Kommandosache HC-9
bereits die Feindaten. Ich vernahm das Summen der elektronischen Rechenmaschine.
»Fahrt des fremden Bootes genau 98,3 Seemeilen«, meldete er. Seine Stimme klang so ruhig, als säße er in einer Hotelhalle und nicht in der Zentrale eines kampfstarken U-Kreuzers. »Wahrscheinlich ein schnelles Jagdboot!«
»Können Sie noch stärker vergrößern?«
»Nein, Sir. Fünffach ist die Grenze.«
»Dann versuchen Sie, ob Sie das Bild noch etwas klarer bekommen. Ich möchte den Typ erkennen.«
Es gelang ihm tatsächlich. Der dunkle Körper zeichnete sich plötzlich noch schärfer ab.
»Kenne ich nicht, Sir«, meinte der Radarmann. Ich zweifelte nicht an seiner Aussage. Er konnte diesen Bootstyp auch nicht kennen, da er wahrscheinlich niemals in einem chinesischen U-Bootshafen herumgeschnüffelt hatte.
Ich dagegen erkannte augenblicklich, mit wem wir es zu tun hatten. Die plumpe Torpedoform des etwa hundertvierzig Meter langen Bootes war mir sehr gut bekannt, da ich gerade in dieser Richtung in Asien gearbeitet hatte. Ich wußte, daß es sich um eines der modernsten und schnellsten U-Jagdboote des GAS handelte. Charakteristisch war der fehlende Turmaufbau, der an dem fremden Boot durch eine flache Stahlkuppel ersetzt war.
Ich wandte mich wieder um und schlug mit der Hand auf den roten Schalter. Während die anwesenden Männer der Wache zu schwitzen begannen, schrillten im Boot die Alarmanlagen auf.
Die Klingeln hallten noch nach, als der I. O. in die Zentrale gestürzt kam. Schreckensbleich sah er mich an. Ich ahnte, daß er in dem Augenblick an die vier C-Bomben dachte, die wir an Bord hatten.
»Klar Schiff zum Gefecht, Mr. Sonth. Ich will die Leute in einer halben Minute auf den Gefechtsstationen sehen.«
Er begab sich sofort an die Mikrophone der Rundrufanlage.
Ich drückte den Schalter nieder. Vor mir flammten etliche kleine Bildflächen auf.
»Maschine«, schrie ich in das Mikrophon, »dreimal äußerste Kraft voraus und alle mehr! Fahrtsteigerung auf mindestens neunzig Knoten.«
Der diensthabende Ingenieur bestätigte. Ich sah auf der Bildfläche, wie seine Hände arbeiteten.
In das dumpfe Rauschen der schweren Staustrahltriebwerke mischte sich das Aufheulen der Quecksilber-Dampfstrahlturbinen. Der Plutonium-Meiler hatte nun für alle Triebwerkseinheiten die thermische Aufheizungsenergie zu liefern. Bei den enorm hohen Arbeitstemperaturen geschah das innerhalb von Sekunden.
Die Turbinen heulten noch schriller auf. Im gleichen Augenblick kuppelte die ebenfalls turbobetriebene Schraube ein, die normalerweise lediglich als Zusatztriebwerk diente. Sie wurde sonst nur bei Aus- und Einlaufmanövern verwendet.
»Schraubenturbinen laufen Umdrehungen für zwanzig Knoten«, meldete die Maschine. »Schubleistung der DS- und Staustrahltriebwerke für siebzig Meilen.«
Die Meldung war sehr schnell gekommen. Demnach hatten sie die Maschinen auf Leistung »gekitzelt«. U-2338 schoß plötzlich mit neunzig Meilen durch die See.
»Fremdes Boot holt auf«, meldete der Radaroffizier nervös. »Aufkommgeschwindigkeit 8,3 Knoten.«
Diese Angabe war für mich die letzte Bestätigung. Ich wußte genau, daß die neuen, kleinen Jagdkreuzer des GAS etwa hundert Seemeilen laufen konnten.
»Wer ist das, Sir?« fragte der I. O. und fuhr sich über die schweißbedeckte Stirn. Aus geweiteten Augen starrte er auf die Spezialbildfläche des Objekttasters. Der chinesische Jäger wurde immer deutlicher sichtbar. Infolge unserer Fahrterhöhung kam er nicht mehr so schnell auf, doch es konnte nur noch eine Frage von Minuten sein, bis er direkt unter uns stehen würde.
Über diese Tatsache war ich mir klar,
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