Kommandosache HC-9
eine Seltenheit darstellte. Wahrscheinlich trat er nur dann mit seinen Mitarbeitern in Verbindung, wenn diese erstmalig einen Auftrag zu erfüllen hatten. Vielleicht wollte er diese Leute persönlich begutachten.
Ich gab Hannibal durch eine Handbewegung zu verstehen, daß der Augenblick zum Handeln gekommen war. Ich durfte diesen Mann nicht entkommen lassen.
Hannibal und ich zögerten noch etwas. Erst wollte ich hören, was der Unbekannte zu sagen hatte. Das konnte für die restlose Aufdeckung des Spionageringes nur vorteilhaft sein.
Der Chef setzte sich schwerfällig und legte die Hände auf die Knie. Ich bemerkte, daß er mich sorgfältig musterte. Wieder klang die dumpfe Stimme auf:
»Ich freue mich, Mr. Liming, daß Sie zugesagt haben. Sie sind für mich zu einem wichtigen Mann geworden. Sind Sie mit unserer Arbeit zufrieden? Ich meine die Aufhebung der Protestnoten.«
Ich verneigte mich höflich.
»Ausgezeichnet arrangiert, das muß ich zugeben, Sir. Meine Ernennung zum Chef der Vierten Wachflottille war eine Glanzleistung.«
Sein Lachen hörte sich eigenartig an.
»Ich war auch überrascht, aber angenehm. Es ist für Sie nun eine Spielerei, die Nachrichten nach draußen zu bringen. Sind Sie von Dr. Elvador über den leider erforderlichen Einbruch in Ihre Wohnung informiert worden?«
Ich verheimlichte ihm gegenüber nicht meine Verärgerung über das Vorgehen der Organisation und erwiderte knapp »ja«.
»Regen Sie sich darüber nicht mehr auf. Es ließ sich nicht umgehen. Die Anordnung kam von oben, nachdem ich Bericht erstattet hatte, daß Sie im Besitz von Unterlagen über den neuen Schallstrahler der Navy sind. Wenn sie brauchbar sind, wird man Ihnen drei Millionen überweisen, das wissen Sie ja bereits. Wir sind nicht kleinlich. Ein tüchtiger Mann kann immer mit unserer Hilfe rechnen, sobald er sich den Gegebenheiten entsprechend verhält und keine Dummheiten begeht. Ich denke, mit drei Millionen können Sie sehr zufrieden sein.«
»Ich frage mich nur, zu welchem Zeitpunkt ich in den Genuß dieser Summe kommen soll. Sagt man nicht immer, ein Mann, der einmal als Spion gearbeitet hat, käme nie mehr davon los?«
»Das sagt man allgemein, aber es hängt von den näheren Umständen ab. Es liegt also in Ihrem eigenen Interesse, daß Sie mich niemals ohne Schutzkleidung sehen und niemals zuviel erfahren. Doch darüber sollten Sie sich jetzt keine Gedanken machen. Außerdem habe ich nicht viel Zeit. Kommen wir jetzt zu Ihrer Aufgabe.«
Er hob die Rechte und gab Dr. Tonther, der hinter ihm durch die Nebentür eingetreten war, einen Wink.
Wortlos reichte der Physiker dem Unbekannten einen etwa dreißig Zentimeter langen und drei Zentimeter Durchmesser messenden Metallstab, der aus kräftigem Stahlblech bestand.
Der Chef wog ihn in der Hand.
»Mr. Liming, in diesem kleinen Behälter befinden sich Mikrofilme und Mikrotonbänder. Diese enthalten alle Ergebnisse über Tanaga, die wir bisher ermitteln konnten. Ich habe es nicht gewagt, sie einem anderen Kommandanten anzuvertrauen, da der Inhalt zu wichtig ist. Sie erhalten für den Transport die dreifache Normalgebühr, also dreihunderttausend Dollar. Auch daran können Sie erkennen, daß wir ehrlich sind. Wenn Sie mit dem Material gefaßt werden, bedeutet das Ihr Ende. Darauf mache ich Sie ausdrücklich aufmerksam. Seien Sie also besonders vorsichtig. Verbergen Sie den Stab unauffällig an Ihrem Körper, wenn Sie Ihr Boot betreten. Es wird niemand auf den Gedanken kommen, den Held des Tages zu untersuchen.«
Ich nickte und blickte fasziniert auf den Metallstab, in dem sich umfangreiches Informationsmaterial befinden
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