Komm zurueck nach Italien
kann warten. Ich räume dir nicht hinterher, Santo.”
„In Neapel muss ich das auch nicht”, murrte er.
Catherine war so gereizt, dass diese Worte wie ein rotes Tuch auf sie wirkten. „Das mag sein, aber hier räumt der auf, der die Unordnung veranstaltet hat! Und das sag ich dir, von nun an werde ich in Neapel sein und dafür sorgen, dass du mit diesem Verhalten nicht länger durchkommst!”
„Dann bleib doch hier, wir brauchen dich sowieso nicht!”
„Santo! Sofort entschuldigst du dich bei deiner Mutter und tust, was sie dir sagt!” Vito, der inzwischen die Treppe hochgekommen war, sprach in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Und es kam auch keiner, denn Santo gehorchte sofort. Catherine nahm die Entschuldigung ihres Sohnes mit zusammengepressten Lippen entgegen. Es versetzte ihr einen Stich, dass Vito bei Santo mit Leichtigkeit das erreicht hatte, worum sie sich vergeblich bemüht hatte.
Ich bin eifersüchtig, dachte sie und zerrte ungeduldig an dem Klebeband, das ist mir gestern Abend mit schrecklicher Deutlichkeit bewusst geworden.
Santo hatte darauf bestanden, dass sein Vater ihn ins Bett bringen sollte, was sie tief verletzt hatte. Als Vito dann eine halbe Stunde später im Wohnzimmer erschienen war und ihr auch ganz selbstverständlich erklärt hatte, dass er auf Santos besonderen Wunsch hin die Nacht hier im Hause verbringen würde, war es mit ihrer Beherrschung endgültig vorbei gewesen.
„Dein Apartment liegt keine vier Kilometer von hier entfernt!” fuhr sie ihn an. „Übernachte da!
Ich möchte nicht, dass du hier schläfst.”
„Es war nicht mein Wunsch.”
„Selbst wenn Santo darum gebeten haben sollte, ich erwarte, dass du gehst - und zwar sofort. Ich habe noch viel zu tun …”
„Und was? Dich von deinem Liebhaber zu verabschieden?” fragte er spöttisch.
Und schon wieder streiten wir uns, ging es ihr durch den Sinn, wir scheinen aus der schrecklichen Szene heute Morgen nichts gelernt zu haben. „Ich bringe meine Lover nicht mit ins Haus”, antwortete sie wider bessere Einsicht. „So etwas mag in Italien üblich sein, aber nicht in England.”
Seine Miene wurde noch abweisender, er musste den Seitenhieb gegen Marietta also verstanden haben, denn er fragte: „So? Wo triffst du ihn denn sonst? In einem Motel, unter falschem Namen?”
„Immer noch besser, als ihn im Zimmer nebenan unterzubringen!”
„Marietta hat immer in einem anderen Stockwerk geschlafen als wir, Catherine!”
„In Zukunft wird sie überhaupt nicht mehr in der Villa schla fen!” erklärte sie hitzig. „Sollte sie es wagen, auch nur eine Zahnbürste mitzubringen, fliegt sie durch das nächste Fenster.”
Zu ihrem Ärger lachte er nur. „Das möchte ich sehen! Sie ist fast einen halben Kopf größer als du und deutlich kräftiger gebaut.”
„Wer sollte das besser wissen als du”, sagte sie und lächelte anzüglich.
Daraufhin hatte er auf dem Absatz kehrtgemacht und war wortlos verschwunden. Erst am Morgen, kurz bevor Santo aufgestanden war, war er wieder erschienen.
Nachdem Vito und Santo das Haus verlassen hatten, war sie ins Büro gefahren und hatte fristlos gekündigt, worüber Robert Lang nicht gerade erbaut gewesen war.
Auch sich von ihren Kollegen zu verabschieden, mit denen sie immerhin über zwei Jahre zusammengearbeitet hatte, war ihr nicht leicht gefallen. Doch einen erfreulichen Zufall hatte es auch gegeben. Ein neuer Mitarbeiter, der nach London umzie hen wollte, hatte sie nämlich angesprochen, ob er nicht ihr Haus mieten könne.
Sosehr Catherine auch die Vorstellung gefallen hatte, dass ihr Haus nicht leer stehen, sondern von einer netten Familie bewohnt werden würde, so viel zusätzliche Arbeit hatte es bedeutet. Sie musste ihre persönlichen Sachen einpacken und einen Spediteur ausfindig machen, der die Küsten abholte und einlagerte. Außerdem musste noch eine Reinigungsfirma beauftragt werden, das Haus zu putzen, damit es sauber übergeben werden konnte.
Jetzt war Catherine so müde und erschöpft, dass sie sich am liebsten nur noch hingesetzt und geweint hätte. Sie hatte das schreckliche Gefühl, dass all das, was ihrem Leben Sinn und Sicherheit gegeben hatte, innerhalb von vierundzwanzig Stunden vernichtet worden war.
Und das Gespräch mit Steve war die reinste Katastrophe gewesen. Natürlich war ihr Verhältnis zu ihm nicht so intim gewesen, wie sie es Vito hatte glauben machen wollen, aber es war in letzter Zeit immer enger geworden, und sie mochte
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