Komm zurueck nach Italien
gekommen.
Catherine war damals sofort ins Krankenhaus eingeliefert worden, wo die Ärzte stundenlang um ihr Leben gekämpft hatten. Die folgenden Monate war sie stark depressiv gewesen und hatte das Gefühl gehabt, völlig versagt zu haben: Sie hatte ihrem Baby gegenüber versagt, sie hatte als Ehefrau versagt, und sie hatte als Vito& Geliebte versagt. Nur zweierlei hatte in dieser Zeit ihrem Leben einen Sinn gegeben: die Liebe zu Santo und der unbändige Wunsch, sich dafür zu rächen, dass Vito direkt aus Mariettas Bett zu ihr ins Krankenhaus gekommen war.
Aber das war vor drei Jahren gewesen, und sie hatte fest geglaubt, ihre Verbitterung mittlerweile überwunden zu haben. Die Szene vorhin in der Küche hatte sie eines Besseren belehrt
-leider. Denn nicht nur ihr vergällten die alten Geschichten die Gegenwart, sondern auch Santo hatte darunter zu leiden. Sie wusste, dass er gebadet und bettfertig unten im Wohnzimmer saß und wahrscheinlich ebenso sehnsüchtig wie sie aus dem Fenster blickte und sich fragte, wo denn sein geliebter und bewunderter Papa blieb. Catherine hatte Santo beim Abendessen erzählt, Vito habe einen wichtigen Termin in der City, würde aber so schnell wie möglich zurückkehren.
Ein Motorengeräusch riss sie aus ihren Gedanken. Ein Sportwagen kam um die Ecke und hielt vor dem Haus. Catherine fiel ein Stein vom Herzen, und sie hätte vor Freude fast geweint, als sie Santo beobachtete, wie er gar nicht schnell genug über das Gartentor klettern konnte, um Vito strahlend um den Hals zu fallen, kaum dass er ausgestiegen war.
Vito hat sich umgezogen, er muss in seinem Londoner Apartment gewesen sein, dachte sie. Er hatte den zerknitterten Anzug gegen eine schwarze Leinenhose und ein weinrotes Hemd ge tauscht und war frisch rasiert. Er hörte Santo aufmerksam zu, der aufgeregt auf ihn einredete und überglücklich zu sein schien, seinen Vater endlich wiederzuhaben.
Dann blickte Vito zufällig auf und sah sie am Fenster stehen. Sofort verfinsterte sich seine Miene. Wage es nur, mir meinen Sohn noch einmal wegzunehmen, war die stumme Drohung, die sich in seiner ganzen Haltung ausdrückte.
Catherine wagte es nicht - sie wollte es auch gar nicht.
Sie verließ ihren Platz am Fenster und ließ sich auf das Bett sinken. Sich die Zukunft vorzustellen bedrückte sie, obwohl oder gerade weil es ihr nicht weiter schwer fiel, sich diese auszumalen. Sie, Catherine, würde Vito nach Neapel folgen und sich so verhalten, wie er es von ihr verlangte. Und warum? Weil sie sich nicht mehr mit ihm auseinander setzen wollte. Die Szene, die sich vorhin in der Küche abgespielt hatte, hatte auf unerklärliche Weise ihren Kampfgeist gebrochen. Müde stand sie auf und bereitete sich innerlich darauf vor, Vito gegenüberzutreten.
Sie fand ihn in der Küche. Wie angewurzelt blieb sie auf der Schwelle stehen und beobachtete ihn, wie er, Santo auf dem Schoß, ein Buch in der Hand hielt. Santo und er lasen sich gegenseitig etwas vor, das sie anschließend auf Italienisch nacherzählten. Die Art, in der sie es taten, zeigte Catherine, dass sie es schon oft getan haben mussten.
Als Vito aufblickte und sie in sein Gesicht sehen konnte, wusste sie: Vito mochte ein schlechtes Gewissen haben, aber er würde ihr nie verzeihen, dass sie offen von seiner Schuld gesprochen hatte.
Obwohl Santo dabei war, wollte sie sich unbedingt für ihr rücksichtslos aggressives Verhalten von vorhin entschuldigen. „Es tut mir Leid”, sagte sie leise, „ich wollte …”
„Santo und ich machen morgen einen Ausflug”, unterbrach er sie. „Du hast dann Zeit, deine Dinge hier zu ordnen. Übermorgen fliegen wir zurück nach Neapel.”
„Auch das noch!” schimpfte Catherine, denn schon wieder hatte sich das Klebeband von allein aufgerollt, und sie konnte den Anfang nicht finden. Mit dem Ellenbogen hielt sie den Pappkarton geschlossen, während sie mit dem Fingernagel versuchte, den Anfang des Bandes von der Rolle zu lösen.
Heute lief einfach alles schief! Der Tag hatte schon schlecht begonnen, denn gleich am Morgen hatte sie mit Santo gestritten. Er hatte gerade das Haus verlassen wollen, als sie in sein Zimmer gegangen war, das aussah, als hätte eine Bombe darin eingeschlagen.
„Santo, komm sofort her, und räum auf!” rief sie nach unten.
Nur äußerst widerstrebend setzte er sich in Bewegung. „Kannst du denn nicht wenigstens dies eine Mal für mich aufräumen?” fragte er aufsässig. „Papa ist schon fertig.”
„Papa
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