Kommandosache HC-9
befand. Das Wasser mußte in den Rumpf eingedrungen sein und den Druckausgleich hergestellt haben. Infolgedessen konnten die Überreste nicht zerdrückt worden sein. Wenn meine Annahme stimmte, gab es berechtigte Hoffnung, daß Professor Morrows Leiche gefunden wurde.
Diese Überlegungen beschäftigten mich schon während der ganzen Fahrt. Morrow hatte sehr wichtige Unterlagen mitgeführt. Es handelte sich um Pläne über die unterirdischen Atomwaffendepots auf Tanaga, die er persönlich nach Washington bringen sollte. Sollte seine Leiche nicht entdeckt werden, so konnte daraus nur die Schlußfolgerung gezogen werden, daß man ihn vor dem Untergang aus dem Boot herausgeholt hatte. Das aber würde eine Katastrophe bedeuten, da Morrow zu den Kernphysikern gehörte, die an der Entwicklung der C-Bombe maßgebend beteiligt waren.
Die Kohlenstoffbombe war eine Weiterentwicklung der H-Bombe. Etwa vor einem Jahr hatte man den ersten Versuch mit der C-Bombe gestartet. Man hatte alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen und dieses Experiment auf der Rückseite des Mondes vorgenommen.
Dabei war festgestellt worden, daß man sich wieder einmal verrechnet hatte. Die Energieentwicklung der C-Reaktion war tausendmal stärker gewesen als die einer H-Bombe. Man sprach vergleichsweise von zehn Milliarden Tonnen TNT.
Vier dieser Bomben hatte ich an Bord, und der verschwundene Kernphysiker wußte genau, wie die C-Bomben hergestellt wurden.
Während ich noch über den Fall nachgrübelte, zuckte der neben mir sitzende Radaroffizier zusammen. Ich bemerkte, daß er sich nach vorn beugte und auf die Bildfläche des Grundtasters blickte.
Ich wollte ihn gerade fragen, als er erregt meldete:
»Ortung, Sir. Fremdkörper etwa vierhundert Meter unter uns. Liegt noch etwas zurück, kommt aber rasch auf.«
Ich fuhr herum, wie von einer giftigen Viper gebissen. Mit zwei Sprüngen war ich vor dem Bildschirm, auf dem die verschwommenen Umrisse des tief unter uns liegenden Meeresboden zu sehen waren. Ich beobachtete jetzt etwas, was vor Augenblicken noch nicht sichtbar gewesen war.
Es war ein langgestreckter, grünleuchtender Fleck, der sich sehr rasch über den Rand der Bildfläche bewegte. Aus der Gradeinteilung ging hervor, daß dieser Fleck, der nur von einem großen Körper herrühren konnte, genau in unserem Kielwasser folgte.
Der Radaroffizier schaltete bereits. Unser spezieller Objekttaster begann zusätzlich zu arbeiten. Es war ein typischer Richtstrahler, der sich nun automatisch auf das von dem Breitbandgerät ausgemachte Objekt einpeilte.
»Schalten Sie auf Bild«, befahl ich mit geschauspielerter Ausgeglichenheit. Ich war mir nicht bewußt, daß ich mit beiden Händen die Sitzlehne des vor mir angebrachten Drehsessels umklammerte.
Eine andere, ebenfalls kreisförmige Bildfläche flammte auf. Sie gehörte zum Objekttaster und zeigte nur das, was von dem scharfgebündelten Impulsstrahl aufgenommen wurde.
Der tief unter uns aufkommende Körper wurde in seinen Umrissen sichtbar. Es dauerte einige Augenblicke, bis das Bild schärfer wurde.
Der Radaroffizier drehte an der Mikrometerabstimmung der Feineinstellung. Plötzlich entstand der Eindruck, als schösse der Körper auf uns zu.
»Vergrößerungsstufe fünf, Sir. Wahre Entfernung 832. Boot liegt auf Kurs 326 Grad.«
Das war exakt unser Kurs. Ich hörte die diensthabenden Männer der Zentrale erregt atmen und fühlte auch ihre Blicke.
Vor dem Bildschirm stehend starrte ich auf das naturgetreue Abbild des Bootes, das mit großer Geschwindigkeit von achtern aufkam.
Der Radarmann ermittelte
Weitere Kostenlose Bücher