Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
beschweren, aber wenn ich das ausbaden soll? Was soll ich machen bei solcher Schlamperei der Polizei! Von einzelnen Polizisten. Ich nenne keine Namen.“
Katzorke legte seine ganze Entrüstung in den Zustand der Akte. So kam er mit Müller ins Spiel.
Peter Müller lächelte nicht mehr. Seine Mundwinkel krümmten sich nach unten.
„ Schlamperei der Polizei?“
„ So steht es womöglich bald in der Presse.“
Die Akte wanderte über den Schreibtisch. Müller überflog die losen Blätter.
„ Na ja, das ist gar nichts. Das ist ein Dreck!“
Beim Sprechen stieß ihm sein Käsebrot auf.
„ Oder verdammt gute Tarnung! Ich weiß nicht.“
Müller stutzte bei diesem Einwand.
Er begriff, dass er zwischen Katzorkes Worten lesen sollte.
„ Angenommen, wir gehen da rein. Die Presse kriegt leider immer vorher davon mit. Polizeifunk, Informanten, was weiß ich? Nachher heißt es wieder: die böse, böse Polizei!“
Katzorke war ein Meister darin, sich mit einer Rede Verantwortung vom Hals zu schaffen. Diesmal war Peter Müller dran. Sein Vorgesetzter begriff eines in diesem Moment nicht. Dass Katzorke ihn gerade in seinen Schlamassel mit hineinzog.
„ Dann kommunizieren wir eben bei diesem Einsatz mal anders. Sagen sie das ihren Einsatzkräften. Nichts über Polizeifunk!“
Katzorke grinste loyal.
„ Warum sollten wir technisch immer hinterher sein? Das kotzt mich schon seit Jahren an. Aber ich kriege ja keine Mittel bewilligt.“
Katzorke schwankte von einem Fuß auf den anderen.
„ Was noch?“
Die beiden konnten miteinander auskommen, wirklich gemocht hatten sie sich trotzdem nicht.
„ Die mutmaßlichen Straftäter sind Griechen. Ich persönlich habe nichts gegen Griechen. Ich gehe auch griechisch essen. Kann es sein, dass in unserer Behörde irgendjemand etwas gegen Griechen hat?“
Müller war sofort von seinem Platz hinter dem Schreibtisch aufgesprungen, sein Gesicht wurde blass. Seine rechte Hand, die die ganze Zeit einen altmodischen Füllfederhalter hielt, verriet mit ihrem Zittern seine innerliche Wut.
„ Immer dasselbe Problem. Eigentlich dürften wir nirgendwo rein gehen. Hinter jeder Tür, die wir aufbrechen, lauert ein Fettnäpfchen. Verhaften wir eine OK Gruppierung, zum Beispiel eine Rockerbande, heißt es anschließend, die Berliner Polizei hätte etwas gegen Motorradfahrer. Genau wie bei Ausländern. Das kotzt mich an! Wir haben nichts gegen alle, solange sie sich an die Spielregeln halten.“
Katzorke nickte bedächtig mit dem Kopf.
„ Katzorke, ich will und kann auf solche lancierten Meinungen keine Rücksicht nehmen! Gelaber überlasse ich unserem Pressesprecher. Eigentlich brauchen wir in Zukunft eine PR Abteilung. Imagepflege! So schlimm ist es geworden. Nur hat das mit unseren Polizeiaufgaben eigentlich nichts mehr zu tun. Berlin hat mehr als sechzig Milliarden Schulden, und von dem, was übrig ist, sollen wir die Sicherheit der Berliner Bürger gewährleisten. So sieht es aus.“
Katzorke nickte energisch.
Müller kam nun langsam wieder auf Normaltemperatur.
„ Stimmen Sie ihren Einsatz mit dem SEK ab! Viel Glück, Katzorke!“
Mit einer Handbewegung entließ er seinen Kommissar.
Katzorkes Falle hatte zugeschnappt. Mehr als Müllers Rückendeckung für den heiklen Einsatz konnte er nicht erwarten. Die Verantwortung für den SEK Einsatz in Mariendorf lag nun beim Chef persönlich.
„ Mahlzeit!“
„ Mahlzeit!“
Müller sah seinem Kommissar mitleidig nach. Zum Golfen würde er den ganz sicher nicht einladen. Andere Gesellschaftsschicht.
Im Fahrstuhl fuhr Katzorke bis runter zum SEK. Allein in der Fahrkabine explodierte er fast vor Freude über seinen gelungenen Coup.
„ Nahkampf, ja!“
Er boxte mit der Faust mehrmals fest gegen die Metallwand. Der Fahrstuhl stoppte mit einem Ruck. Dann schrillte ein Alarm.
„ Verfluchte Scheiße!“
Störanfällige Elektronik. Das konnte dauern, bis man ihn befreite. Aber die Maschinerie der Polizei war mit seinem Gespräch bei Peter Müller trotzdem in Gang gesetzt. Die Staatsanwaltschaft wurde informiert, Einsatzkräfte abgestimmt, alles lief nach immer demselben Schema.
Katzorke ahnte in seinem Fahrstuhl allerdings nicht, dass sich auch Peter Müller für den Einsatz absicherte. Seinem erfahrenen Chef war nicht verborgen geblieben, dass irgendwas nicht stimmte. Also gab er gegenüber dem Staatsanwalt an, er habe seinen Kommissar dahingehend verstanden, dass der Verdacht auf eine ausländische Terroristenzelle zumindest
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