Kommandosache HC-9
doch ich fragte mich, was dieses sinnlos erscheinende Tun eigentlich bedeuten sollte! Wenn der fremde Kommandant zum Angriff entschlossen war, dann hätte er längst dazu übergehen können. Deshalb brauchte er nicht so nahe heranzukommen!
Ich überlegte angestrengt, doch ich fand keine befriedigende Erklärung. Wieder mußte ich an die vier C-Bomben denken, die gut verstaut im Laderaum T-3 lagen.
»Was hat der nur vor?« schrie der »Erste«. »Gleich ist er genau unter uns.«
Darauf hatte ich nur gewartet. Auf dem Bildschirm konnten wir das fremde Boot nun genau von oben betrachten. Ich verzog die Lippen zu einem bissigen Grinsen und drückte wieder einen Schalter nieder. Der L. I. erschien auf dem Kontrollschirm.
»L. I. klarmachen zum Manöver. Ich wünsche, daß Sie blitzartig reagieren.«
In unserem Ortungstaster tickte es. Der Zentralemaat rief zu mir herüber:
»Wir werden angepeilt, Sir. Ultrakurze Impulse, Lautstärke dreizehn.«
Sogleich darauf meldete sich der Radaroffizier erstaunlich ruhig.
»Fremdes Boot steigt. Hat seine Fahrtstufe der unseren angeglichen.«
Auf der Bildfläche konnte man das noch nicht bemerken, da sich, der Bug des kleinen Kreuzers nur unmerklich aufgerichtet hatte. Es waren auch keine entweichenden Luftblasen zu beobachten, so daß der stählerne Fisch dynamisch auftauchte. Das geschah in dem Fall nur mit Hilfe der vorderen und achteren Tiefenruder.
»Boot steigt mit drei Meter pro Sekunde«, ergänzte der Radaroffizier.
Nun hatte ich Gewißheit. Wenn die Burschen nicht etwas Gemeines beabsichtigten, dann wollte ich nicht in der Zentrale von U-2338 stehen.
»I. O. sehen Sie genau auf den Schirm. Können Sie auf dem Boot irgendwelche Nationalitätskennzeichen erkennen?«
Die Antwort lautete klar »nein«. Ich begann eisig zu lächeln.
»Sliter, lassen Sie die automatische Filmkamera anlaufen. Tempo.«
Der Radaroffizier schaltete, und schon surrte die Kamera. Sie hielt das Bild fest, das auf der Spezialbildfläche erschien.
»Meine Herren, ich stelle fest, daß wir es hier mit einem Piraten-U-Boot zu tun haben. Einwendungen?«
Sie starrten mich schweigend an. Ich bemerkte eine allgemeine Bestürzung.
»Also keine Einwendungen. Sie werden später zu bezeugen haben, daß das Boot keine Nationalitätsfarben, noch nicht einmal eine Nummer trug. Das wäre alles.«
Ich drückte erneut einen Schalter nieder und sprach ins Mikrophon.
»Achtung, Hecktorpedoraum. Klarmachen zum Unterwasserbeschuß. Viererfächer vorbereiten. Raketenstrahltorpedos mit Plutonium-Sprengköpfen verwenden. Robotzielgeräte in Torpedoköpfen anlaufen lassen. Ausführung.«
Der achtere Torpedooffizier bestätigte.
»Sir, um Himmels willen, das können Sie doch nicht …!« rief der I. O. entsetzt.
»Ich habe Sie nicht um Ihre Meinung gefragt, Mr. Sonth«, entgegnete ich hart.
»L. I. dynamisch auftauchen. Steigwinkel dreißig Grad. Auf Antennentiefe gehen, klarmachen zum Ausfahren der Richtstrahlantenne. Ausführung.«
Die Befehle drangen aus allen Lautsprechern der Rundruf anläge. Im nächsten Augenblick schoß der U-Kreuzer so ruckartig nach oben, daß sich die Leute krampfhaft festhalten mußten.
Unsere Maschinen tobten nach wie vor mit höchster Kraftentfaltung, so daß wir regelrecht auf die noch ferne Wasseroberfläche zurasten.
»Sliter, kommt das fremde Boot mit?«
Der Radaroffizier zögerte eine Sekunde. Hinter ihm summte die elektronische Rechenmaschine.
Er hatte anscheinend verneinen wollen, doch plötzlich rief er erregt:
»Boot folgt, Sir.«
Das reichte mir zum endgültigen Entschluß. Obwohl ich mir noch
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