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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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roten Ausweis der Sicherheitspolizei in der Hand. Lauernd betrachtete er das Lichtbild. Es war ihm zwar nicht ähnlich, aber wenn er den Hut aufbehielt, ging die Sache sicher glatt. Die erste Hürde war jedenfalls überwunden.
    „Kommen Sie mit!“ sagte er mit kalter Stimme. „Ich brauche Sie noch.“
    Miriam Davis warf einen unruhigen Blick auf den betrunkenen Schläfer. „Was geschieht, wenn er wach wird?“ fragte sie sorgenvoll.
    „Keine Angst“, lächelte Antony Fingal überheblich. „Vor morgen früh wird er nicht zu sich kommen. Und dann wird er schamhaft verschweigen, daß er sich seinen Rausch ausgerechnet in der Venus Bar holte. Es würde das Ende seiner Karriere bedeuten.“
    Er schob Miriam Davis vor sich her und drängte sie ungeduldig ins Freie. Er ließ sie nicht mehr los, bis sie vor einer abgestellten Limousine am Madras Viaduct standen. Er öffnete die Tür und zwang das Mädchen auf den Vordersitz nieder. Dann setzte er sich selbst hinter das Steuer. Schon in der nächsten Sekunde fuhr der Wagen in nördlicher Richtung davon.
    Miriam Davis schlug verzweifelt die Hände vor das Gesicht. „Was soll ich denn jetzt noch tun?“ fragte sie schluchzend. „Wohin bringen Sie mich? Was hat denn alles zu bedeuten?“
    „Sie werden mit mir nach Rockford zu den Haviland Werken fahren“, zischte Antony Fingal in unbarmherziger Schärfe. „Ich falle viel weniger auf, wenn ein Mädchen dabei ist. Sie werden mit den Posten schäkern, während ich in das Werksgelände fahre. Ich habe dann den Rücken frei.“
    Miriam Davis wußte keine Antwort auf diese Worte. Verstört und mutlos blickte sie durch die Windschutzscheibe. Ihr war zum Weinen zumute. Sie fühlte sich so verlassen, als stünde sie ganz allein auf der Welt. Als sie sich einmal umdrehte, sah sie auf den Rücksitzen ein plumpes Etwas liegen. Es war mit einer Decke verhüllt.
    „Was ist das?“ fragte sie bebend.
    Antony Fingal zeigte grinsend die Zähne.
    „Es ist eine mittelschwere Höllenmaschine. Sie wird ausreichen, um die Raketenwerft in die Luft zu jagen, denke ich. Ein zweites Mal möchte ich diese Fahrt nicht machen müssen. Sie ist selbst mir zu gefährlich.“
    Miriam Davis duckte sich, als habe sie einen schmerzhaften Schlag erhalten. Ihr Gesicht war von einer Sekunde zur anderen kalkweiß geworden. Ihr Atem ging schwer und mühsam. „Das wollen Sie tun?“ fragte sie erschüttert. „Sind Sie denn überhaupt noch ein Mensch? Was geschieht, wenn sich in diesem Werftgebäude Arbeiter oder Ingenieure aufhalten? Was wird aus ihnen, wenn diese Bombe explodiert?“
    „Verluste müssen in Kauf genommen werden“, sagte Antony Fingal gleichgültig. „Und nun halten Sie bitte den Mund. Bereiten Sie sich auf Ihre Aufgabe vor.“ Sie erreichten die Ortschaft Rockford. Hinter den letzten Häusern ging es links ab. Warnungsschilder tauchten zu beiden Seiten der Straße auf.
    „Stop“, leuchtete es ihnen dann plötzlich entgegen. „Keine Durchfahrt für Privatfahrzeuge!“ Eine rotweiß gestreifte Schranke lag quer über der Straße. Dahinter liefen Posten in schweren Wachmänteln herum. Sie blickten dem Wagen neugierig entgegen.
    „Jetzt wird es ernst“, tuschelte Antony Fingal. „Nehmen Sie sich zusammen! Es geht auch um Ihren eigenen Hals. Niemand wird Ihnen das Märchen abnehmen, daß Sie zu dieser Fahrt erpreßt wurden.“
    Der Wagen hielt mit kreischenden Bremsen. Antony Fingal schlug seinen Pelzkragen hoch und stieg aus. Gleichgültig und lässig ging er auf die Posten zu. Er zückte den gestohlenen roten Ausweis und erlebte die Genugtuung, daß die Wachen vor ihm salutierten und Meldung machten. Die Schranke hob sich. Er durfte passieren. Niemand hatte einen Blick in den Wagen geworfen. Vor der eigentlichen Toreinfahrt waren die Posten etwas gewitzter. „Die Dame muß hierbleiben, Sir“, befahlen sie in dienstlicher Kühle. „Privatpersonen dürfen das Werksgelände nicht betreten.“
    „Natürlich“, lächelte Antony Fingal geschmeidig. „Steig bitte aus, Miriam! Ich bin in spätestens zehn Minuten zurück. Die Kontrolle wird rasch erledigt sein.“ Schwankend und fröstelnd trat Miriam Davis auf die Straße. Sie sah sich von neugierigen Wachen umringt. Sie hörte spöttische oder anzügliche Worte. Es wurde ihr kaum bewußt, daß Antony Fingal mit seinem Wagen die letzte Schranke passiert hatte und sich nun bereits im Werksgelände befand.
    „Diese Bonzen haben es leicht“, brummte ein vermummter Posten. „Sie haben

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