwas bewegt!
Vito! Er lag auf dem Rücken, hatte eine Hand unter den Kopf geschoben und schlief. Aber das war noch längst nicht alles: Soweit sie das in der Dunkelheit erkennen konnte, war er völlig unbekleidet!
5. KAPITEL
„Vito!” Catherine rüttelte ihn an der Schulter.
„Hm?” Schlaftrunken sah er sie an, schloss
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