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Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Spott des Gangsters; sie wechselte kurzerhand das für sie als Frau undankbare Thema: „Ihr habt je drei Schnäpse! Das macht also...“
    Ein Geldstück aus der Hand Frankie Suffolks flog klirrend auf den Tisch. „Da, Norma!" meinte der Gangster dabei gönnerhaft.
    „Das reicht für das Doppelte von dem, was wir zu bezahlen haben! Behalte den Rest für dich, sozusagen als Belohnung für deine gesunde Einstellung."
    Unwillig schüttelte die Frau ihren Kopf, daß ihre tiefschwarzen Haare nur so flogen. Bevor sie das Geld an sich nehmen konnte, hatten die beiden Gangster sich umgedreht. Sie verschwanden durch den vor dem Eingang angebrachten Windfang nach draußen. Eine anscheinend ruhige und friedliche Nacht empfing die ins Freie tretenden Männer. Doch die Ruhe unten am Fluß und die Lautlosigkeit in dem über dem Wasser liegenden leichten Dunst trog. Keine halbe Stunde mehr, und der von Nord nach Süd fließende Teil der Themse, der Limehouse-Reach, würde für einige Menschen zur wahren Hölle werden. Dieses aber ahnten weder ein Mann aus der Silver-Walk, noch die möglichst geräuschlos am Ufer dahin huschenden Gangster Frankie Suffolk und Charles Brey. Was wurde hier gespielt? Warum schlichen Frankie Suffolk und Charles Brey zu einem bereitliegenden Boot? Als Frankie Suffolk, zusammen mit seinem Komplicen, das Boot zu Wasser gelassen hatte und mit kräftigen Schlägen gegen den Strom kämpfte, um möglichst nahe an der Stelle das andere Ufer zu erreichen, an der er seine gemeine Tat auszuführen gedachte, sagte er auf die Frage seines Komplicen: „Frankie! Bist du fest entschlossen, Irving Jorday das Päckchen abzunehmen, sobald er es von den Chinks gekauft hat und wieder an Land kommt?"
    „Well! — Warum fragst du noch?" knurrte Frankie und tauchte behende die Ruder ins Wasser.
    „Ich habe mir die ganze Sache noch einmal durch den Kopf gehen lassen!" begann Charles Brey mit leiser Stimme auf seinen Komplicen einzureden. „Bist du dir auch bewußt, was wir uns auf den Hals laden werden, wenn unser Dazwischenfahren bekannt werden sollte?"
    „Wer sollte schon darauf kommen, daß wir es waren, die diesem Jorday das wertvolle Päckchen abgeluchst haben? Er selbst wird uns in der Dunkelheit nicht erkennen! Er wird heilfroh sein, nur mit einem Brummschädel davongekommen zu sein. Es ist eigentlich viel zu anständig von uns, ihm nur eins auf den Deckel zu geben und dann mit der Beute abzubrummen. Verdammt, Charles! Ich habe es Irving Jorday noch nicht verziehen, daß er uns damals bei dem Raub des Schmucks aus der Villa in Holborn hat leer ausgehen lassen! Denke daran, wenn du es sein solltest, der ihm eins über den Schädel geben wird."
    „Noch etwas, Frankie", unterbrach Charles Brey seinen Komplicen.
    „Ist es auch ganz sicher, daß Jorday allein den Transport des Päckchens vom Schiff der Chinks zu seinem Auftraggeber nach Bermondsey durchführen wird?"
    „Well, old friend! — Jedenfalls wird er an jener Stelle noch mutterseelenallein sein, an. der wir ihn mit unserer Anwesenheit beehren. Möglich ist, daß ein zweiter Mann mit einem Wagen auf ihn auf der Rotherhithe Street wartet, um ihn später aufzunehmen. Diese Möglichkeit besteht, doch bis Jorday aus seinem Schlaf erwacht und bis zu dem Mann mit dem Auto gekommen ist, sind wir beide schon über alle Berge. Kein Mensch wird vermuten, daß wir über den Fluß gekommen sind — und auch auf dem gleichen Wege unseren Schatz in Sicherheit bringen werden! Nun beruhigt?"
    Charles Brey, der jetzt die Ruder übernahm und wenig später das Boot am Ziel ihres nächtlichen Unternehmens anlegte, war noch keineswegs ganz durch die Worte seines Komplicen beruhigt. Gewiß, diese Sache war von langer Hand vorbereitet worden. Sie hatten von dem Treiben Irving Jordays persönlich gehört, daß er für seinen Auftraggeber den Transport einer gewissen Ware von verschiedenen Schiffen in die Stadt hinein durchzuführen hatte. Sie hatten nämlich ein Gespräch belauscht. Sogleich war ihnen der Gedanke gekommen, die wertvolle Ware in ihren Besitz zu bringen. Sie machten als vorsichtige Gauner zunächst eine Art Generalprobe; das war vor mehr als drei Wochen gewesen. Unbemerkt waren sie dem Manne gefolgt, als dieser mit einem handlichen Päckchen von vielleicht einem Kilo Gesamtgewicht ein im Nelson Dock vor Anker liegendes Schiff verlassen und sich zur Rotherhithe Street entfernt hatte. Keine verdächtigen Gestalten hatten sie während der Verfolgung des Mannes bemerkt.

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