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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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zischelte ihr Luke Macholl zu. „Bleiben Sie bei ihm sitzen. Schwatzen Sie ihm Schnaps und Liköre auf. Ich will keine Schwierigkeiten mit Antony Fingal bekommen. Halten Sie sich gefälligst an seine Befehle.“
    Mit müden Schritten ging Miriam Davis an den einzelnen Tisch zurück. „Soll ich Ihnen einstweilen Gesellschaft leisten?“ fragte sie mit verkrampftem Lächeln.
    Es ging alles viel leichter, als sie gedacht hatte. Rex Belmore war sichtlich entzückt von ihrem Anerbieten. Er vergaß augenblicklich, warum er überhaupt hergekommen war. Schmunzelnd musterte er das hübsche Mädchen.
    „Bitte“, sagte er mit einer einladenden Handbewegung. „Ich freue mich, wenn ich mit einer jungen Dame plaudern kann. Dann kommt verdünnter Wein natürlich nicht mehr in Frage. Bringen Sie etwas anderes. Sie wissen schon.“
    Miriam Davis schleppte erst Sekt herbei, dann Schnäpse und Liköre. Sie mußte es dulden, daß Rex Belmore seine plumpen Tatzen um sie legte. Sie konnte sich auch nicht wehren, als er immer zärtlicher wurde. Geduldig wie ein Lamm hörte sie sich seine Reden an. Er plapperte in einem fort. „Ich bin schon seit vier Jahren beim Sicherheitsdienst“,, erzählte er. „Ist bisher immer eine ruhige Kugel gewesen. Aber nun auf einmal scheint es aufregender zu werden. Heute Nacht muß ich noch nach Rockford hinausfahren. Dumm, daß ich meinen Chauffeur nach Hause geschickt habe. Nun muß ich selbst steuern. Wird nicht ganz leicht sein, wie?“
    Miriam Davis lächelte. Sie lächelte, obwohl in ihrem Innern ein Abgrund klaffte.
    Ich gebe mich für ein abgefeimtes Verbrechen her, sagte sie still bei sich. Ich reiche die Hände zu einer unverzeihlichen Schurkentat. Kann ich denn nicht einfach davonlaufen? Ist es denn wirklich schon zu spät? Ja, es war zu spät. Rex Belmore hätte sie nun gar nicht mehr weggelassen. Er war wie vernarrt in sie. Plump und tolpatschig tätschelte er ihre weichen Arme. „Vielleicht kann ich nach dem Dienst noch einmal zurückkommen“, murmelte er mit schwerer Zunge. „Wie lange haben Sie denn geöffnet?“
    „Bis vier Uhr morgens“, sagte Miriam Davis tonlos.
    „Na gut“, brummte Rex Belmore. „Dann bringen Sie noch ein paar scharfe Sachen zum vorläufigen Abschied.“
    Als Miriam Davis an die Theke kam, zog Luke Macholl sie hastig in das kleine Büro hinaus. Auf einem Tablett standen zwei Schnapsgläser. Das eine war mit weißer, das andere mit roter Flüssigkeit gefüllt.
    „Er bekommt den weißen, verstehen Sie?“ zischelte Luke Macholl mit unsteten Blicken. „Verwechseln Sie die beiden Gläser nicht. Los, gehen Sie!“
    „Was soll denn das?“ fragte Miriam Davis argwöhnisch. „Haben Sie etwa ein Pulver in den Schnaps ge . . .?“
    „Reden Sie nicht lange herum. Sie sollen gehen.“
    Bleich und hinfällig kehrte Miriam Davis mit dem Tablett zu Rex Balmore zurück.
    Er empfing sie mit dem gutmütigen Lärm. des Betrunkenen.
    „Na also“, lachte er amüsiert. „Dann wollen wir noch einmal anstoßen, Täubchen! Auf das, was wir lieben, wie?“
    Ahnungslos leerte er sein Glas. Dann blickte er auf die Uhr. „In zehn Minuten spätestens muß ich fahren“, lallte er. „Mein Wagen steht draußen am Madras Viaduct. Hoffentlich komme ich gut über die Runde.“ Er kicherte dumm vor sich hin, und dann auf einmal wurde er auffallend schläfrig. Er gähnte in einem fort. Sein Kopf sank schwer zur Seite. Die Augen wurden immer kleiner und schlossen sich schließlich ganz. Ein lautes Schnarchen kam aus dem halb geöffneten Mund.
    Als Miriam Davis den Kopf hob, sah sie Antony Fingal hochaufgerichtet am Nachbartisch sitzen. Seine Blicke brannten wie glühende Kohlen auf ihrer Haut.
    Jetzt, sagten seine stechenden Augen. Jetzt ist es soweit! Niemand beobachtet euch. Es ist eine Kleinigkeit, ihm die Brieftasche aus der Jacke zu ziehen. Seine Blicke wurden immer drohender, je länger es dauerte. Aber Miriam konnte es einfach nicht tun. Alles in ihr sträubte sich dagegen. Sie brachte es nicht übers Herz, den Betrunkenen auszuplündern. Da mußte Antony Fingal schließlich selbst die Kastanien aus dem Feuer holen. „Los!“ zischte er wütend. „Fassen Sie mit an! Wir tragen ihn hinaus ins Nebenzimmer.“
    Zusammen schleppten sie die schwere Last in den angrenzenden Raum und ließen sie auf eine Bank nieder. Noch in der gleichen Sekunde suchte Antony Fingal blitzschnell die Taschen seines Opfers durch. Er hatte Glück. Schon nach wenigen Sekunden hielt er einen leuchtend

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