kommen groß raus
hast schon für Elli so viel getan, dass ich dir unmöglich auch noch meine Arbeiten aufhalsen kann. Susanne und Ruth! Ihr beide müsst mir jetzt helfen. Kommt mit!“
Die beiden Erstklässlerinnen folgten der älteren Schülerin widerwillig aus dem Gemeinschaftsraum und schnitten hinter Patrizias Rücken Grimassen, die die anderen zum Kichern brachten. Nachdem die Tür geschlossen war, bauten sich die Zwillinge vor Sarah auf.
„Ich kann das für dich machen“, imitierte Dora sie hämisch. „Kann ich dir vielleicht auch noch die Schuhe sauber lecken?“
„Was gab’s für euch beide da draußen überhaupt zu lauschen?“, fragte Rita und schubste Sarah heftig gegen die Schulter. „Los, sag schon! Was hast du mitbekommen, du Spionin?“
„Gar nichts“, antwortete Sarah, die schon den Tränen nahe war. „Ich hab gar nicht gelauscht, ehrlich!“
„Aber diese neugierige Patrizia auf jeden Fall. Das könnte ich wetten“, sagte Daphne. „Und es würde mich auch nicht wundern, wenn du für sie spionierst. Sie darf auf keinen Fall irgendein Geheimnis von uns herausbekommen! Und wenn sie das doch tut, dann wissen wir ja, woher sie es weiß.“
Leider kannte Patrizia schon ein paar Geheimnisse der Ersten. Nichts, was sie von Sarah erfahren hätte oder vom Lauschen an den Türen. Es waren Dinge, die sie in der Donnerstagssprechstunde gehört hatte. Und sie reichten vollkommen aus, um den beiden Erstkläss- lerinnen, die ihr beim Saubermachen ihres Zimmers helfen sollten, Ärger anzuhängen. Patrizias Zimmer war so ordentlich, dass es für die beiden ohnehin kaum etwas zu tun gab und sie sich fragten, wozu Patrizia sie überhaupt gerufen hatte. Aber sie fanden es bald heraus.
„Susanne, ich habe gehört, du hast letzte Woche fünfzig Mark verloren. Wie konnte denn das passieren?“, fragte sie.
Susanne wurde rot. „Ich wusste nicht, dass ich ein Loch in der Tasche hatte“, antwortete sie knapp. „Aber woher weißt du das?“
„Ach, Lucy hat es mir in der Sprechstunde erzählt. Sie hat das Geld gefunden“, antwortete Patrizia leichthin.
„Lucy hat das Geld bestimmt nicht gefunden“, sagte Susanne, und ihre Augen blitzten ärgerlich. „Sie ist nämlich meine Freundin, und sie hätte es mir sofort zurückgegeben.“
„Wenn du dir da so sicher bist, dann frag sie doch“, schlug Patrizia mit einem hinterhältigen Grinsen vor.
„Das tue ich auch“, antwortete Susanne. „Dann wirst du schon sehen, dass du dich getäuscht hast.“ Aber innerlich fühlte sie sich unbehaglich. War es denn möglich, dass ihre Freundin so etwas Gemeines getan hatte, wie Patrizia behauptete?
„Du würdest dich wundern, wenn du ahntest, was ich alles über die Vorgänge in der ersten Klasse weiß“, sagte Patrizia tückisch. „Zum Beispiel auch über deine gemeinen Hinterhältigkeiten, Ruth.“
„Über meine was?“, fragte Ruth verdutzt. „Was soll ich denn getan haben?“
„Du betrügst“, antwortete Patrizia schroff. „Und du nutzt das Mädchen aus, das deine Freundin sein will.“ „Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst“, rief Ruth vollkommen verwirrt.
„Ach nein? Du bist doch nur deswegen mit Hilda befreundet, weil sie gute Noten hat und du von ihr abschreiben kannst, oder? Und ich weiß zufällig, dass Hilda darüber ganz schön sauer ist. Das hat sie mir nämlich selbst gesagt.“
„Aber ich bin doch nicht deswegen mit ihr befreundet!“, rief Ruth und wurde blass. „Und wenn Hilda tatsächlich sauer auf mich ist, dann hätte sie mir das auch selbst sagen können statt jemandem wie dir!“ Patrizia wurde rot vor Wut. „Du solltest lieber ein bisschen Respekt zeigen, wenn du mit Älteren sprichst“, zischte sie.
Respekt war nun wirklich das Allerletzte, was die beiden Mädchen in diesem Moment für Patrizia empfanden. Sie waren gekränkt und wütend und beeilten sich mit dem Saubermachen. Sie wollten so schnell wie möglich Patrizias gemeinen Vorwürfen entkommen
und den Dingen auf den Grund gehen.
„Hallo, ihr beiden“, sagte Katie und grinste mitleidig, als Susanne und Ruth in den Gemeinschaftsraum zurückkamen. „Habt ihr euch bei der reizenden Patrizia gut amüsiert?“
„Jedenfalls sind wir jetzt gut informiert“, antwortete Susanne kalt und fixierte Lucy, die in einer Ecke saß. „He, Lucy, ich möchte dich bitte mal sprechen.“
„Was ist denn in die gefahren?“, fragte Katie erstaunt. „Ein bisschen Gift - Patrizia sei Dank“, antwortete Ruth grimmig. „Hilda, komm
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