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Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Titel: Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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eine Waffe bei sich hatte — das ging gegen seine Berufsehre — denn er war nur ein Taschendieb, hätte er sich wahrscheinlich sowieso nicht an diesen starken Mann herangewagt.
    „Du Idiot", knurrte er den Verängstigten an, „das ist doch Kommissar Morry von Scotland Yard. Hilf mir lieber du siehst doch, er ist verwundet."
    Dem älteren Mann fiel sichtlich ein Stein vom Herzen. Wie ein Wundertier blickte er den Kriminalbeamten an, so sah also der berühmte Kommissar Morry aus.
    „Sind Sie bald fertig mit Ihrer Musterung", stieß Morry unwillig aus, „dann fahren Sie mich jetzt so schnell wie möglich, zum Yard. Sie können die Höchstgeschwindigkeit überschreiten."
    Als sich Eddy davonmachen wollte, hielt ihn Morry zurück und sagte: „Nein, nein mein Guter, bleib ruhig bei mir. Du sollst einen ordentlichen Whisky bei mir bekommen, den hast du verdient."
    Ganz wohl war Eddy nicht, als er sich an der Seite Morrys niederließ. Dann aber siegte seine alte Frechheit, und spitzbübisch brachte er hervor: „Ich habe doch nun einen ziemlichen Geschäftsverlust, Herr Kommissar, wer ersetzt mir den?"
    „Wieviel Einnahmen hast du denn in einer Nacht?" fragte Morry besser gelaunt zurück und betrachtete kopfschüttelnd den kleinen Mann an seiner Seite.
    „Das ist Berufsgeheimnis", erklärte dieser abwinkend. „Ich möchte nicht, Herr Kommissar, daß Sie vielleicht noch umsatteln."
    „Eddy, Eddy", warnte Morry, „treib es nicht zu bunt. Zweimal hast du schon im Gefängnis gesessen, wenn man dich das nächste Mal erwischt, bekommst du Zuchthaus."
    „Nur das nicht", seufzte Eddy auf, „aber was soll ich machen, Kommissar, ich habe keinen Beruf erlernt — — mein Vater war der beste Taschendieb Londons, und von ihm habe ich meine Geschicklichkeit."
    „Und wo ist dein Vater geendet, Eddy?" fragte mit ernster Stimme der Kommissar. „Na, sag es mir, ich will es von dir selbst hören."
    Einige Male druckste der Taschendieb, dann brachte er mühsam hervor: „Es fällt mir schwer, es zu sagen, Kommissar Morry, vor drei Jahren hat man meinen Vater mit einem zertrümmerten Schädel in der Forkenstreet gefunden. Es war Raubmord! Und den Täter haben sie bis heute noch nicht gefaßt!"
    „Das steht auf einem anderen Blatt, Eddy, aber gibt dir diese Tatsache nicht zu denken? Solltest du mal einen besonders großen Fischzug machen, dann kann es dir genauso ergehen. Du bist noch jung —" Wie einem Verschwörer neigte sich Eddy dem Kommissar zu und flüsterte mit glänzenden Augen: „Ich habe jetzt eine Braut, Herr Kommissar, die ist Verkäuferin in einem Warenhaus, ein anständiges Mädchen! Wenn wir unser Geld zusammenwerfen, dann können wir uns ein kleines Cafe kaufen."
    „Und warum tust du es nicht?" unterbrach ihn fast heftig Kommissar Morry, „du hast schon so viele gute Vorsätze gehabt, und nie ist etwas daraus geworden."
    „Was meinen Sie wohl", seufzte Eddy beseligt auf, „wozu die Liebe fähig ist. Ach ja, Sie wollten wissen, warum wir noch zögern ich bekomme keine Konzession! Sie kennen doch Inspektor Graham, leider ist er nicht mein Freund."
    „Du suchst mich in den nächsten Tagen mit deiner Braut auf", erklärte entschlossen Kommissar Morry, „ich will mir mal dein Mädel ansehen. Wenn sie mir gefällt, dann werde ich dafür sorgen, daß ihr die Konzession bekommt."
    „Mensch, Kommissar", rief jubelnd der Taschendieb Eddy, „das werde ich Ihnen nie vergessen."
    Als der Wagen hielt, brauchte Morry einige Sekunden, bevor er das Gefährt verlassen konnte. „Eddy, leg mal aus", bat er den Taschendieb, „und gib auch ein ordentliches Trinkgeld. Nachher bekommst du es wieder."
    Der große Policeman vor dem Portal staunte nicht schlecht, als er den gefürchtetsten Beamten an der Seite des Taschendiebes Eddy heranschwanken sah.
    Kommissar Morry schien ja betrunken zu sein, aber dann sah er die blutdurchtränkte Kleidung, und schon wollte er auf den Kommissar zustürzen, um ihm behilflich zu sein, als dieser abwinkend sagte: „Ist schon gut, so schlimm ist es auch wieder nicht."
    Aber dennoch preßte er die Lippen zusammen, denn gerade in diesem Moment hatte er furchtbare Schmerzen in der Schulter. Nach wenigen Minuten erreichten sie das Amtszimmer Morrys. Da wurde auch schon die Tür aufgestoßen, und Inspektor Dick Halley blickte fassungslos auf seinen Vorgesetzten und sagte: „Ich habe mir schon Sorgen um Sie gemacht, Herr Kommissar aber was ist denn mit Ihnen passiert, Sie bluten ja."
    „Sie

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