Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
es sonst möglich gewesen, daß die Beamten einen so wichtigen Hinweis auf den Täter nicht beachtet hätten?"
    „Sie haben es beachtet, Deverell", erwiderte der Kommissar ernst.
    „Aber es mag einen anderen Grund gehabt haben, daß sie den Mörder trotzdem nicht ermitteln konnten. Vielleicht den, daß sie ihn an falschen Orten gesucht haben? An Orten also, an denen sich der Mörder aus Jaunton eben nicht oder nicht mehr aufhielt? Er selbst wußte nur zu gut um sein sichtbares Kennzeichen. Also tauchte er dort unter, wo er am wenigsten erwischt oder vermutet werden konnte. Nur hier konnte er unerkannt leben."
    „Sir!" Konstabler Clay Deverell glaubte den Gedanken seines Chefs zu erraten, indem er skeptisch meinte: „Sie denken doch nicht etwa, daß der Kerl damals hier in unserer Stadt und zwar in den Slums untergetaucht ist?"
    Lächelnd betrachtete Kommissar Morry das verdutzte Gesicht seines Konstablers. Er ahnte, daß dieser sozusagen aus allen Wolken fallen würde, wenn er diese Frage bejahte. Lächelnd sagte der Kommissar: „Nur hier in London selbst bestand für den Mörder nicht die unmittelbare Gefahr, erkannt zu werden. Also kam er unter Garantie nach hier. Aber ich glaube nicht, daß er sich die Slums als Unterschlupf gewählt hat. Dort dürfte er sich nicht ausgekannt haben", gab Kommissar Morry seiner Vermutung Ausdruck.
    Und weiter spann er seine Kombinationen: „No, Deverell! — Für naiv halte ich den Burschen nicht. Wer sich wie er fast acht Jahre mit Erfolg vor uns zu verstecken versteht, besitzt gewiß eine gehörige Portion Verstand. Das ist es, was mich stutzig macht. Darum gibt es für mich kaum noch einen Zweifel. Der Mann, den wir suchen, befinde sich nicht im Hafengebiet. Sein Aufenthaltsort ist unter biederen Menschen zu suchen, die Gesetz und Recht achten. In einer solchen Gegend muß sich dieser Mörder eingenistet haben. Wenn Sie jetzt fragen, warum er trotz seines Kennzeichens bisher noch nicht aufgefallen ist, dann gibt es dafür mehrere Gründe. Einen davon will ich Ihnen sofort nennen: eine Narbe, die wie im Falle des Mörders von Jaunton zwar etwa fünf Zentimeter lang sein soll, aber nicht allzu breit, kann entweder durch einen Bart ganz verdeckt werden; sie kann aber auch durch eine stetige glatte Ausrasur und etwas Schminke so weit unauffällig gemacht werden, daß sie nicht auf den ersten Blick entdeckt wird."
    Je länger Kommissar Morry seinen Faden spann, um so weniger fand der Konstabler Widersprüche darin. Well! — Er war nun so weit, zu glauben, was sein Vorgesetzter ausgesprochen hatte. Nicht zuletzt trugen seine Erfahrungen mit dem bisher untrüglichen Instinkt seines Chefs dazu bei, daß sich Konstabler Deverell von den auf den ersten Blick vagen Vermutungen überzeugen ließ.
    „Gewiß, Sir", schaltete sich Deverell während einer kurzen Atempause Kommissar Morrys plötzlich erregt ein. „Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann sehen Sie zwischen der Tat in Jaunton und der in der Silver-Walk einen Zusammenhang?"
    „Yes, Deverell!" kam es voller Überzeugung aus dem Munde Kommissar Morrys.
    „Nicht nur die gleiche seltene Mordwaffe wurde hier benützt, auch die Art der Ausführung ist in beiden Fällen die gleiche. Beide Opfer starben unter den Händen eines Unmenschen. — In Jaunton war der Mörder knapp dreißig Jahre alt. Offenbar war es ein Sexualmord. Hier in der Silver-Walk muß demnach der Täter ein Mann in den vierziger Jahren sein. Sein Motiv war ein anderes; nicht geändert hat sich seine Lust und die Art des Tötens."
    Es war zwar eine sehr gewagte Schlußfolgerung, die Kommissar Morry in diesem Augenblick zog, aber seine Vermutung bestätigte sich. Vor der Verhaftung des Mörders, die die beiden Yardmen so sehnlichst wünschten, sollte noch manches für sie unliebsame Ereignis eintreten. Im Augenblick jedoch suchten sie nach einem Fehler, den der Mörder bei der Ausführung seiner Taten sicherlich begangen hatte. Der Fehler sollte ihnen den Weg weisen, dem Mörder die Maske vom Gesicht reißen zu können.
    Es begann damit, daß Konstabler Clay Deverell seine Erlebnisse im Queen Eliz Spital berichtete. Sehr aufmerksam hörte Kommissar Morry die Ausführungen seines Konstablers an. Als dieser geendet hatte, nahm sich Morry die Aufzeichnungen der Schwester vor und versuchte, einen Sinn in die Worte zu bringen.
    „Demnach", stellte er fest, „hat sich David Brown im Hofraum dieser verrufenen Kneipe in Poplar aufgehalten, als er von einem

Weitere Kostenlose Bücher