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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Harban mit abwesendem Blick. „Ich habe jedenfalls heute Abend zwölf Girls gezählt.“ „Stimmt“, sagte Liz Etty rasch. „Wir haben zwei Neue bekommen. Die eine heißt Angela Sirion, die andere Doris Kent.“
    Thom Harban nahm einen Schluck aus seiner Tasse. „Den Namen Angela Sirion habe ich noch nie gehört“, murmelte er. „Die andere kenne ich. Ich bin ihr schon öfter begegnet.“
    Liz Etty wollte etwas sagen. Sie hatte die Worte schon auf der Zunge. Aber dann hielt sie es für besser, zu schweigen. Sie war auf einmal wieder gehemmt und unfroh.
    Als ein fremder Herr an ihrem Tisch vorüberging, hob sie flüchtig den Blick. Er nickte lächelnd in ihre Richtung. „Guten Abend, Mr. Hatfield“, grüßte der Fremde höflich.
    Der Name hatte eine ungeahnte Wirkung auf Liz Etty. Sie erbleichte von einer Sekunde zur ändern. Entgeistert starrte sie auf Thom Harban. Ihre Hände begannen zu zittern. Ihre blauen Augen wurden dunkel vor Erregung.
    „Habe ich mich getäuscht?“ fragte der Fremde in diesem Augenblick. „Sind Sie nicht James Hatfielt?“
    „Nein“, murmelte Thom Harban zwischen den Zähnen. „Es ist ein Irrtum. Sie verwechseln mich mit einem anderen. Tut mir leid. Sir.“
    Der Unbekannte entschuldigte sich höflich und verschwand. Er hatte schon lang das Lokal verlassen, da saß Liz Etty immer noch wie erstarrt in ihrem Polstersessel. Ihr Gesicht war bleich und durchsichtig.
    „James Hatfield war der Mann, von dem mir Stephanie Malet vorschwärmte“, sagte sie mit brüchiger Stimme. „Das war am Abend vor ihrem Tod. Und seither wird James Hatflied von der Polizei gesucht. Sein Name steht auf allen Plakatsäulen.“
    „Was habe ich damit zu tun?“ murmelte Thom Harban wortkarg. „Warum erzählst du mir das?“ „Wie konnte dich dieser Fremde mit James Hatfield anreden?“ fragte Liz Etty argwöhnisch. „Warum hast du dich nicht verteidigt? Warum klärtest du den Irrtum nicht sofort auf?“
    Thom Harban zuckte nur mit den Achseln. Er sagte nichts. Jetzt, in diesen Sekunden, war er ihr wieder völlig fremd. Sie konnte einfach nichts mit ihm anfangen. Er saß wohl unmittelbar neben ihr, aber seine Gedanken waren weit entfernt.
    „Wollen wir nicht gehen?“ fragte Liz Etty nach einiger Zeit. „Ich möchte heim. Ich bin müde.“ Thom Harban nickte wortlos und beglich die kleine Zeche. Er zahlte auch für sie. Er half ihr galant in den Mantel und begleitete sie hinaus.
    „Ich werde mit dir bis zur Pension gehen“, sagte er. „Es ist jetzt zu gefährlich für junge Mädchen, nachts allein durch die Straßen des Ostens zu wandern.“
    Liz Etty ging gedankenverloren neben ihm her. Es wollte kein Gespräch aufkommen zwischen ihnen. Sie achtete auch gar nicht auf den Weg.
    Erst als sie auf dem Sodom Wall standen, da schreckte sie aus ihrem Brüten auf.
    „Wohin willst du?“ fragte sie scheu. „Diesen Weg haben wir noch nie genommen.“
    „Er ist kürzer“, sagte Thom Harban einsilbig.
    „Sei nicht ängstlich. Ich bin ja bei dir.“
    Liz Etty ging langsamer. Ihre Füße klebten zäh am Boden. Aus ängstlichen Augen blickte sie auf den dampfenden Strom. Wie eine dunstige Brühe kochte der Nebel über dem Fluß. Er braute sich auch über der berüchtigten Gasse dicht zusammen. Es war kaum etwas zu sehen. Kein Mensch, kein Licht. Die Laternen glosten nur wie rötliche Funzeln.
    „Wollen wir nicht umkehren?“ fragte Liz Etty furchtsam. „Mir ist so unheimlich. Ich weiß nicht warum. Ich kann dir meine Angst nicht erklären.“ „Wir sind doch gleich am Ende der Gasse“, meinte Thom Harban. „Was hast du nur? Es kann dir doch nichts geschehen, wenn ich dabei bin.“
    Er blieb stehen und zog sie zärtlich an sich. Es war das erstemal, daß er das tat. Er war sonst nicht für Liebkosungen und Schmeicheleien.
    Um so erstaunter und glücklicher war Liz Etty über seine plötzliche Veränderung. Beseligt schloß sie die Augen. Ein heißer Schauer rann über ihre Haut, als er ihr den ersten Kuß schenkte. Ihr Herz schlug in raschen Schlägen. Sie hob die Hände und fuhr ihm über die dunklen Haare. Sie preßte sich fest an ihn. Sie schlang beide Arme um seinen Hals. „Thom!“ flüsterte sie leidenschaftlich. „Wenn es doch immer so bliebe zwischen uns. Warum kannst du nicht immer so sein. Es gäbe keine größere Seligkeit für mich.“
    Sie wußte nicht, wie lange diese glückliche Verzauberung anhielt. Sie spürte plötzlich das harte Geländer der Uferböschung in ihrem Rücken. Das

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