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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Augen auf wie ein erschrockener Fisch. „Wie meinst du das?“ brummte er fassungslos. „Was willst du dann tun?“
    Chris Longman tippte sich an die Stirn.
    „Burt Lukin handelt mit Rauschgift. Er ist reich. Er hat Geld wie Heu. Er wird die größten Summen zahlen, wenn man ihn nicht verrät. Die Belohnung bekämen wir nur einmal. Aber Burt Lukin könnten wir immer wieder abstauben.“
    „Das ist Erpressung“, schnaufte Lorre erregt. „Was machst du, wenn dir der Kommissar auf die Schliche kommt? Du wirst jahrelang in den Knast wandern.“
    „Bah!“ grunzte Chris Longman abfällig. „Die Cops können mir gestohlen bleiben. Man muß ernten, solange der Weizen reif ist. Machst du mit?“
    Buster Lorre kam zu keiner Entscheidung. Er druckste hin und her. Er sperrte weit den Mund auf, als müßte er ersticken. Sein keuchender Atem war im ganzen Lokal zu hören.
    „Ich warte erst noch ab“, würgte er schließlich hervor. „Wenn man die Leiche des Mädchens bis morgen abend nicht gefunden hat, dann bin ich dabei. All right?“
    „All right!“ erwiderte Chris Longman einsilbig.
    Er zündete sich eine Zigarette an und rauchte in fiebriger Hast. Dann hatte er es auf einmal verdächtig eilig, aus dem Bouillonkeller wegzukommen. Er murmelte kaum ein Wort zum Abschied. Rasch stieg er die Treppe nach oben. In der engen Gasse verhielt er seine Schritte. Mißtrauisch spähte er den Sodom Wall hinunter. Er konnte keinen Menschen entdecken. Hinter dem Mulatten Klub und der Austern Bar blieb alles still.
    „Ich werde ihn in seiner Behausung aufsuchen“, murmelte Chris Longman halblaut vor sich hin. „Glaube nicht, daß es gefährlich ist. Er wird jede Summe zahlen, um mich rasch wieder loszuwerden.“
    Ohne lange zu zögern, setzte Chris Longman seinen Plan in die Tat um. Er ging den gleichen Weg, den er schon gestern nacht gegangen war. Er brauchte nicht lange bis Limehouse. Bereits nach sieben Minuten hatte er die düstere Mietskaserne an den Hopemakers Fields erreicht. In diesem Haus war Burt Lukin gestern Nacht verschwunden. Auf dem Glockenschild stand ganz deutlich sein Name. Ein Irrtum war also ausgeschlossen. Chris Longman drückte hart gegen die Haustür und mußte feststellen, daß sie versperrt war. Das hatte aber nur wenig zu bedeuten. Schon nach drei Minuten stand die Tür weit offen. Chris Longman konnte eintreten. Er machte Licht und pirschte sich lauernd durch das Erdgeschoß. Verstohlen musterte er die Namensschilder auf den Türen. Er ging die Treppe hinauf. Er erklomm ein Stockwerk nach dem anderen. Erst im Dachgeschoß hatte er schließlich Glück. Es gab nur eine einzige Tür. „Burt Lukin“ stand auf einem Schild neben der altmodischen Zugglocke.
    Chris Longman läutete. Hungrig reckte er seinen abstoßenden Totenschädel vor. Aufmerksam verfolgte er jedes Geräusch. Er sah, daß sich in der Tür ein Guckloch öffnete und daß ihn ein Auge argwöhnisch anstarrte. Nach einer kurzen Frist öffnete sich die Tür. Sie ging knarrend auf, Zoll um Zoll. Niemand wurde dahinter sichtbar. Vergeblich spähte Chris Longman nach seinem Opfer aus.
    „Kommen Sie doch endlich!“ sagte auf einmal eine dunkle Stimme. „Treten Sie ein! Machen Sie die Tür hinter sich zu.“
    Chris Longman gehorchte. Aufgeregt drückte er die Tür ins Schloß. Er fühlte sich auf einmal gar nicht mehr so überlegen. Er war ganz allein in einer fremden Wohnung. Allein mit einem Mörder. Es wäre vielleicht doch besser gewesen, wenn er Buster Lorre mitgenommen hätte. Die dunkle Stimme zerschnitt seine Gedanken. „Kommen Sie!“ klang es ihm aus einer offenen Tür entgegen. „Wer sind Sie? Nennen Sie Ihren Namen!“
    Chris Longman stolperte geblendet über die Schwelle des Zimmers. Auch jetzt warf er gehorsam die Tür hinter sich zu. Blinzelnd äugte er in eine helle Bürolampe, die auf dem Schreibtisch stand und mit dem Schirm direkt auf ihn gerichtet war. Das grelle Licht machte ihn konfus. Er konnte kaum erkennen, wer hinter dem Schreibtisch saß.
    „Ich bin Chris Longman“, stotterte er. „Ich wohne am Sodom Wall. Ich habe Sie gestern abend beobachtet, als Sie...“
    Hinter dem Schreibtisch blieb es still. Kein Laut durchbrach das lähmende Schweigen. Chris Longman begann zu schwitzen. Er drehte unruhig den Kopf hin und her. Was sollte er von dieser ganzen Komödie halten? Was ging in dem ändern vor? Was dachte er? Wollte er zahlen? Oder brütete sein teuflisches Hirn eben über einen neuen Mord? Dieser Gedanke brachte

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