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Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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beginnt, was ihn innerlich beschäftigt. Das ist so ziemlich die letzte Hoffnung, die ich Ihnen geben kann. Die Chancen, daß es auch hier der Fall sein wird, sind allerdings nicht übertrieben groß."
    Einen Augenblick dachte der Konstabler über diese Worte des Arztes nach. Irgendeine Hoffnung bestand also noch. Jedenfalls wollte er nicht mehr, wie es zuvor seine Absicht war, das Spital schon jetzt verlassen. Er blieb. Sein weiteres Verweilen sollte sich nach Stunden für ihn und für die Klärung der mysteriösen Ereignisse günstig auswirken. Zunächst aber rief er nach dieser Aussprache mit dem Arzt nochmals Kommissar Morry an. Auch dieser war dafür, daß Clay Deverell nichts unversucht lassen sollte, um doch noch etwas über das Mißgeschick des Verletzten in Erfahrung zu bringen. Während Konstabler Deverell mit seinem Vorgesetzten sprach, befand sich die von dem Arzt herbeigerufene Schwester bei David Brown. Sie hatte die Anweisung bekommen, sofern der Verletzte auch nur eine Silbe über seine Lippen bringe, diese Worte, und seien es auch nur zusammenhanglose Wortfetzen, niederzuschreiben. So saßen nun abwechselnd Konstabler Clay Deverell oder die Schwester am Bett des Verletzten und warteten, warteten, warteten.
    Lange war die Mittagszeit schon überschritten, als der Kranke unruhig wurde.
    Neben der Schwester befand sich in diesem Augenblick zufällig auch der Arzt im Krankenzimmer David Browns. Zunächst war es nur ein Stöhnen, das sich über die blassen Lippen des Verletzten rang. Noch bevor er sich unruhig hin und her zu wälzen begann, waren die beiden Menschen bei ihm. Ihre Blicke hingen wie gebannt an seinen Lippen.
    Sekunden vergingen, dann brachte der Schwerverletzte das erste zusammenhängende Wort heraus: „Coc — ka — too —!"
    „Schreiben Sie auf, Schwester!" raunte der Arzt der Schwester zu und verschwand auf leisen Sohlen aus dem Zimmer.
    Als er zwei Minuten später mit Konstabler Clay Deverell wieder erschien, hatte die Schwester bereits mehrere Worte auf ihrem Stenoblock stehen.
    Gespannt warf Konstabler Clay Deverell einen Blick darauf.
    ,Cockatoo! — Billardzimmer im Hinterhof! — Riesiger Kerl! — Rumpelkammer! — Cockatoo! — Der Riese stammt nicht aus Poplar! — las er. Während sich David Brown einige Male wiederholte, brach plötzlich sein Gemurmel ab. Kalter Schweiß stand auf der Stirn des Verletzten, als er nun schweratmend und schweigend in den Kissen lag.
    „Das war zwar nicht viel, was Brown uns eben mitgeteilt hat, aber —" sagte der Konstabler nachdenklich und nahm den ihm von der Schwester gereichten Bogen entgegen. Noch einmal las er langsam die Zeilen. Dann schüttelte er den Kopf und meinte: „Ich weiß zwar nicht viel damit anzufangen, aber Kommissar Morry wird sich vielleicht seinen Reim darauf machen können."

    *

    Als Konstabler Clay Deverell eine halbe Stunde später in das Büro seines Chefs trat, saß dieser noch immer an seinem Schreibtisch. Ein Berg von Akten türmte sich vor ihm auf. Augenblicklich wälzte er mehrere dicke Alben mit den Fotografien der Gangster. Er hoffte, ein ganz bestimmtes Gesicht zu finden. Er fragte seinen Konstabler nicht sogleich nach den Ereignissen im Queen Eliz Hospital, sondern stellte eine Frage im Hinblick auf seine augenblickliche Tätigkeit: „Deverell — haben Sie schon mal von einem etwa 35- bis 40jährigen Burschen gehört, der als Kennzeichen eine vier bis fünf Zentimeter lange, tiefe Narbe unter dem Kinn hat?"
    Erstaunt blickte der Konstabler, der seinen Bericht sogleich erstatten wollte, den Kommissar an. „Wie kommen Sie darauf, Sir?" Er wußte zunächst mit der Frage seines Vorgesetzten nichts anzufangen. Doch während er näher an den Schreibtisch von Kommissar Morry herantrat, sollte er den Grund für diese Frage erfahren.
    „Ganz einfach deshalb", begann der Kommissar mit leiser Stimme, „weil, also hören Sie zu: Hier aus den Akten des Falles Jaunton geht hervor, daß der Mörder ein etwa 30jähriger Kerl gewesen sein soll. Mehrere Zeugenaussagen, die den Mann kurz vor dem Mord an dem Mädchen gesehen haben, stimmen darin überein, daß der Täter unter dem Kinn eben eine solche von mir soeben erwähnte Narbe gehabt haben soll. Ein Mann mit einem derartig auffallenden Zeichen aber müßte meines Erachtens doch zu finden sein?"
    „Aber man hat ihn damals nicht ermitteln können!" erinnerte der Konstabler. „Außerdem bin ich der Meinung, daß sich die Zeugen wohl geirrt haben müssen. Wie wäre

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