Kommissar Morry - Die Todesstrasse
Leuten mitgeteilt hat!"
„Laß den Philosophen aus dem Spiel!" Frankie Suffolk fiel ärgerlich dem Budiker ins Wort. „Der Alte ist in Ordnung! Wenn noch jemand von der Sache wissen sollte, dann hat er seine Kenntnisse sicherlich nicht vom Philosophen'!"
Obwohl Frankie Suffolks Worte sehr überzeugend klangen, schien er selbst plötzlich doch nicht mehr so felsenfest daran zu glauben. Irgendwie kam ihm der Alte nach diesem Mord an Hugh Martiway etwas sonderbar vor. Auch glaubte er, sich nun wieder daran zu erinnern, daß der .Philosoph' auch an dem Abend an ihrem Nebentisch gesessen hatte und ihr Fortgehen beobachtete.
Was ich eben vermutete, ist Unsinn! dachte er. Er gab den in ihm aufgestiegenen Verdacht wieder auf, denn, sagte er sich, wenn der Alte etwas mit der ganzen Sache zu tun haben sollte, dann hätte er uns nicht den Ort verraten, an dem er das Päckchen wieder versteckte, Oder? Der Gangster behielt sich vor, dem Alten lieber doch einmal gehörig auf die Finger zu sehen! Vielleicht spielte dieser Alte nur den harmlosen Mann? Vielleicht war er in Wirklichkeit einer jener raffinierten Gangster, die die ganze Welt zum Narren halten und, als harmlose Trottel getarnt, ihre Taten ausführen?
So etwas war schon mehrfach in Gangsterkreisen vorgekommen! Im Falle des ,Philosophen' aber irrte er sich. Dieser Irrtum jedoch bewahrte ihn an diesem Tage davor, ein Vorhaben wahr zu machen und damit dem wirklichen Mörder gegenüber zu stehen. Während Frankie Suffolk nun mehr und mehr den Unerschrockenen spielte, verließ ihn auch noch sein Busenfreund Charles Brey. Zwar sprach er es nicht klar aus, aber seine Miene und seine Redensarten ließen darauf schließen, daß er wenig Lust verspürte, die Bekanntschaft des Mörders aus der Silver- Walk zu machen.
„Rede nicht solchen Unsinn! Wenn wir zu zweit sind, wird der Kerl sich bestimmt nicht an uns heranwagen."
Frankie Suffolk zerstreute die Bedenken seines ängstlichen Komplicen kurzerhand. Er meinte, das Gespräch abschließend: „Außerdem werden wir ja heute Abend sehen, woher der Wind weht!"
10
Ein Wettlauf mit der Zeit begann. Jener Wettlauf, der immer dann zwischen der Polizei und einem heimtückischen Mörder eintritt, wenn dieser sich noch auf freiem Fuß befindet. Für Kommissar Morry galt es, dieses Rennen zu gewinnen. Mehr denn je warf er seine ganzen Erfahrungen und sein Können in die Waagschale, um der Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen. Wie konnte er einen Täter überführen, von dem man einzig und allein die besondere Ausführungsart des Mordes kannte? Noch war ein Motiv nicht zu erkennen, das dem erfahrenen Yard-Officer hätte weiter helfen können. Ganz zu schweigen davon, daß hier nicht, wie in vielen Mordfällen, gleich zum Anfang eine Spur auf einen gewissen Täterkreis hinführte. Undurchdringlich und geheimnisvoll war alles, was den Mord in der Silver-Walk betraf. Während Kommissar Morry an diesem Morgen an seinem Schreibtisch saß und angespannt, Zeile für Zeile, Vernehmung um Vernehmung des Jauntoner Falles studierte, wartete immer noch Konstabler Clay Deverell im Queen Eliz Hospital von Chadwell.
Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. David Brown hatte immer noch nicht seine Besinnung wiedererlangt. Fast stündlich schritt der Beamte zum Arztzimmer und läutete von hier aus das Headquarter an. Als er wieder einmal „Fehlanzeige" meldete, erfuhr er von dem Mord in der Silver-Walk. War seine Laune schon durch sein untätiges Warten vor dem Zimmer des Verletzten nicht gerade rosig, so sank nach dieser Nachricht sein Stimmungsbarometer unter den Nullpunkt. Das war keineswegs nach seinem Geschmack, hier herumzusitzen, während seine Kollegen sich abmühten.
Als er gerade an die Worte seines Chefs dachte: Beharrlichkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein guter Teck haben muß, um zu Erfolgen zu kommen!' schien seine Wartezeit hier im Queen-Eliz Spital zu Ende zu gehen.
Jedenfalls erschien eine Krankenschwester plötzlich bei ihm und sagte mit heller Stimme: „Sir, der Patient ist erwacht! Der Arzt erwartet Sie im Zimmer des Patienten!"
So schnell wie möglich eilte er zum Krankenzimmer. Dann stand er, wie schon vor Stunden einmal, als er sich von der Person David Browns überzeugte, vor dem Bett des Verletzten. „Please, Mister! Versuchen Sie Ihr Glück!" flüsterte ihm der Arzt zu und wies dabei mit der Hand auf den dick in Mull verpackten Mann im Bett.
Dicht trat der Konstabler an David Brown
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