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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Treiben ungestört fortsetzen. Und da ich schon zuviel von ihnen weiß, werden sie mir Tag und Nacht nachstellen, bis ich auf der Strecke bleibe. Was soll ich also tun ? Sie wußte im Moment keinen Rat. Sie verschob alles auf den nächsten Morgen. Vorerst sehnte sie sich nur nach Ruhe und Geborgenheit. Sie ging den gleichen Weg zurück, den sie gekommen war. Laut hallten ihre Schritte über das Pflaster. Dumpf brach sich das Echo im Gemäuer des Ruskin Walls. Sie war ganz allein. Sie trachtete danach, möglichst rasch aus dieser gefährlichen Gegend wegzukommen. Als sie das Poplar Dock erreichte, blieb sie stehen und drehte sich mißtrauisch um . Ihr Herz krampfte sich erschreckt zusammen, als sie die beiden Verfolger entdeckte, die lautlos hinter ihr herschlichen. Ihre Schatten hoben sich schwärzlich von den Mauern der Werften ab. Ihre Gesichter blieben im Dunkel.
    Augenblicklich beschleunigte Dora Gibbon ihre Schritte. Ihr war auf einmal hundeelend zumute. Ein heißes Würgen steckte ihr in der Kehle. Ich hätte nicht hierher gehen dürfen, dachte sie gepeinigt. Es war die größte Torheit meines Lebens. Ich hätte mir doch gleich denken müssen, daß sich Antony Fingal verleugnen lassen wird. Er ist nicht der Mann der zu seinen Taten steht. Er wird versuchen, mich mundtot zu machen. Er wird kein Mittel scheuen, wenn ich nur schweige.
    Sie drehte sich noch einmal um. Die beiden Verfolger blieben ihr dicht auf den Fersen. Sie hielten ständig den gleichen Abstand. Wenn ich die Imbißstube erreiche, ist alles gut, Sinnierte Dora Gibbon, während sie immer rascher vorwärts hastete. Ich werde von dort aus die Polizei anrufen. Mag dann geschehen, was will. Ich möchte ja nur dieses armselige Leben retten. Weiter nichts. Die verstohlenen Schritte in ihrem Rücken trieben sie unablässig vorwärts. Sie wußte kaum, wohin sie lief. Als sie in die nächste Straße einbiegen wollte, merkte sie plötzlich, daß sie sich verlaufen hatte.
    Vor ihr lag der neblige Lauf des Row Creek, der bei den Trockendocks in die Themse mündete. Eine stählerne Brücke spannte sich über den Fluß. Auf der anderen Seite lagen die langgestreckten Schuppen der Strompolizei. Das ist die Rettung, dachte Dora Gibbon erleichtert. Ich werde mich den Cops anvertrauen. Sie werden mich vor Antony Fingal und seinen Helfershelfern zu schützen wissen. Ein letztes Mal beschleunigte sie ihre Schritte. Ihre Lungen begannen zu brennen und zu stechen. Mühsam rang sie nach Atem. Schwankend schleppte sie sich am Brückengeländer fort. Dann mußte sie plötzlich einsehen, daß man sie in die Enge getrieben hatte. Sie würde die Revierbaracken der Strompolizei niemals mehr erreichen. Ihre Verfolger waren keine fünf Meter mehr entfernt. Katzenhaft pirschten sie sich heran. Deutlich waren ihre erregten Atemzüge zu hören. Verstört und furchtsam starrte Dora Gibbon auf das schwärzliche Wasser hinunter. Die jäh aufsteigende Todesangst erleichterte ihr den schweren Entschluß. Ich werde hinunterspringen, dachte sie. Es ist die letzte Chance, die ich habe. Vielleicht erreiche ich das andere Ufer. Vielleicht fischt mich ein Polizeiboot auf. Ich muß es riskieren. Sie glaubte eine kaltfunkelnde Pistole auf sich gerichtet zu sehen; da verlor sie die letzte Beherrschung. Sie zog sich am Brückengeländer hoch und stürzte sich kopfüber hinunter. Während sie wie ein Stein auf die Wasserfläche zufiel, riß sie weit die Augen auf. In panischem Entsetzen bemerkte sie, daß der steinerne Sockel des Brückenpfeilers genau unter ihr lag. Sie kam nicht mehr darüber hinweg. Sie hätte von Anfang an viel weiter springen müssen. Es waren nur Bruchteile von Sekunden, bis sie auf dem Betonfundament aufschlug. Aber diese wenigen Augenblicke genügten, um alle Abgründe der Hölle vor ihr aufzutun. Ein irrer Aufschrei entrang sich ihren Lippen. Gellend klang dieser verzweifelte Todesruf über die Wasserfläche. Ein hartes, krachendes Poltern folgte. Dann war es wieder so still, als wäre nichts geschehen.

    2

    Es war Sergeant Palmer von der Strompolizei der den Hilferuf an der Brücke gehört hatte. Noch in der gleichen Sekunde begann er klar und überlegt zu handeln.
    „Boot drei fertigmachen“, befahl er den diensttuenden Konstablern.
    „Motor anwerfen. Brown und Miller werden mich begleiten. Los, an die Arbeit!“
    Schon nach einer halben Minute begann der Motor des Polizeikutters ruhig und gleichmäßig zu tuckern. Der Bug des wendigen Schiffes richtete sich auf die

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