Kommissar Morry - Die Todesstrasse
Budiker Burt Sanders so zum Sprechen zu bringen, wie er es haben wollte. Um diesen an sich so hartgesottenen Wirt aber ,weich' zu machen, mußte er ihn bluffen. Das heißt, er mußte ihm klarmachen, daß er ganz allein der Verantwortliche für die Ereignisse war, die innerhalb seiner vier Wände geschahen.
Die schwere Körperverletzung, die David Brown hier in diesem finsteren Bau erlitten hatte, legte er voll und ganz dem Wirt zur Last. — Nur so hatte er eine Chance, zu erfahren, wer dieser Schläger, dieser riesige Kerl war, von dem David Brown gesprochen hatte.
Kommissar Morry war nicht so sehr an diesem Schläger interessiert. Es ging ihm vielmehr darum, auf diesem Umweg Burt Sanders nach der Person auszuhorchen, deren Skizze er bei sich trug. Selbstverständlich konnten die brutalen Schläger nicht straflos auisgehen. Sie dem Richter zuzuführen, war für ihn zunächst aber nur von geringerer Bedeutung. Erst mußte dem Mörder das Handwerk gelegt werden. Dieser Verbrecher bedeutete, solange er sich noch frei bewegen konnte, eine drohende Gefahr für die Menschheit. Kommissar Morry und sein Konstabler befanden sich hier im „Cockatoo', um endlich dem Mörder beizukommen. Planmäßig steuerte Kommissar Morry auf dieses Ziel zu. Da der verängstigte Budiker von den wahren Absichten des Kommissars nichts ahnen konnte, ging er dem Kommissar auch schon bald ins Netz. Zunächst aber versuchte er den Harmlosen zu spielen, der beileibe keiner Fliege ein Leid antun kann.
So antwortete er auf die Worte des Kommissars: „Sir, ich weiß wirklich nicht, was Sie damit sagen wollen, mein Maß sei nun voll?"
„Ach, du weißt mal wieder nichts? Natürlich gar nichts!" sagte der Kommissar ironisch, und ein gefährliches Lächeln stand auf seinem Gesicht.
Er wandte sich dann an Konstabler Clay Deverell: „Sagen Sie es, Mister Deverell, was gegen unseren Freund hier vorliegt!“
Konstabler Clay Deverell kannte nur zu gut die Taktik seines Ghefs, und so trug er die Beschuldigung geschickt vor. „Sanders, es steht verdammt schlecht um dich! Du hast es nämlich zugelassen, daß man hier in deinem Bau einen Mann nicht nur krankenhausreif, sondern sogar zum Krüppel geschlagen hat! Und dabei ist es um so schlimmer für dich, als wir annehmen müssen, daß du dich selbst daran beteiligt hast!“
„Ich war nicht dabei", fuhr der Wirt wütend auf, als Konstabler Deverell absichtlich hinter seinen Worten eine kurze Pause hatte eintreten lassen.
„Das kannst du uns jetzt sagen", hakte der Kommissar sofort ein. Er meinte spöttisch: „Ihr seid alle stets unschuldiger als ein neugeborenes Lamm. Aber diesmal geht es dir wohl an den Kragen, Sanders. Ich sagte schon, du hast einen großen Fehler gemacht!"
„Bitte, glauben Sie mir doch!" Der Budiker verlegte sich aufs Bitten. „Ich war es bestimmt nicht!"
Nach diesen Worten des nervös gewordenen Wirtes des ,Cockatoo' fand es Kommissar Morry an der Zeit einen ersten Pfeil in Richtung seines eigentlichen Zieles abzuschießen. Und so peitschte seine Frage auf: „So, du nicht, aber wer war denn der Übeltäter?"
Der Budiker begann sich zu winden. Zweimal setzte er zum Sprechen an, doch stets biß er sich wieder auf die Lippen. Eine Pause trat ein. Kommissar Morry jedoch ließ nicht locker. Während er den Mann scharf beobachtete, kam schon seine weitere Frage: „Und wer war der stiernackige Kerl, der bei dieser Schandtat mit von der Partie war?"
Burt Sanders fiel nach dieser Frage des Kommissars gewissermaßen aus allen Wolken. Schon bei der Erwähnung des betreffenden Mannes war es sichtlich mit seiner bisher nur krampfhaft aufrechterhaltenen Selbstbeherrschung vorbei. Nur mühsam stotterte er, während seine tiefliegenden Augen unsicher den Kommissar anblickten: „Ersparen Sie mir die Beantwortung dieser Frage, Sir. Sie wissen ja schon lange, wer es ist! Ich könnte Ihr Wissen doch nur bestätigen."
„Rede jetzt nicht mehr um den heißen Brei herum", fuhr Konstabler Deverell den sichtlich unruhig gewordenen Wirt scharf an.
„Deine Vermutung ist schon richtig, wir wollen nur die Bestätigung selbst von dir haben!"
Die Stimme des Wirtes klang fast weinerlich, als er sich dem anscheinend für ihn unwiderstehlichen Zwang beugte und sagte: „Es bleibt sich ja nun gleich, ob ich den Namen sage oder nicht. Tue ich es nicht, gehen Sie mir ans Leder, im anderen Falle wird es Joel tun!"
„Joel!" Die beiden Beamten horchten auf.
„Well, Joel Thimmak, der Freund eines meiner
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