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Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Titel: Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Straßenseite hinüber. Bevor sie mit einem Spezialdietrich das Gartentor öffneten, blickten sie noch einmal blitzschnell umher.
    „Alles in Ordnung", flüsterte der kleinere und gab dem anderen einen unsanften Stoß in die Seite.
    „Bei dem Wetter", entgegnete der größere spöttisch, „werden wohl kaum Liebespaare unterwegs sein."
    „Wie geschaffen für uns", erklang die meckernde Stimme des kleineren.
    Nach dieser kurzen Unterredung verschwanden sie, wobei sie nicht vergaßen, die Gartenpforte sorgfältig hinter sich zu verschließen. Es war ein kleiner Park, den die beiden durchquerten. Unter einer riesigen Kastanie blieben sie stehen und beobachteten mit scharfen Augen die Fenster der Villa.
    „Tod und Teufel", knurrte der Stiernackige, „die schlafen ja noch nicht. Wir dürfen aber keine Zeit verlieren. Also ran!"
    In diesem Augenblick ertönten zwölf dumpfe Schläge einer Kirchturmuhr. Mitternacht! Tief geduckt strebten die beiden Männer der großen Eingangstür zu. Auch hier verharrten sie regungslos und lauschten mit angespannter Aufmerksamkeit. Nichts war vernehmbar. Nur der peitschende Regen prasselte gegen die Fensterscheiben der Villa und verschluckte die Geräusche, die das öffnen der schweren Tür verursachten. Der größere der beiden Männer drückte die Tür ganz leise ins Schloß, dann nahm er die Hand des anderen. Schritt für Schritt bewegten sie sich vorwärts.
    Der Stiernackige mußte mit den Räumlichkeiten sehr vertraut sein, denn er strebte einer bestimmten Tür zu, und als er sie erreicht hatte, flüsterte er: „Du weißt, wir dürfen nicht zögern es geht um Minuten."
    Mit einem jähen Ruck stieß er die Tür auf, und beide Männer rissen ihre Waffen heraus und legten sie auf einen älteren Mann an, der die Eindringlinge fassungslos anstarrte. „Mach die Tür zu", herrschte der Stiernackige seinen Begleiter an, und dann ging er auf den Diener des Hauses zu und sagte mit einem gemeinen Grinsen:
    „Du bist doch brav, mein Kleiner, nicht wahr? Brauchst keine Angst zu haben, dir passiert weiter nichts."
    Jetzt hatte der Diener die Schrecksekunde überwunden, er konnte wieder denken und erkannte, was der Besuch der beiden Verbrecher zu bedeuten hatte. Er galt seiner Herrschaft, und ihn wollten sie zuerst unschädlich machen. Jetzt konnte er nur eines: sie warnen! In dem Augenblick, als der Stiernackige seine Hände um seinen Hals legte, brüllte er so laut er konnte: „Hilfe! Hilfe! Hilfe!"
    „Du Idiot", knurrte gereizt der Angreifer und schlug dem älteren Mann blitzschnell einen schweren rechten Haken ins Gesicht. Von der Wucht des Schlages getroffen, taumelte der Getreue durch das Zimmer. Als er auf das Sofa sank, war er wohl von der Schlagwirkung benommen, aber dennoch gellte wieder sein Hilferuf auf. Da sprang der andere Verbrecher auf ihn zu. Wild schlug er auf ihn ein, und als Frank Moran noch weiter wimmerte, hockte er sich auf ihn und preßte das Gesicht des wild um sich Schlagenden in ein Kissen. Es vergingen nur Sekunden, dann erschlafften die Bewegungen, und der Diener verlor das Bewußtsein. In Sekundenschnelle hatten die beiden Verbrecher den Ohnmächtigen gefesselt und geknebelt. Der Stiernackige warf einen haßerfüllten Blick auf ihn und zischte: „Jetzt siehst du wohl ein, wie gut es war, daß wir diesen Narren hier erst ausgeschaltet haben. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte diesen Idioten zusammengeschossen. Nun aber schnell, jetzt nehmen wir die anderen vor."
    Im Wohnzimmer der Villa saß der Herr des Hauses bei einem Glas Wein seiner Frau gegenüber. Der ältere Mann hatte vor sich auf dem Schoß ein Kontobuch und überprüfte mit gefurchter Stirn die langen Zahlenkolonnen.
    „Aber mein Lieber", sagte vorwurfsvoll Mrs. Fleming, „du arbeitest wirklich zuviel. Wozu eigentlich, denk doch ein wenig an deine Gesundheit und auch an mich."
    Die Frau des Hauses war eine distinguierte Erscheinung, und trotz ihrer fünfzig Jahre wirkte sie jugendlich und elastisch.
    Der ältere Mann beantwortete den liebevollen Blick seiner Frau, ergriff ihre Hand, streichelte sie zärtlich und sagte: „Sieh mal, Betty, ich bin zwanzig Jahre älter als du, und gerade weil ich an dich denke, arbeite ich soviel. Mir liegt doch deine Zukunft sehr am Herzen. Du sollst einmal, wenn ich nicht mehr bin, als wohlhabende Frau deinen Lebensabend beschließen können."
    „Rede doch nicht so", bat mit Tränen in den Augen die Frau, „deine Worte machen mir nur das Herz schwer.

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