Kommandosache HC-9
daß er Sie persönlich zu sprechen wünscht. Sie haben anscheinend auch auf ihn Eindruck gemacht. Wenn Sie so weitermachen, werden Sie ein bedeutender Mann. Es dürfte nicht lange dauern, bis Ihr Vermögen die Fünf-Millionen-Grenze überschreitet. Was wollen Sie damit anfangen? Etwa an Ihre Frau hängen, die Sie doch betrügt? Ich kann Ihnen Beweise für ihre Untreue geben.«
»Erstaunlich, daß Sie sich auch darum gekümmert haben.«
»Man tut, was man kann. Vielleicht interessiert es mich.«
Sie fuhr mir mit den Fingerspitzen über meine grauen Schläfen. Bedauernd stellte ich wieder einmal fest, daß sie leider eine gefährliche Landesverräterin war, die auf den elektrischen Stuhl gehörte. Auch ein GWA-Schatten ist nur ein Mensch. Ich muß offen zugeben, daß Doris Elvador eine Frau war, die mein Herz im Sturm hätte erobern können.
Wir blieben etwa eine Stunde, dann verschwanden wir so unauffällig, wie es nur möglich war.
Draußen stiegen wir in ihren Privatwagen. Sie setzte sich hinter das Steuer. Die Verbrennungsturbine heulte auf, und wir fuhren durch die Straßen der unterirdischen Stadt.
Wir bogen in den Hauptstollen ein, der direkt nach Norden führte. Diesmal brachte sie uns aber nicht zu ihrer Wohnung, sondern wir fuhren in einen großen Lastenaufzug hinein, der uns um dreihundert Meter tiefer beförderte.
Wir erreichten den Sektor des Stützpunktes, wo die kernphysikalischen Labors lagen. Die Atomwaffenmagazine befanden sich noch tiefer.
Ein Wagen des Sicherheitsdienstes stoppte uns. Es sah beinah^ so aus, als wollten uns die Soldaten aufhalten. Als sie mich jedoch erkannten und Hannibals Uniform sahen, grüßten sie respektvoll und erkundigten sich nur:
»Sie wollen doch sicherlich nicht zu den Magazinen hinunter, Sir? Das ist leider verboten.«
»Keine Sorge«, fiel unsere Begleiterin ein. »Wir wollen nur zur physikalischen Abteilung, um Dr. Tonther abzuholen, der über seiner Arbeit wahrscheinlich vergessen hat, daß er sich mit uns verabredet hatte.«
Der junge Leutnant des Sicherheitsdienstes lachte. Dann konnten wir unangefochten weiterfahren.
»Erstaunlich, wie Ihr Gesicht auf die Leute wirkt«, meinte Doris.
Während ich einige Bemerkungen machte und Hannibal sehr scharf auf den Weg achtete, verschwand meine Rechte in der Hosentasche. Mein Zeigefinger tastete nach dem winzigen Sendeknopf, der sich auf meinem Bein abzeichnete.
Hannibal bemerkte mein Vorhaben und begann deshalb ununterbrochen zu reden. Dieses Ablenkungsmanöver benutzte ich, um Elis Teefer anzurufen, die hinter ihrem Empfangsgerät auf Posten war.
»HC-9 an TS-102«, gab ich durch. »Befinden uns auf dem Weg zu Chef Spionage-Organisation. Nähern uns kernphysikalischer Abteilung auf Sohle acht. Fahrtrichtung genau Nord. Orlop anrufen, Alarmstufe I befehlen. Nachricht an Bomber weiterleiten. Ich schlage zu, sobald der Chef wirklich erscheint. Auf Signal fünfmal ›T‹ Einsatzbefehl an Orlop geben. Ende!«
Ich wiederholte, um sicherzugehen. Hinter mir lachte und lärmte der Zwerg. Doris schien sich köstlich zu amüsieren.
Wir kamen in einen sehr ruhigen Teil der Riesenanlage. Die Stollen wurden immer enger. Teilweise zogen sie sich in seltsamen Schlangenlinien durch den Fels. Immer wieder durchfuhren wir kleinere Hohlräume, in denen die verschiedenen Labors untergebracht waren. Hier unten wohnte kein Mensch, da Sohle acht nur für Arbeitsräume bestimmt war.
Vor einem schweren Schiebetor hielten wir. Doris lenkte den Wagen dicht an die Felswand heran.
Die Tür gehörte zu einem physikalischen Labor, in dem anscheinend Dr. Tonther arbeitete. Jedenfalls
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