Kommissar Morry - Dunkle Maechte
Wirt, daß er Reporter einer großen Londoner Zeitung sei und es sich zur Aufgabe gestellt habe, den Mordfall in Thounden zu klären, da ex keineswegs davon überzeugt sei, daß die Polizei den wirklichen Täter gefaßt habe. Seiner Meinung nach seien zu viele Unstimmigkeiten vorhanden.
„Unstimmigkeiten?“ wiederholte der Alte ungläubig. Er schwieg und konnte plötzlich nicht weiterreden.
In das Schweigen hinein sagte Morry mit schwerer Stimme: „Ihr Sohn, Mister Withman, ist unschuldig. Er wird in den nächsten Tagen entlassen werden müssen, der Antrag läuft schon und nun bitte ich Sie, mich einmal ruhig anzuhören.“
Bevor der völlig fassungslose Mann dazu kam, eine Frage zu stellen, begann schon Morry mit seinem Bericht. Er verschwieg nichts, er gab zum Schluß seiner Rede sogar zu verstehen, daß John nach seiner Entlassung aus dem Untersuchungsgefängnis aller Wahrscheinlichkeit nach eine Strafe erwarte, die aber, da er unvorbestraft sei, recht milde ausfallen könne. Stumm hatte der alte Withman den Ausführungen des anderen gelauscht. Er war sichtlich bewegt. Immer wieder wischte er sich über die Augen und nachdem Morry geendet hatte, huschte zum ersten Mal nach dem entsetzlichen Tod seiner Tochter ein scheues Lächeln über sein Gesicht.
„Jetzt weiß ich wenigstens, wofür ich noch lebe“, flüsterte er ergriffen. „Ich bin Ihnen wirklich dankbar, Mister Holger, daß Sie mir das alles gesagt haben. Nun schöpfe ich wieder Hoffnung. . . Ich habe wieder eine Aufgabe und zwar die, den Jungen auf den rechten Weg zurückzuführen.“
„Ich bin überzeugt davon, daß Ihnen das gelingen wird“, entgegnete Morry. „Nun hätte ich noch einige Fragen an Sie zu stellen, Mister Withman, und ich bitte Sie, mir behilflich zu sein.“
Eine halbe Stunde unterhielt er sich noch mit dem alten Wirt, danach begab er sich in den Stall, wo sich der Hausknecht Jolly augenblicklich aufhielt.
„Ich wollte mich mit Ihnen ein wenig unterhalten“, begann Morry das Gespräch. Nachdem er einen Blick umhergeworfen hatte, fuhr er zufrieden fort. „Hier sind wir beide ganz ungestört. . .“
„Ich wüßte nicht“, unterbrach ihn der kräftige, etwa dreißigjährige Mann, „was wir beide miteinander zu besprechen hätten. Wenden Sie sich doch an Mister Withman.“
„Ich kann mir kaum denken“, lächelte Morry zurück, „daß Mister Withman so genau über Sie informiert sein wird, zum Beispiel, wie oft die alte Helen Ihnen die Karten legt! Apropos Karten“, rief er auflachend aus, „wie war es eigentlich an dem fragwürdigen Abend, hielten Sie sich wirklich in der entscheidenden Zeit bei Helen auf?“
„Was geht Sie das an“, fiel ihm Jolly hart ins Wort, „kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten, Mister Holger.“
Morry gefiel die anmaßende Art des Knechtes keineswegs. Er hatte eine höfliche Frage gestellt, demnach hatte Jolly keine Veranlassung, ausfallend zu werden . . . oder hatte der Mann etwas zu verbergen?
So fuhr er eindringlich fort: „Denken Sie daran, lieber Mann, daß es sich um die Aufklärung eines Mordfalles handelt . . .“
Da lachte Jolly spöttisch auf: „John Withman sitzt hinter Schloß und Riegel, wenden Sie sich an ihn, wenn Sie etwas erfahren wollen.“
„Mister John Withman wird aus'dem Gefängnis entlassen werden, denn es hat sich herausgestellt, daß er unschuldig ist. Aus diesem Grunde bin ich ja bei Ihnen, weil ich hoffe, daß Sie mir vielleicht behilflich sein könnten.“
„Ich weiß wirklich nichts“, sagte Jolly um einige Grade freundlicher, „es tut mir leid, Ihnen nicht dienlich sein zu können. Mein Alibi ist einwandfrei . . .“
„So ... ist es das?“ fiel ihm Morry ins Wort.
Als er sah, daß der Hausknecht erbleichte, fuhr er mit schneidender Stimme fort. „Vorhin erst habe ich mich mit der alten Helen ein wenig unterhalten. Sie hat sich verplappert, die gute Alte. Sie waren ja gar nicht an dem fragwürdigen Abend bei ihr auf der Kammer.“
Morry hatte schamlos geblufft. Sein Instinkt hatte ihn veranlaßt, so zu handeln. Und er schien sich auch nicht geirrt zu haben. Der Knecht lehnte sich gegen die Futterkiste und sah Morry mit einem verzerrten Grinsen an. „Dieses dumme Luder“, knurrte er.
„Also wie ist es“, drängte Morry weiter, „wo haben Sie sich an dem fragwürdigen Abend aufgehalten. Waren Sie nicht auch hinter der schönen Patricia Withman her?“
Mit einem Wutschrei sprang Jolly ihn an. Gewandt wich Morry den Schlägen
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