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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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nie gelungen, bei dem Hindernislauf des Jungen mitzuhalten, aber jetzt kam er gerade rechtzeitig, um seine Beute besiegt zu sehen.
    Adrian war im kniehohen Wasser eine dunkle Silhouette auf allen vieren.
    Gerade als er sich mühsam erhob und ihm Sahlmans Pistole ein überzeugendes Argument lieferte, die Hände in die Luft zu strecken, teilten sich die Wolken am Abendhimmel.
    Und der Mond ließ sein blauweißes Licht über Adrian Remis’ klägliche Gestalt rieseln.
    Hier hatte er einen, der endlich in seinem richtigen Element gelandet war, dachte Sahlman schadenfroh. Braungrüne Schlammklumpen hingen ihm unelegant im Haar, im Gesicht und an den Kleidern, und das Haar mit den blond gefärbten Strähnen wurde von halb verrotteten Blättern schleimiger Sumpfgewächse geziert.
    Sahlman lachte.
    Er konnte sich nicht beherrschen.
    Das Lachen kam einfach.
    Roh, herz- und zügellos.
    Adrian hatte so rohes Lachen schon früher gehört. Zu Hause in Riga. Und von Stoján …
    Er streckte die Hände noch höher und wandte seinem Bezwinger flehend die Handflächen entgegen.
    »Nicht schießen! Nicht schießen!«
    Er schniefte kläglich. Sahlmans Lachen gefror zu Eis.
    »Haben sie das zu dir gesagt?«, wollte er wissen und sah plötzlich die leblose Gestalt Sten Anderssons vor dem gekühlten Bier vor sich. »Die Menschen, die ihr ermordet habt?«
    Mit einem Mal war er wieder todernst. Die klägliche Gestalt kam ihm jetzt nicht mehr lächerlich vor.
    »Habt ihr sie gezwungen, um ihr Leben zu betteln?«, wiederholte er mit tonloser Kälte.
    »Bitte, bitte … schießen Sie nicht!«, schniefte Adrian.
    Sahlman spuckte verächtlich aus.
    »Pfui Teufel! Meinst du, ich mache mich wegen so einem Scheißer wie dir unglücklich? Das glaubst du doch selbst nicht!«
    Er zog Handschellen aus der Gesäßtasche seiner teuren Leinenhose. Jetzt war sie total hinüber, aber tant pis, wie die Franzosen sagten, wen kümmerte das schon! Er gab dem Letten mit der Pistole ein Zeichen, aus dem Wasser zu klettern.
    Genau wie im Kino war ein Klicken zu hören, als er seinem Gefangenen die Handschellen anlegte.
    »Zu sterben ist doch keine Strafe«, flüsterte er Adrian Remis ins Ohr. »Deine Strafe ist, dass du den Rest deines verdammten elenden Lebens mit dir selbst leben musst.«
    Adrian begriff nichts, aber er tat auf jeden Fall genau das, was der Bulle wollte.
    »Genau. Das ist die Strafe für Leute wie dich«, meinte Sahlman, »gezwungen zu sein, mit sich selbst zu leben. Und diese Strafe will ich dir nicht ersparen.«
    Unfreundlich zog er an den Handschellen, die unweigerlich in die Handgelenke des Gefangenen einschnitten. Aber Sahlman wusste genau, wo die Grenze war, und hütete sich davor, diese zu überschreiten, denn das war es einfach nicht wert.
    »Komm jetzt, Scheißer«, sagte er müde, »jetzt gehen wir zurück.«
     
    Elin Starbeck hatte die ganze Zeit etwas Aufmerksamkeit auf sich und ihre Tankstelle lenken wollen, aber wohl kaum auf diese Art.
    Es war kaum zu fassen, wie schnell es sich herumgesprochen hatte, dass bei Starbecks etwas passiert war. Aber so war es, denn alle in Ramseryd waren auf den Beinen. Mitten in der Nacht kamen sie mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Auto zur Tankstelle.
    Hatten sie die Schüsse gehört?, fragte sich Sahlman, als er sich beeilte, seinen Gefangenen durch die Hintertür zu stoßen. Sirenen waren jedenfalls keine zu hören, stellte er fest, als er Adrian mit den Handschellen an einen Heizkörper fesselte.
    Bernard hatte sich nicht bewegt, aber sein verwirrter Gesang war in ein trostloses, schluchzendes Weinen übergegangen.
    Jetzt sang stattdessen Hill.
    Sahlman glaubte, nicht recht zu hören. Er warf noch einen letzten Blick auf seine Gefangenen und eilte dann in die Schlafnische.
    Hill lag neben Elin im Bett.
    Er lag hinter ihr und presste sich gegen sie. Er zwang seine Körperwärme durch die blutverfleckte Decke und schenkte ihr Hoffnung. Er hielt sie in den Armen und sang mit leiser Stimme:
    »Der Mond ist aufgegangen …«
    Endlich hatte sie aufgehört zu zittern.
    Endlich waren die ersehnten Sirenen in der Ferne zu hören. Sie kamen aus dem Süden und verschmolzen unwirklich mit dem Schlaflied.
     
    Der Krankenwagen war schon vor geraumer Zeit mit Elin Starbeck zum Krankenhaus nach Jönköping gefahren. Ein Mannschaftswagen der Polizei hatte Bernard und Adrian mitgenommen. Später sollten sie nach Helsingborg gebracht werden, Bernard direkt in die Rechtspsychiatrie.
    Die Leiche von Stoján

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