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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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nicht?" sagte Olga Marat und hob hochmütig die Augenbrauen. „Er kann sich ruhig hierher setzen. Wenn er mir nicht gefällt, werde ich ihn wie Luft behandeln."
    Ein paar Sekunden später stand der fremde Herr auch schon am Tisch. Er verbeugte sich in vollendeter Manier. Er trug einen erstklassigen Anzug. Er sah intelligent und sehr vermögend aus.
    „Kennen wir uns nicht?" fragte er lächelnd, als er zum ersten Mal in das hübsche Gesicht Olga Marats blickte.
    „Doch, ich glaube schon", sagte das Mädchen zögernd. „Ich kann mich im Moment nur nicht daran erinnern, wo wir uns gesehen haben."
    „Ich freue mich, daß ich Ihre Gesellschaft genießen darf", sagte der fremde Herr galant. „Nennen Sie mich bitte Ernest. Ihr Name ist mir leider entfallen. Heißen Sie nicht . . .?"
    „Olga Marat."
    „Natürlich, Olga Marat! Jetzt erinnere ich mich wieder. Wir müssen früher tatsächlich öfter zusammengekommen sein."
    Der Mann, der sich Ernest nannte, bestellte Sekt und zeigte sich von seiner besten Seite. Er war ein blendender Unterhalter. Er gewann sich rasch die Sympathien Olga Marats. Allein schon deshalb, weil er mit dem Geld nur so um sich warf. Sie verbrachten vier ausgelassene Stunden bis Mitternacht. Dann schloß das Cafe. Olga Marat wäre am liebsten noch geblieben. Sie hatte sich selten so wohlgefühlt in der Nähe eines Mannes. Sie dachte an nichts Böses. Wie hätte sie auch wissen sollen, daß es ein Mörder war, mit dem sie sich sorglos lächelnd unterhielt.
    „Wenn hier Schluß ist, dann fahren wir eben noch woanders hin", sagte Ernest in vergnügter Laune. „Kommen Sie, Olga! Wir finden schon etwas Passendes. Ich habe meinen Wagen draußen stehen."
    Sie brachen auf und verließen als letzte Gäste das Cafe.
    Olga Marat nahm mit leisem Kichern auf dem Vordersitz Platz. Es war eine herrliche Nacht, wie geschaffen für ein lockendes Abenteuer.
    „Wohin fahren wir denn?" fragte sie mit schleppender Stimme.
    „Das wird nicht verraten", sagte der Mann neben ihr. „Es soll eine Überraschung sein."
    Er brachte den Wagen in rasche Fahrt und steuerte auf die südlichen Außenbezirke zu. Bald blieben die Häuserreihen und Straßenzüge hinter ihnen zurück. Es wurde einsam zu beiden Seiten der Fahrbahn. Hohe Gebüsche und dunkle Kiefernwälder wuchsen schattenhaft in den Nachthimmel. Olga Marat wandte plötzlich ihr Gesicht zur Seite. Die heitere Stimmung, die sie vorhin noch erfüllt hatte, schien auf einmal verflogen zu sein.
    „Was soll das, Ernest?" fragte sie mißtrauisch. „Wohin fahren Sie denn? Hier ist doch weit und breit kein Lokal."
    „Irrtum!" sagte der Mann am Steuerrad unbewegt. „Wir sind gleich da. Sie werden Augen machen."
    Er bog nach links ab. Er trat auf die Bremse. Der Wagen kam zum Stehen.
    „Bitte aussteigen", sagte Ernest. „Eine winzig kleine Strecke müssen wir zu Fuß gehen."
    Olga Marat glitt nur zögernd von ihrem Sitz. Langsam öffnete sie die Tür. Es war lau draußen. Dennoch zuckte sie fröstelnd zusammen.
    Der Wagen stand mit erloschenen Scheinwerfern auf einem schmalen Waldweg. Links und rechts wuchsen rauschende Bäume auf. Nirgends ein Mensch. Kein Licht weit und breit. Schwarze Finsternis, wohin man auch blickte.
    „Keine Angst", sagte Emest mit starrem Lächeln. „Das Lokal, das ich im Sinn habe, ist ein ehemaliges Försterhaus, mitten dm Wald gelegen. Kommen Sie, Olga! Hier läuft der Weg."
    Er schob sie sanft vor sich her. Er folgte unmittelbar auf ihren Fersen. Ihre Schritte gaben kaum ein Geräusch. Federnd sanken sie auf dem weichen Moos ein. Irgendwo schrie ein aufgeschreckter Waldkauz. Seine Rufe strichen klagend und unheimlich durch die Nacht.
    „Aus", sagte Olga Marat plötzlich und blieb stehen. „Ich gehe nicht mehr weiter. Ich kehre um."
    „Welch ein Unsinn", murmelte Ernest ärgerlich. „Hundert Meter noch, Olga! Warum verderben Sie mir die ganze Freude?"
    Sie ließ sich ein letztes Mal beschwatzen. Sie ging weiter. Ihre Schritte wurden schleppend und müde. Die Einsamkeit machte sie unruhig. Die düstere Finsternis ließ ihren Herzschlag stocken. Sie stolperte über eine Baumwurzel und raffte sich wieder auf. In diesem Moment hörte sie ein leises Klicken hinter sich. Es klang geradeso, als würde eine Pistole durchgeladen. Olga Marat fuhr in panischem Entsetzen herum. Sie wollte etwas sagen. Sie wollte ihre Angst laut in die Stille hineinschreien. Sie wollte verzweifelt um Hilfe rufen, obwohl sie hier sicher niemand hörte. Sie war einem

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