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Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Titel: Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hatte. Und diese Jacke befand sich im Herrenzimmer. Aber dennoch empfand er es wie einen Peitschenschlag, als er neben sich — im Halbdunkel der Diele — einen Mann bemerkte, der auf ihn zukam und ihn mit einem freundlichen Lächeln begrüßte.
    „Nanu“, sagte Jack Braddock, sich überrascht stehlend, „wo wollen Sie denn noch zu so später Stunde hin, Mister Williams . . . und ohne Jacke? Aber mein Lieber, so geht doch ein Gentleman nicht auf die Straße. Vergessen Sie nicht . . . draußen regnet es in Strömen . . . Kommen Sie, wir können doch den Besuch nicht solange warten lassen.“
    „Sie sind“, stammelte von Entsetzen gepackt der alte Williams . . .
    „Ja, ja, ich bin Ihr bester Freund“, fiel ihm Jack Braddock ins Wort, „wir hatten doch schon einmal das Vergnügen gehabt, mein Lieber! Nun bin ich gerade hier vorbeigekommen, damit wir unser Geschäft unter Dach und Fach bringen. Haben Sie mir schon eine gute Briefmarke ausgesucht?“
    Das Gesicht des alten Mannes verzerrte sich. „Sie Lump, Sie . . .“, weiter kam er nicht, denn eine harte Backpfeife verschlug ihm die Sprache.
    „Nun komm schon, du Narr“, knurrte gereizt Jack Braddock und stieß den alten Mann vor sich her ins Herrenzimmer hinein. „Ach, da seid ihr ja schon, Freunde“, rief er leichten Tones aus, „darf ich die Gentlemen bekannt machen? Oder ist das nicht mehr nötig?! Ist es nicht eigenartig“, spottete er, „daß wir uns alle sehr gut kennen. Ich habe das Gefühl, daß wir heute unseren größten Geschäftsabschluß tätigen werden.“
    Der Wohnungsbesitzer stand in der Mitte des Zimmers und wußte nicht mehr, was er machen sollte. Als er einen Blick auf den Mann mit den buschigen Augenbrauen warf, sank er wimmernd in die Knie und flehte:
    „Töten Sie mich nicht . . . nehmen Sie alles, was ich habe, aber bitte, lassen Sie mich am Leben . . .“
    „Was hast du denn, Alterchen?“ fragte gutmütig James Cooper, „ach so, der Revolver in meiner Hand irritiert dich? Das hat nichts zu sagen, mein Lieber ... ist doch nur ein Spielzeug . . . zwar ein scharf geladenes! “
    „Hab dich nicht so albern“, herrschte ihn Jack Braddock an und riß den Alten mit einer einzigen Handbewegung empor. „Los, setz dich hin, wir haben mit dir zu reden. Du brauchst keine Angst zu haben, old boy, wir legen dich nicht um. In einigen Tagen
    schicken wir dich auf eine Erholungsreise und nach vier Wochen werde ich dafür sorgen, daß du unbeschadet zurückkehrst. Dein lumpiges Geld und ebenso deine Briefmarkensammlung kannst du dir an den Hut stecken! Das sind kleine Fische für uns, wir haben einen ganz anderen Coup vor.“
    „Na, was wollen Sie denn von mir?“ fragte hoffnungsvoll der alte Williams, „wenn Sie mich doch nicht bestehlen wollen . . .“ Erschrocken schwieg er und starrte zur Tür. Frank Milland, der andere Gangster, stand dort, lachte meckernd auf und sagte:
    „Na, mein lieber Williams, da staunst du, was! Wir sehen uns doch beide zum Verwechseln ähnlich. Selbst unsere Stimmen kann man nicht unterscheiden. Ja, ja, sieh mich nur ruhig an“, und nun schleuderte er seinen Hut vom Kopf, „ich habe auch so einen kahlen Schädel wie du. Und meine Geiernase, na, die ist auch nicht ohne was?“
    „Wie ist das möglich“, stieß verwirrt der alte Makler aus und sah fassungslos seinen Doppelgänger an. Nicht nur, daß der Mann ihm so ähnlich sah wie ein Ei dem anderen, trug er sogar denselben Anzug, dasselbe Hemd, dieselbe Krawatte und auch dieselben Schuhe. Das Furchtbarste aber war für ihn, daß der Fremde genau dieselbe Stimme hatte wie er.
    Frank Milland schien die Verwunderung des Maklers viel Freude zu bereiten. Um den Alten noch mehr zu verwirren, trippelte er genau mit denselben Schritten durch den Raum und begann dabei zu erzählen:
    „Mein lieber Jack, Sie haben ja da ein ganz besonders wertvolles Exemplar von einer Briefmarke, — — hahaha, die müssen Sie mir schenken ... ich habe doch auch Ihren Wein getrunken . . . nun seien Sie nicht so kleinlich. Oder wie wäre es mit meiner Wirtschafterin Mia als Tauschobjekt, — hahaha.“
    Nun richtete sich der Gangster wieder auf zu seiner vollen Größe und blitzte den Alten an. „Ich sehe, old boy, daß es mir gelungen ist, dich genau zu kopieren. Jetzt bleibt nur noch eine Sache offen, die ich von dir übernehmen muß, und zwar deine Handschrift.“
    Er holte aus der Schreibtischschublade ein Stück Papier, zog dem Zusammengesunkenen den Füllfederhalter aus

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