kommen groß raus
und schüttelte den Kopf.
„Ach, Katie! Willst du uns etwa den Spaß an einem Streich nicht gönnen, bloß weil du Klassensprecherin bist?“, nörgelte Dora.
„Das ist es nicht“, antwortete Katie. „Aber alle wissen, dass man Streiche am besten Mamsell spielt. Frau Roberts ist viel zu streng dafür.“
„Ich liebe aber die Herausforderung. Stimmt doch, Daphne, oder?“, sagte Dora.
Ihre Zwillingsschwester nickte gelangweilt. „Hm. Aber wenn du mich fragst, ist eine Mitternachtsparty ein viel besseres Mittel gegen Langeweile.“
Dieser Vorschlag fand sofort Zustimmung. „Super! Genau, das machen wir!“, riefen ein Dutzend Stimmen.
„Soviel ich weiß, ist das sowieso so eine Art Tradition“, sagte Katie. „Hat zufällig jemand demnächst Geburtstag?“
„Ich, in vierzehn Tagen“, sagte ein Mädchen namens Rita. „Meine Eltern schenken mir Geld, und sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich es in eine Party stecke.“
„Super!“, rief Daphne. „Wenn wir anderen auch noch etwas zu essen mitbringen, können wir Ritas Geburtstag richtig groß feiern.“
Sarah Tellmann nahm an dieser Besprechung nicht teil, weil sie gerade in Ellis Zimmer beschäftigt war. Nachdem sie ihre Arbeiten erledigt hatte, ging sie zurück zum Aufenthaltsraum. Als sie kurz davor um eine Ecke bog, stieß sie erstaunt die Luft aus. Patrizia stand vor der Tür und hatte ihre Nase praktisch in das Schlüsselloch gesteckt. Sarah wollte sich davonstehlen, aber ihr Luftholen hatte sie schon verraten, und Patri- zia drehte sich rasch um. Ihre Augen verengten sich gefährlich. Sarah erschrak bis ins Mark. Denn obwohl sie wusste, dass die Sechstklässlerin für ihre Schnüffeleien berühmt war, war es ihr unangenehm, sie auf frischer Tat zu ertappen. Und noch viel schlimmer war, dass Sarah nichts dagegen machen konnte. Wenn sie den Erstklässlern davon erzählen oder sie sogar warnen würde, würde Patrizia sich dafür bitter rächen.
Aber jetzt winkte Patrizia Sarah schweigend heran, und als sie neben ihr stand, konnte sie Katies Stimme hören: „Genau! Wir machen eine Mitternachtsparty. Bis dahin sind es noch zwei Wochen. Das reicht ja wohl, um alles zu organisieren.“
Als Sarah Patrizias triumphierendes Grinsen sah, streckte sie ihre Hand mutig nach der Türklinke aus. Sie wollte die erste Klasse davor bewahren, sich noch weiter zu verraten. Aber es war schon zu spät, denn in diesem Moment flog die Tür auf. Sie wurde von der Innenseite geöffnet, und Rita erschien im Türrahmen.
Als sie sah, mit wem Sarah zusammenstand, wich ihr die Farbe aus dem Gesicht. Die arme Sarah war unübersehbar verwirrt. Aber Patrizia meisterte die Situation auf ihre übliche arrogante Art. Sie schritt selbstsicher in den Gemeinschaftsraum und schaltete das Radio ab. Die Erstklässlerinnen fühlten sich unbehaglich und waren gleichzeitig sauer. Keine andere aus der sechsten Klasse würde es wagen, derart in die Privatsphäre der jüngeren Mädchen einzudringen.
„Mädels“, begann Patrizia mit säuselndem Ton, der die Mädchen gleich argwöhnisch machte. „Ich habe eine kleine Aufgabe zu erledigen und brauche eine Freiwillige.“ Sie blickte von einem Gesicht zum anderen, aber keins der Mädchen sah sie an. Jetzt wurde ihr Blick kalt, und sie sagte ärgerlich: „Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine solche Bande derart unhöflicher und fauler Mädchen gesehen! Als ich so alt war wie ihr, wäre ich schon gesprungen, wenn ein Mädchen aus den höheren Klassen nur mit dem Finger geschnippt hätte, und .“
„Schade, dass du bei der Gelegenheit nicht gleich in den Fluss gesprungen bist“, murmelte Daphne unterdrückt.
Aber Patrizias scharfen Ohren entging diese Bemerkung nicht. „Was hast du gesagt?“, fragte sie und baute sich vor dem Mädchen auf.
Daphne starrte ungerührt zurück und war anscheinend bereit, ihre Bemerkung zu wiederholen. Aber als sie den Mund öffnete, zitterte Sarah schon bis in die Zehenspitzen. Sie konnte die Spannung nicht länger
ertragen. „Ich kann das für dich machen, Patrizia.“
Alle Köpfe wandten sich ihr zu. Feigling! Verräterin!, las sie die zornigen Gedanken ihrer Mitschülerinnen und wünschte, dass sich der Boden öffnen möge. Aber zu ihrer großen Überraschung lehnte Patrizia ihr Angebot ab. Sie klopfte ihr auf die Schulter und sagte mit schmeichelnder Stimme: „Danke, Sarah. Es ist schön zu wissen, dass wenigstens eine Schülerin der Ersten bereit ist, zu helfen. Aber du
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