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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Chris Longman völlig durcheinander. Er spürte, wie ihm eisige Schauer über die Haut krochen. Ein scharfes Brennen würgte ihn in der Kehle.
    „Ich könnte mein Wissen zu Geld machen“, murmelte er hastig. „Ich brauchte nur der Polizei einen Tip zu geben. Sie verstehen mich? Es ist eine hohe Belohnung ausgesetzt. . .“
    Auch diesmal rührte sich nichts hinter dem grellen Licht. Hätte Chris Longman nicht die dunklen Umrisse einer männlichen Gestalt gesehen, so wäre er wahrhaftig der Meinung gewesen, allein in diesem kahlen Raum zu sein. Er trat nervös von einem Fuß auf den ändern. Sein Herz pochte in wilden Schlägen. Verstört kniff er die Augen zusammen. War nicht eine Pistole auf ihn gerichtet? Wollte dieser Teufel mit einem neuen Mord seine Haut retten? Würde er es riskieren, ihn einfach über den Haufen zu schießen? Nervös fuhr Chris Longman mit der Zunge über die trockenen Lippen.
    „Ich bin nicht allein da“, murmelte er zwischen den Zähnen. „Buster Lorre wartet unten auf mich. Es ist nur, damit Sie Bescheid wissen. Wenn ich in zehn Minuten nicht unten bin, wird Buster herauf kommen. “
    Diesmal hatte er richtig geschaltet. Seine Drohung saß mitten im Ziel. Hinter dem Schreibtisch klang ein heiseres Hüsteln auf. Ein Stuhl knarrte. Die Knöchel einer Hand trommelten hastig auf die Tischplatte.
    „Was kostet Ihr Schweigen?“
    Chris Longman überlegte fieberhaft. Er mußte eine Zahl nennen. Irgendeine Zahl. Es war gar nicht so wichtig, wie hoch die Ziffer war. Er würde ja doch immer wieder kommen.
    „Sechshundert“, preßte er schließlich hervor.
    „Gut. Sie sollen das Geld bekommen. Wo kann ich Sie morgen Nacht treffen?“
    „Ich bin immer im Bouillonkeller am Sodom Wall zu finden“, murmelte Chris Longman. „Sie brauchen mich nur aus dem Lokal holen zu lassen.“
    „In Ordnung“, sagte der Mann hinter dem stechenden Licht. „Ich bin morgen Nacht um elf Uhr am Sodom Wall. Ich lasse Sie rufen. Sie werden Ihr Geld bekommen und dann schweigen. Verstanden?“
    „Könnten Sie mir das Geld nicht gleich geben?“ fragte Chris Longman lauernd.
    „Nein. Ich habe nicht soviel hier.“
    Chris Longman drehte sich enttäuscht um. „Morgen Nacht also“, murmelte er noch, dann ging er zur Tür.
    Niemand hielt ihn zurück. Kein Schuß zerriß die Stille. Es geschah überhaupt nichts. Wohlbehalten kam Chris Longman unten im Hausflur an. Die Tür stand noch offen. Er huschte rasch auf die Straße hinaus. Bis jetzt war alles gut gegangen. Aber nun auf einmal schien der Teufel seine Hand im Spiel zu haben. Chris Longman hörte Schritte hinter sich. Harte Schritte, die ständig hinter ihm blieben. Sie kamen nicht näher. Sie folgten ihm in ewig gleichem Abstand. Drei Minuten hielt Chris Longman die Folter, aus. Dann ertrug er das Versteckspiel nicht länger. Unmittelbar unter einer Laterne blieb er stehen. Er wartete. Dunkel schälte sich sein Verfolger aus dem Nebeldunst. Er geriet in den Lichtkreis der Lampe. Man konnte jetzt deutlich sein Gesicht erkennen. Es war Thom Harban.
    „Was willst du denn schon wieder, verfluchter Judas“, keuchte Chris Longman erbost. „Hast du mir nachgeschnüffelt? Oder warst du es selber, der da oben in der Dachwohnung. . .?“
    Thom Harban sagte nichts. Er lächelte nur. Er blieb hartnäckig an der Seite Chris Longmans, bis sie den Sodom Wall erreichten.

    10

    Gespannt wartete Kommissar Morry an diesem Vormittag auf das Erscheinen Angela Sirions. Sie hatte sich gestern den ganzen Tag nicht bei ihm blicken lassen. Seit ihrer Premiere in der Austern Bar hatte er sie nicht mehr gesehen. Er griff ungeduldig nach dem Telefon.
    „Ist Miß Sirion im Haus?“ fragte er Inspektor Rhonda.
    „Yes, Sir!“
    „Sie soll sofort zu mir kommen, hören Sie?“
    „Jawohl, Sir! Ich schicke sie gleich zu Ihnen hinüber.“
    Es dauerte wirklich nicht lange, da stand Angela Sirion in der Tür. Sie trug auch heute ein graues Sackkleid von entsetzlichen Formen. Die plumpe Nickelbrille funkelte häßlicher als je zuvor. Ihre ganze Erscheinung wirkte in der nüchternen Morgensonne grau und fahl. Unvorstellbar, daß ein solches Mädchen auf einer Tanzbühne Triumphe feiern sollte.
    „Haben Sie nichts Neues für mich?“ fragte Morry gespannt.
    „Doch, Sir“, sagte Angela Sirion rasch. „Ich wollte Sie eben aufsuchen. Ich habe eine wichtige Meldung zu machen. Doris Kent wird seit vorgestern Abend vermißt.“
    Kommissar Morry fuhr unruhig von seinem Stuhl auf. Sein Gesicht

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