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Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Skizze schnell auf Pergamentpapier übertragen werden konnte, kamen die Kopien bald aus der Pauswalze. So befand sich also an diesem Abend in den Rocktaschen seiner Männer je eine Kopie der Zeichnung vom Mörder von Jaunton, der für Kommissar Morry zweifellos auch der Mörder in der Straße des Todes war.
    Wenn einige Männer vielleicht spöttisch hierüber gelächelt hätten, der Erfolg würde sie neidisch werden lassen. Die Beamten des Sonderdezernats aber fühlten allesamt, daß sich der Fall Silver-Walk zuspitzte.

    *

    Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht an diesem Abend durch das gesamte Hafengebiet. In jeder Spelunke raunten sich die lichtscheuen Gesellen einen einzigen Satz zu: „Kommissar Morry befindet sich persönlich auf Jagd!"
    Diese sieben Worte ließen manchen großspurigen Gauner erbleichen. In mancher Kneipe wurde es vor der Theke bald leerer und leerer. Das Gesindel verzog sich schleunigst aus dem Bereich des Lichts und tauchte im Dunkel der Nacht unter. Nur an einem Ort schien man völlig unvorbereitet den Besuch des gefürchteten Kriminalisten zu bekommen. Und dieser Ort war der „Cockatoo" im Hafengebiet von Poplar. Hier schien einigen Gesellen plötzlich das Herz mehrere Zoll tiefer gerutscht zu sein. Selbst dem Besitzer des „Cockatoo" verschlug es die Sprache, als in dem dichten Qualm des Schankraumes mit wie immer lächelndem Gesicht plötzlich Kommissar Morry erschien. Erst beim dritten Anlauf brachte der Wirt die Worte hervor: „Oh, Sir, welche Überraschung, Sie wieder einmal in Poplar zu sehen!"
    Das Gesicht des Kommissars blieb freundlich. Nur an seinen spähenden Augen war zu erkennen, daß ihn ein bestimmter Grund hier in den „Cockatoo" geführt hatte.
    Seine Blicke streiften aufmerksam durch das Lokal, blieben hier und da einen Augenblick länger haften, und erst, als er sich davon überzeugt hatte, daß der gesuchte Riese nicht anwesend war, richtete sich sein Blick wieder auf den sichtlich nervösen Wirt. Morrys Kopf deutete nur leicht in Richtung einer Tür, als seine Stimme erklang: „Ich habe mit Ihnen zu reden! Kommen Sie, dort im Billardzimmer werden wir wohl ungestört sein, denke ich."
    Wie unter einem Schlag duckte sich der Budiker. Drei oder viermal zog er tief atmend die Luft ein. Dann nickte er zögernd und antwortete nervös: „Okay, Sir!"
    Während der Wirt nur widerwillig hinter der Theke hervorkam, wanderte der Blick des Kommissars noch einmal über die Anwesenden. Wo seine Augen auch hinschauten, überall wichen ihm scheu die Blicke aus. Man hätte beinahe eine Stecknadel fallen hören können, so mäuschenstill war es in dem „Cockatoo" inzwischen geworden. Kaum einer der Ganoven wagte frei zu atmen, geschweige ein Wort zu sagen. Alle wußten sie nur zu genau, daß ihre Freiheit in der nächsten Minute schon zu Ende sein konnte. Es bedurfte nur einer Aufforderung des vor ihnen stehenden Kommissars und sie wären lammfromm mit zum Headquarter marschiert, denn irgend etwas hatte ein jeder auf dem Kerbholz. Dieses Bewußtsein lähmte sie so, daß sie wie Statuen auf ihren Plätzen saßen. Diese beinahe knisternde Stille unterbrach Kommissar Morry mit ruhiger Stimme. Absichtlich sprach er sehr langsam: „Einige von euch haben sich wieder einmal sehr stark gefühlt. Es war aber mehr als nur eine kleine Dummheit. — Sie werden sich demnächst deswegen zu verantworten haben. Ich meine: vor den Richtern."
    Nach diesen Worten wandte sich Kommissar Morry ohne eine weitere Erklärung seiner etwas dunklen Andeutungen um und ging hinter dem Budiker aus dem Schankraum. Hatte seine Stimme bis jetzt freundlich und ohne besondere Betonung geklungen, so änderte sich das nun schlagartig. Hart und unerbittlich fuhr er den bebenden Budiker an: „Burt Sanders, du hast verdammt nicht aufgepaßt! Dein Maß ist durch das letzte Ereignis hier in deinem Haus sozusagen am Überlaufen. Die Folgen wirst du tragen müssen!"
    Wenn Kommissar Morry sonst als der Gentleman Teck galt, so konnte er der Lage entsprechend sehr schnell als eisenharter Angreifer auftreten. Er verstand es, die Sprache seines jeweiligen Gesprächspartners zu gebrauchen. Das hatte ihn bisher von Erfolg zu Erfolg geführt.
    Hier in dem verrufenen „Cockatoo" hatte er es mit üblen Elementen zu tun, mit Leuten, die man nicht mit Glacehandschuhen anfassen durfte. Mit ihrem eigenen Slang, in ihrer eigenen Umgangssprache mußte man ihnen kommen, wollte man sie zum Sprechen bringen. Kommissar Morry gedachte diesen

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