Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry
der Westentasche, schlug ihn hart auf die Schulter und befahl:
„Los, Alter, schreib zehn bis zwanzig Mal deinen Namen der Reihe nach herunter.“
Als der alte Williams die Fäuste zusammenballte, streichelte Jack Braddock ihm freundschaftlich die Wangen und sagte:
„Mach es lieber, mein Guter, du kommst ja doch nicht drum herum. Reize auf keinen Fall den Boß! Wenn der sauer wird, dann sehe ich für dich black. Ach bitte, mein lieber James, laß doch den Dolch stecken, ich kenne doch Mister Williams und weiß,
wie gefällig er sein kann. Er wird uns bestimmt nicht im Stich lassen, nicht wahr?“
Als der Alte noch immer zögerte, zischte er: „Wenn dir dein Leben lieb ist, dann erfülle den Wunsch meines Freundes. Wenn du willig bist, garantiere ich dir dafür, daß dir nichts geschehen wird. Wir sind wohl Gangster, aber keine Mörder. Mord . . . weißt du, das schmeckt nicht, und du bist so ein lieber, braver, alter Mann, der es auch nicht verdient hat. Wir verstehen uns doch sonst ganz ausgezeichnet . . . also los, schreibe!“
Noch immer zögerte der Alte. Würde er mit dieser Unterschrift nicht gleichzeitig sein Todesurteil unterzeichnen? Was sollte das überhaupt? Er verstand den Sinn nicht, und so sehr er auch nachdachte, er kam zu keiner Lösung.
Den höflichen Worten Jack Braddocks, der ihn ermahnte, endlich seinen Namen zu schreiben, konnte er keinen Widerstand mehr entgegensetzen. Vor allen Dingen irritierte ihn der harte Blick des Mannes, der ihm gegenübersaß und der dem Anschein nach der Anführer der Gangster war. Mit dem war nicht zu spaßen. So ergriff er seinen Füllfederhalter, den ihm Frank Milland mit einer zwingenden Geste entgegenhielt und schrieb mehrere Male ganz schnell hintereinander seinen Namen.
„Sehr gut“, lobte ihn James Cooper und nahm das Papier an sich. Innerlich triumphierte der alte Williams. Mit seiner verstellten Unterschrift konnten die Gangster nichts anfangen, aber die nächsten Worte des Gangsterführers ließen ihn erbleichen, denn dieser forderte Jack Braddock auf, einige Briefe von Mister Williams aus dem Schreibtisch zu holen.
Jack wußte, worauf es ankam. Er blätterte einige Male in der Schublade umher und dann fand er ein Auftragbuch, dessen Abschnitte immer wieder den Namen Mister Williams aufwiesen.
„O lala“, rief er überrascht aus und warf dem Verzweifelten einen furchtbaren Blick zu, „was sagst du dazu, Boß, der Halunke wollte uns doch verladen? Sieh dir mal seine Unterschrift an . . .“
„Donnerwetter“, knurrte verärgert James Cooper, „so etwas Ähnliches habe ich mir doch gedacht. Ich habe dem Alten gleich nicht getraut. Für wie dumm hält uns eigentlich dieser Narr.“
Wutentbrannt schleuderte er das Auftragsbuch Mister Williams ins Gesicht. „Erlaubst du dir noch einmal solch einen Scherz mit uns, mein Junge, dann sollst du es bereuen. Nimm bitte meine Worte sehr ernst! Es täte mir leid, wenn du zu Schaden kommen würdest. Warum auch . . . bisher haben wir uns doch recht gut verstanden? Also los . . .“
Der alte Williams sah sich überführt. Er hatte das Gefühl, daß er den Bogen nicht überspannen dürfte, so ergab er sich in sein Schicksal und schrieb, so wie er es gewohnt war, mehrere Male untereinander seinen Namen.
„Ganz gut“, lobte Frank Milland, „aber nun noch einmal . . . recht langsam und schmier' nicht so, du kannst nämlich recht deutlich schreiben.“ Mit scharfen Augen beobachtete ihn dabei der Gangster. „Ist gut“, erklärte er dann und nahm das Blatt Papier an sich. Wie ein Wissenschaftler studierte er dann die Schrift. Dann nahm er dem Alten den Füllfederhalter aus der Hand und nun fing auch er an, den Namen Mister Williams niederzuschreiben. Nach wenigen Minuten war er so weit, daß die Schriftzüge beider Männer nicht mehr unterschiedlich waren. Nun drehte er den Bogen herum und schrieb noch einmal mit fester Handschrift auf der leeren Seite den Namenszug.
„Na“, sagte er, „sieh dir das an . . . wer hat das nun geschrieben, du oder ich?“
Die Fälschung war so ausgezeichnet, daß der alte Makler unwillkürlich zusammenzuckte. Gut, daß er kein Scheckbuch besaß . . . Aber warum machten das die Gangster alles? Er besaß kein Bankkonto . . . wozu benötigten sie also seine Unterschrift? Er gab es auf, darüber nachzudenken, lehnte sich erschöpft zurück und schloß müde die Augen. Es war zuviel gewesen, was er durchgemacht hatte. Immerhin war er fünfundsechzig Jahre . . . sein Herz
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