Kommissar Morry - Dunkle Maechte
meine Adresse? Ach so, ihr habt wohl den Eddy ein wenig in die Mache genommen, das finde ich aber wirklich nicht schön von euch. Doch was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches. Ist es Ihnen eigentlich klar, daß Sie sich gewaltsam Einlaß in meine Wohnung verschafft haben, darauf steht, ich nehme an, Sie sind auch noch bewaffnet, wenigstens ein Jahr Zuchthaus, wenn nicht noch mehr. Habt ihr vielleicht einen kleinen Raubüberfall auf mich geplant? Darauf gibt es natürlich mindestens drei Jahre.“
In den Augen des schwarzen Pit funkelte es gefährlich. „Es würde mich sehr interessieren, Mister Holger, woher Sie meinen Namen kennen . . .“
David Speelman hatte sich inzwischen in eine dunkle Zimmerecke begeben und versuchte, hinter den Rücken Morrys zu gelangen. Jetzt stand er dicht hinter dem Kommissar und wollte gerade seine gewaltige Faust auf den Schädel des angeblichen Reporters niedersausen lassen, als Morry ihm, wie unbeabsichtigt, seinen angewinkelten Ellenbogen mit aller Wucht in die Seite stieß. Der Koloß rang nach Luft und sank stöhnend in einen Sessel. Da blitzte auch schon in der Hand des Kommissars ein Revolver. „Nehmen Sie doch Platz, meine Herren“, forderte er die beiden anderen auf, wobei er mit der Waffe eine einladende Handbewegung machte.
Wie erstarrt standen die Gangster da. Sie waren vor Schreck derartig gelähmt, daß sie sich nicht von der Stelle zu rühren vermochten. Eine bedrückende Stille lag über dem Raum, nur das dumpfe Aufstöhnen David Speelmans war zu hören.
„Es ist wohl besser“, spottete Kommissar Morry, „wenn ich die Deckenbeleuchtung einschalte. Wenn es schön hell ist, läßt es sich besser plaudern. Sie sind doch sicher auch meiner Meinung, meine Herren, nicht wahr?“
Nicht einen Moment ließ Morry die Gangster aus den Augen, als er nun die Deckenbeleuchtung einschaltete. Langsam kam David Speelman wieder zu sich.
„Nehmen Sie die Hände von der Tasche“, warnte Morry und blickte Maurice Gabin scharf an, „Sie können sich darauf verlassen, daß ich Sie erbarmungslos zusammenschieße, wenn Sie es wagen sollten, Ihren Revolver zu ziehen. Hüten Sie sich.“
Der schwarze Pit hatte sich wieder in der Gewalt. Er hatte den Schock überwunden, lächelte Morry anerkennend zu und sagte: „Ich muß Sie bewundern, Mister Holger, und ich kann mir denken, daß wir noch recht gut miteinander arbeiten werden. Doch nun möchte ich wissen, wer Sie in Wirklichkeit sind, Sie reagieren mir zu schnell.“
„Sie haben in Ihrer linken Jackentasche eine Visitenkarte, Baron, betrachten Sie dieselbe, dann wissen Sie, wen Sie vor sich haben.“
Bei der Begrüßung hatte Morry dem Gangster heimlich seine Visitenkarte in die Tasche gesteckt. Als der schwarze Pit seine Hand in die rechte Seitentasche gleiten lassen wollte, hob Morry ein wenig seine Waffe und sagte: „Ich nehme an, daß ich mich deutlich genug ausgedrückt habe, ich meine die linke Jackentasche.“ Achselzuckend holte der schwarze Pit die Visitenkarte hervor. Seine Hand zitterte, als er den Namen des gefürchteten Kriminalkommissars vor sich hinflüsterte:
„Kommissar Morry!“
Auch den beiden anderen verschlug es die Sprache. Ängstlich starrten sie auf den Kommissar, bis der schwarze Pit in ein lautes Lachen ausbrach: „Sie haben eine Art, Mister Holger, Ihre Besucher in Schreck zu versetzen, die nicht sehr angebracht ist. Doch zum Teufel, wie kommt die Visitenkarte in meine Tasche . . .“
„Ich habe sie Ihnen vorhin persönlich zugesteckt“, erklärte Morry, „und Sie können Gift darauf nehmen, meine Herren, daß ich keinen Scherz mit Ihnen treibe, ich bin wirklich Kommissar Morry von Scotland Yard.“
Die metallene Stimme Morrys verfehlte nicht ihre Wirkung. Jetzt erkannte der schwarze Pit, in welcher Gefahr sie schwebten. „Boys“, rief er seinen Komplizen zu, die sich noch immer nicht gefaßt hatten, „macht jetzt keine Dummheiten, seid schön brav“, und während er Morry den Rücken zukehrte, blinzelte er den beiden vielsagend zu.
„Setzen Sie sich“, herrschte ihn da auch schon Morry an, der ahnte, was der ausgekochte Gangster beabsichtigte. Der schwarze Pit hatte sich so gestellt, daß Morry Maurice Gabin nicht beobachten konnte. Dieser zog blitzschnell seinen Revolver hervor und grinste den schwarzen Pit vielsagend an. „So haben wir nicht gewettet“, stieß grimmig Morry hervor und schlang seinen linken Arm um den Hals des schwarzen Pit. Warnend zischte er: „Mister Gabin,
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