Kommandosache HC-9
Schußdetonationen auf. Als ich auf den Knopf des elektrischen Öffnungsmechanismus der Pforte drückte, begriff ich, was die Schüsse zu bedeuten hatten. Das Tor bewegte sich nicht mehr. Als ich herumfuhr, um nach der anderen Tür zu sehen, bemerkte ich, daß sie sich ebenfalls geschlossen hatte.
»Er hat die Leitungen zerschossen«, schrie Hannibal. Blässe überzog sein Gesicht.
Er starrte auf den Uranmeiler, der mitten im Raum stand und von dem garantiert eine tödliche, radioaktive Strahlung ausging, denn er war noch nicht mit der Abschirmung verkleidet. Ich konnte den Graphitblock erkennen, in dem die Hohlstäbe mit dem spaltbaren Uran-Isotop U-235 eingelagert waren. Was uns aber besonders entsetzte, war die Tatsache, daß der Meiler arbeitete!
Erst jetzt fielen mir die grellroten Leuchttafeln auf. Nun hörte ich auch das Summen der Robotsteuerung, die den einwandfreien Ablauf der Kernspaltung durch die vollautomatische Regulierung der Neutronen absorbierenden Kadmiumstäbe kontrollierte.
Der Meiler mußte ein Versuchsgerät sein, das man ohne die üblichen Abschirmungen in der Felshalle aufgestellt hatte. Jetzt verstand ich auch den Zweck der starken Bleitüren! Der Raum war abgeschirmt, nicht aber der Uranmeiler.
Mein Blick fiel auf das Gitter des Wärmeaustauschers, in dem die atomar erhitzten Natriumdämpfe zirkulierten. Ich sah auch die Rohrschlangen, die in der hinteren Betonwand verschwanden. Wir erhielten die unumstößliche Gewißheit, daß der Meiler arbeitete und eine tödliche Radioaktivität aussandte. Auch der Wärmeaustauscher und die Rohrleitungen strahlten – und wir befanden uns ohne Schutzanzüge in diesem Raum!
»Raus hier«, schrie Hannibal gellend. »Raus, sonst haben wir eine so hohe Dosis aufgenommen, daß wir sie nicht mehr aus dem Körper bekommen.«
Zusammen begannen wir auf die Tür zu feuern, nachdem wir uns einige Meter zurückgezogen hatten.
Im Krachen unserer Schüsse hörten wir nicht, daß in dem hinter uns liegenden Raum ebenfalls Schüsse aufklangen. Wir bemerkten auch nicht, daß die in Bereitschaft stehenden Männer des Sicherheitsdienstes unter der persönlichen Führung von Kapitän Orlop in das Labor eingedrungen waren, da man die Schußdetonationen gehört hatte. Der Streifenwagen war uns nicht zufällig begegnet, als uns Doris Elvador zu dem Treffpunkt gebracht hatte.
Wir schossen weiter. Vor uns zerlief die schwere Tür in hellster Weißglut. Das Blei und der darin eingelagerte Stahl zerflossen wie Butter unter einem Schneidbrenner. Als ich meine letzten Schüsse auf die Pforte feuerte, brach sie endgültig zusammen.
Wir sprangen in wilder Verzweiflung über die geschmolzenen Metallmassen hinweg. Ich weiß heute noch nicht, wie ich diesen unvorstellbar weiten Sprung vollbringen konnte.
Hannibal schrie vor Schmerzen auf, da die Hosenbeine seiner Uniform Feuer gefangen hatten. Er wälzte sich auf dem Boden. Ich warf mich über seine Beine, um das Feuer zu ersticken. Nachdem meine Bemühungen erfolgreich gewesen waren, rief ich ihm zu:
»Bleib hier, ich folge ihm.«
Während ich weitersprang, sah ich, daß er mir trotzdem folgte. Er mußte qualvolle Schmerzen haben, doch ich hörte keinen Laut. Als wir um eine Biegung des schmalen Stollens herumrannten, tauchten vor uns einige Männer des Sicherheitsdienstes auf. An ihrer Spitze befand sich Kapitän Orlop. Wenn ich nicht rechtzeitig gerufen hätte, wäre ich von ihm beinahe erschossen worden.
»Um Himmels willen, wo kommen Sie her?« schrie er entsetzt. »Doch nicht aus dem Raum mit dem Versuchsmeiler? Wir hörten zahlreiche Schüsse; deshalb umgingen wir die
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