Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
Polizisten Faschisten!“
Einer mit Dreitagebart kam zunehmend in Pöbellaune.
„ Lassen Sie die griechischen Waren gefälligst hier!“
„ Ich zahle in bar!“
Katzorke blätterte Geldscheine auf den Tisch.
Sein Gegenüber, dessen Namen er sich trotz Feststellung der Personalien
nicht hatte merken können, schäumte vor Wut. Die anderen Männer redeten auf Griechisch vehement auf ihn ein. Er beruhigte sich, nachdem er noch einige Beleidigungen auf Griechisch gegen Katzorke gerichtet hatte.
„ Achten Sie nicht auf ihn, Herr Kommissar! Er steht noch unter Schock. Wir Griechen mögen gute Nachbarschaft. Am liebsten ganz ohne Polizei!“
Der Kommissar hatte die Gemüter beruhigt. Das war ihm sein vordringlichstes Anliegen gewesen, damit es in der Folge des missglückten Einsatzes wenigstens keine Beschwerden mit Dienstaufsichtsverfahren gab.
„ Ich danke ihnen allen für ihr Verständnis. Der Tischler sollte jeden Moment da sein und repariert ihre Tür. Nochmals, verzeihen sie bitte die Störung ihres Friedens! Ein schönes Wochenende!“
Katzorke war froh, als er nach dieser Abbitte draußen war. Gegen einundzwanzig Uhr dreißig war es, als er erschöpft in seiner Wohnung ankam.
Er bereitete sich einen starken Kaffee zu, denn die Vorstellung über die Reaktionen seiner Kollegen am Montag nach dem Wochenende quälte ihn dermaßen, dass er sich nicht einfach ausruhen konnte.
„ Irgendeine Lösung muss es doch geben! Verflucht noch mal! Freisinger, Arschloch, das zahle ich dir heim!“
Er zermarterte sein Hirn in gedanklichen Endlosschlaufen. Nachdem er sich einen Futschi gemixt hatte und sich durch das heimelige Geräusch von klingenden Eiswürfeln sein Unmut etwas gelegt hatte, fielen nach ein paar Schlucken zumindest die nervigsten Gedanken aus ihrer Bahn.
Im Kühlschrank fand er noch einige Mini Bouletten, die er mit Senf direkt aus der Plastikverpackung verspeiste. Seit Tagen hatte er seinen Haushalt vernachlässigt, exakt seit diesem ominösen Fall.
Doch dann war ihm wieder eingefallen, dass er ja bei den Griechen eingekauft hatte. Das Etikett der Marmelade verführte mit Brombeeren unter der Silhouette der Akropolis. Er dachte an Strand und Urlaub und bereitete sich einen Brombeertoast als Dessert.
„ Hm, schmeckt gar nicht übel!“
Die Brombeermarmelade mundete ihm ausgesprochen gut. Er entwickelte sogar einen gewaltigen Heißhunger darauf. Wie im Kalorienrausch bestrich er Toast um Toast mit dem leckeren Fruchtaufstrich, bis nur noch ein kleiner Rest im Glas übrig geblieben war.
Nach dem Imbiss ging es ihm besser. Er brauchte nicht lange, um sich darüber klar zu werden, dass der Fall noch in dieser Nacht gelöst werden musste.
Katzorke griff nach seiner Jacke.
„ Auf geht´s!“
Vielleicht hatte der Zucker in der Brombeermarmelade zusammen mit dem Alkohol eine stärkende Wirkung in Gang gesetzt. Katzorke verspürte auf einmal unbändige Energie.
Mit der U6 fuhr er nach Mariendorf. Sein Auto hatte er lieber stehen gelassen.
Selten war er so spät abends in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, daher wunderte er sich über allerlei lustige Gestalten.
Ein dicker Mann zwinkerte ihm ununterbrochen zu.
„ Haben Sie ein Augenleiden?“
Der Zug machte im Tunnel einen merkwürdigen Sound, Disharmonien wie eine Gruftie Band. Katzorke erinnerte sich an eine Razzia in einer Diskothek, wo er diese Art von Musik schon einmal gehört hatte. Er bewertete keinen Musikgeschmack, aber es hörte sich an, als ob die U-Bahn beim Fahren gegen die Tunnelwand schlug.
Die bunt zusammen gewürfelte Fahrgemeinschaft, hauptsächlich Jugendliche auf dem Weg in die Wochenendpartyzone, schien die Gefahr nicht zu bemerken. Sie lachten und scherzten unbefangen vor sich hin.
Katzorke klammerte sich wie eine Echse an die Haltestange. Jedenfalls fühlte er sich zunehmend wie eine Echse, starr in der Gestalt, aber mit scharf beobachtenden Augen.
In Mariendorf taperte er bis zum Zielobjekt, stand dort minutenlang wie gebannt, um sich endlich gekonnt kletternd wie selbstverständlich auf die unteren Äste des hohen Straßenbaums vor der Fensterfront des Hauses gegenüber der Kleingartenkolonie zu ziehen.
„ Big Brother is gleich watching you!“
Mit einer Faust in Richtung des besagten Fensters drohend und launig mit sich selbst scherzend war er schließlich immer höher im Baum geklettert. Die Äste wurden dünner und bogen sich unter seiner Last.
„ Kein Knacks, kein Problem!“
Durch die Fenster jener
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