Kommissar Morry - Die Todesstrasse
konnte?" wollte Charles Brey von seinen Partnern wissen.
„Frankie, du hast mir doch heute morgen noch erzählt, du wärest vergangene Nacht noch mit ihm hier in der ,Red Latern' zusammen gewesen? — Also, wie kommt er dann in die Silver-Walk?"
„Das habe ich mich auch schon die ganze Zeit über gefragt", sagte der Gangster heiser. „Aber ich glaube, ich habe die Lösung gefunden! Und wenn mich nicht alles täuscht, dann war der Bursche, während wir hier mit dem ,Philosophen' zusammen saßen, gar nicht so betrunken, wie wir es geglaubt haben."
„Du denkst doch nicht etwa, er hat unser Gespräch belauscht und wollte sich, nachdem er erfahren hatte, was für ein Päckchen dort in der Silver-Walk liegt, dieses Päckchen unter den Nagel reißen?" sagte erregt der Wirt.
„Genau das glaube ich! Denn, wie sollte er ohne diesen Grund ausgerechnet in die einsame Silver-Walk gegangen sein?" meinte Frankie Suffolk bissig.
Jetzt, da er etwas klarer zu sehen glaubte, triumphierte er insgeheim über das Geschick, das seinem früheren Komplicen Hugh Martiway widerfahren war. Der unmenschliche Mord an Hugh Martiway ließ ihn von nun an kalt. Seine Habgier war größer als alle anderen Gefühle. Well, im stillen wünschte er sich sogar, der unbekannte Täter möge auch noch den schmierigen Longhson und den Philosophen auf die gleiche Art ausschalten. Für ihn wäre dann die Beute um so größer. Er glaubte von sich, derjenige zu sein, der selbstverständlich diese Geschichte überleben würde. Also stand ihm das Päckchen auch zu! Jedenfalls würde er sich nicht von einem unbekannten Mörder übertölpeln lassen! Zum Schluß seiner Überlegungen war dieser Verbrecher so weit, des Geldes wegen selbst seinen Busenfreund Charles Brey zum Teufel zu wünschen.
Der Budiker sagte nun erregt: „Wenn Hugh Martiway auch von dem Päckchen gewußt hat, dann besteht auch, verdammt noch mal, die berechtigte Annahme, daß noch weitere Burschen es von ihm erfahren haben!"
Frankie Suffolk meinte kurz angebunden: „Vielleicht wissen es schon mehr Leute, als uns lieb ist? Vielleicht auch nicht! Wer kann jetzt sagen, mit wem Hugh vor seinem Tode noch darüber gesprochen hat?"
Nach diesen Worten Frankie Suffolks trat eine kurze Pause ein. Jeder der drei Gangster schien sich hierüber Gedanken zu machen. Stumm und verbissen starrten sie vor sich hin.
Schließlich meinte der Budiker: „Teufel, wenn ich mir die Sache richtig überlege, dann habe ich verdammt wenig Lust, das gleiche wie Hugh Martiway zu erleben. Solange ich nicht weiß, welcher Satan dort über das Päckchen wacht, werde ich meine Finger davon lassen! Und ich rate euch, es ebenfalls zu tun!"
„Hasenfuß!" stieß Frankie Suffolk verächtlich hervor. Insgeheim aber registrierte er erfreut, daß er dann ein weiteres Viertel, eben das des Budikers, für sich beanspruchen könne. Denn wer von ihnen nicht mehr mitmachen wollte, hatte auch keinen Anspruch auf einen Anteil. So folgerte er. Er jedenfalls würde sich durch nichts von seinem Vorhaben abbringen lassen. Gewiß, zweimal hatte er schon den Angriff auf das Päckchen unternommen, zweimal war ihm der Erfolg versagt geblieben. Aber, er ließ sich deswegen nicht entmutigen.
Seiner Meinung nach schien das Päckchen nur auf ihn zu warten. Denn wie hätte er sich sonst, nachdem er nach dem Überfall auf Irving Jorday das Päckchen bereits so gut wie verloren sah, die Tatsache erklären lassen, daß er nun wieder wußte, wo es war?
Dies war zwar eine wenig logische Folgerung, aber für einen Menschen wie Frankie Suffolk eben ein Anlaß noch zu hoffen. Er wollte sein Ziel auf jeden Fall erreichen, ganz gleich wie!
„Also, du willst aussteigen?" konstatierte er, nachdem der Budiker seine verächtliche Bezeichnung mit einem tiefen Brummen quittiert hatte.
„Du bist dir doch wohl im klaren darüber, daß du trotzdem deinen Mund darüber zu halten hast? Wir, das heißt Charles und ich, geben nämlich die Sache noch lange nicht auf. Wir möchten unter keinen Umständen, daß du uns irgendwelche Mitwisser auf den Hals hetzt. Versteh mich richtig: wir zwei werden uns die Beute holen, auch ohne deine Mithilfe!"
„Von mir aus macht, was ihr wollt", fuhr Audie Longhson ärgerlich auf. „Über meine Lippen würde auch ohne deine dumme Anspielung keine Silbe über diese Geschichte
kommen. Aber da du schon von Mitwissern sprichst — ich möchte dir raten, den Philosophen zu fragen, ob er sein Wissen nicht vielleicht auch anderen
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