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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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arbeitslose Artistin sei. Ich griff sofort zu.“
    „Die beiden Dicken, das sind Felix Humper und Spencer Marshall, nicht wahr?“
    „Ja, Sir! Sie haben mich auf Doris Kent aufmerksam gemacht.“
    „Ich suche aber einen anderen Mann“, fuhr Morry scharf dazwischen. „Er ist schlank, hochgewachsen, von dunkler Gesichtsfarbe und . . .
    „Ich weiß, Kommissar“, seufte Stewart Rabus. „Sie sprechen von dem Mörder. Man kann seine Beschreibung ja auf jeder Plakatsäule lesen.“
    „Der Mann, der Ihnen Doris Kent auslieferte, ist der Mörder“, sagte Morry eindringlich. Stewart Rabus wechselte die Farbe. Er wurde aschfahl im Gesicht. Seine blassen Augen irrten unruhig hin und her.
    „Ich weiß nichts von diesem Mann“, stotterte er. „Ich habe wirklich nur mit den beiden Dicken verhandelt. Ich spreche die Wahrheit, Sir! Fragen Sie doch selbst im Mulatten Klub nach.“
    „Das werde ich tun! Darauf können Sie sich verlassen“, knurrte Morry grimmig. Die Unterredung war beendet. Mit harten Schritten verließ der Kommissar das Büro des Geschäftsführers. Eigentlich hätte er jetzt in den Barraum gehen sollen, allein schon deshalb, weil Angela Sirion ihm eine Eintrittskarte geschenkt hatte. Aber er war im Augenblick viel zu beschäftigt mit seinen Gedanken, um an solchen Vorführungen Interesse zu finden. Er setzte sich an die Bartheke hinter der Garderobe und trank schweigsam einen Whisky-Soda. Grübelnd hing er seinen Gedanken nach.
    Gedämpft klangen die Melodien der Barkapelle zu ihm heraus. Er hörte den donnernden Beifall der begeisterten Zuschauer. Er vernahm deutlich ihr Trampeln und grölendes Geschrei. Als sich Morry dann endlich erhob, war die Vorstellung gerade beendet. In dichten Massen strömten die Zuschauer an ihm vorüber. Sie rissen ihn beinahe um. Er mußte sich mit beiden Ellbogen gegen den reißenden Strom stemmen. Jetzt erst bedauerte er, daß er das große Ereignis versäumt hatte, Angela Sirion aus nächster Nähe auf der Bühne zu bewundern. Ich muß es nachholen, dachte er. Ich muß endlich einmal wissen, wie sie im Kostüm aussieht. Es läßt mir keine Ruhe mehr. Ich glaube noch immer, daß sie mich belogen hat. Schon eine Minute später ging er durch den Garderobengang. Er klopfte an der Tür. Er wartete eine Weile. Als sich nichts rührte, steckte er neugierig den Kopf durch den Türspalt.
    „Hallo, Miß Sirion!“ rief er laut. „Kommen Sie doch bitte einen Augenblick heraus!“
    Sie kam wirklich. Sie trat schüchtern vor den Kommissar hin. Rot vor Verlegenheit senkte sie den Blick. „Was wünschen Sie, Sir?“ fragte sie scheu. Hätte sich neben dem Kommissar die Erde geöffnet, so wäre er wahrscheinlich nicht verblüffter gewesen als jetzt, da er seiner Assistentin gegenüberstand. Er erkannte sie kaum wieder. Es war genauso, als hätte sich ein häßliches Entlein in einen wundervollen Schwan verwandelt. Er konnte kaum glauben, was er sah. Das strähnige Haar, das sonst immer straff nach hinten gekämmt war, ringelte sich jetzt in weichen Locken und spielte in warmem Goldton. Die nackten Beine steckten in zierlichen Ballettschuhen. Das bunte Flitterkostüm umspannte einen verführerisch geformten Körper. Überdies besaß Angela Sirion die samtene Haut eines reifen Pfirsichs. Sie war verlockend anzusehen. Morry brachte einfach kein Wort hervor. Er hatte noch immer etwas zu sagen gewußt, wenn er Dieben, Mördern oder Zuhältern gegenüberstand. Aber jetzt verschlug es ihm glatt die Sprache.
    „Warum ließen Sie mich rufen, Sir?“ fragte Angela Sirion zum zweitenmal.
    Morry riß sich zusammen. Er mußte ihr endlich antworten. Er machte sich ja lächerlich mit seinem ewigen Schweigen. „Es hatte eigentlich keinen besonderen Grund“, murmelte er stockend. „Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich Sie am Ausgang erwarte. Beeilen Sie sich bitte!“
    Stolz und glücklich huschte Angela Sirion in ihre Garderobe zurück. Sie bewegte sich graziös und anmutig. Sie hinterließ den Eindruck, als hätte sie ewig auf einer Bühne gestanden. Zehn Minuten später verließ sie die Austern Bar durch den Seitenausgang. Sie trug wieder ihren weiten Mantel mit der großen Kapuze. Aber seltsamerweise störte sich Morry diesmal nicht im geringsten an ihrer komischen Bekleidung. Er wußte nun, welch makellosen Körper dieses schlotternde Gewand verhüllte. Er sah sie noch immer so, wie sie vorhin vor ihm gestanden hatte.
    „Ich hätte Lust, mit Ihnen ein Lokal zu besuchen“, sagte er

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