Kommandosache HC-9
hatte.
»Verunglückt worden?« fragte ich, meine Bestürzung überwindend.
»Ganz recht, Langer. Oder glaubst du ernsthaft, der Mann hätte sich freiwillig auf eine Stromschiene gesetzt? Ich bin kurz dort gewesen und habe mir die Umgebung angesehen. Ein einigermaßen vernünftiger Mensch kann gar nicht auf den Gedanken kommen, die Laufstege im Dock zu verlassen und auf den Kranschienen herumzuklettern. Die liegen sechs bis sieben Meter höher. Aus den Erklärungen der Werfttechniker geht hervor, daß dein L. I. keinen Grund hatte, das sichere Gelände zu verlassen. Der Unfall passierte an einer recht einsamen Stelle. Es sieht ganz danach aus, als seien bestimmte Leute daran interessiert gewesen, den Ingenieur zu beseitigen.«
Ich schaute ihn schweigend an und kam zu der Ansicht, daß Hannibals Verdacht wohl den Tatsachen entsprach. In solchen Dingen hatte er einen gewissen Instinkt; das hatte ich schon bei unserem letzten Unternehmen bemerkt.
Schwerfällig ließ ich mich in einen Sessel sinken und strich mit den Fingerspitzen über meine grauen Schläfen.
»Angenommen, der Unfall wäre geschickt arrangiert worden …, welche Motive stecken dahinter?«
Utan lachte grimmig.
»Wenn dein L. I. nicht ausgerechnet ein U-Boot-Fahrer gewesen wäre, könnte man unter Umständen auf den Gedanken kommen, daß er hier persönliche Feinde hatte. Das halte ich aber für ausgeschlossen.«
»Das heißt mit anderen Worten, daß Chefingenieur Spencer den Leuten im Wege war, die wir fieberhaft suchen, nicht wahr?«
»Richtig! Ich frage mich nur, weshalb er ihnen plötzlich im Wege war. Es gibt Anhaltspunkte dafür, daß er für den GAS-Geheimdienst gearbeitet hat. Er muß zu den Offizieren gehört haben, die es wagten, wichtige Unterlagen und Nachrichten aus Tanaga hinauszubringen. Nun muß irgend etwas schiefgegangen sein, was zur Folge hatte, daß man ihn schnellstens beseitigte.«
»Von diesen Gesichtspunkten ausgehend, hat es den Anschein, als sei Spencer gewillt gewesen, mir oder dem hiesigen Sicherheitschef einige Mitteilungen zu machen.«
»Möglich. Wir wissen nicht, was in dem Mann vorgegangen ist. Ich nehme aber stark an, daß ihm der Angriff auf deinen Kreuzer erheblich auf die Nerven gegangen ist. Vielleicht hat er im Augenblick der größten Gefahr erkannt, worauf er sich eigentlich eingelassen hat. Hast du hinsichtlich dieser Sache Anweisungen zu geben?«
Ich überlegte einige Augenblicke.
»Du bist jetzt dienstfrei?«
»Ja, für zwölf Stunden. Morgen früh um neun Uhr muß ich wieder antreten.«
»Demnach liegt eine lange Nacht vor uns. Wir gehen heute zusammen aus. Zeige mir die Lokale, in denen wichtige Leute verkehren. Vorher verschwinde für einige Zeit in ein Quartier und funke den Atombomber an, der in hundert Kilometer Höhe die Insel umkreist.«
»Okay, Wortlaut?«
»HC-9 an GWA-Zentrale. Chefingenieur Spencer, U – 2338, acht Stunden nach Ankunft Tanaga ermordet worden. Testunterlagen von Navy-Department und Geheime-Bundeskriminalpolizei anfordern, oder direkt einsehen. Psychoanalysen beachten und feststellen, ob Spencer beeinflußbar und wankelmütig war. Habe Verdacht, daß Spencer begangene Verfehlungen eingestehen wollte. Anfrage, ob Verdacht begründet.«
Ich hatte die Worte in Hannibals Diktaphon hineingesprochen, das zu seiner GWA-Spezialausrüstung gehörte. Das Gerät war nicht viel größer als ein Uniformknopf seiner Jacke. Auch das war ein Wunderwerk, das in den mikromechanischen Spezialwerkstätten der GWÄ entstanden war.
»Ich gebe den Spruch sofort durch.«
»Ist dein Sender gut getarnt?«
»Darauf kannst du dich verlassen. Ich
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