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Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Titel: Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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erst einmal danach erkundigen, wie hoch meine Einnahmen sind.“
    Sinnend betrachtete Morry den selbstsicheren Mann. „Geben Sie mir Ihren Paß", sagte er mit fester Stimme, „ich behalte ihn aus Sicherungsgründen." Plötzlich stieß er wie ein Raubvogel vor. „Wo waren Sie vorgestern Nacht?"
    „Da habe ich hier geschlafen", erklärte Alfonso Tornado ungerührt.
    „Haben Sie dafür Zeugen?" wollte Morry wissen.
    „Leider hat in dieser Nacht keine Dame mit mir das Lager geteilt", entgegnete der Artist spöttisch. „Sie müssen sich schon auf meine Angaben verlassen."
    Wieder holte Morry ein Zigarettenetui aus der Tasche. Durch eine unachtsame Bewegung entglitt es seiner Hand. Sofort bückte sich Alfonso Tornado, hob es auf und reichte es dem Kommissar.
    „Bitte, bedienen Sie sich", sagte Morry freundlich und konnte ein triumphierendes Aufblitzen in seinen Augen nicht unterdrücken. Aber der Artist schien es nicht bemerkt zu haben. Umständlich holte er sich eine Zigarette aus dem Etui und legte es danach neben sich auf den Tisch.
    Sofort ergriff es Morry mit den Fingerspitzen und sagte: „Es ist ein .sehr kostbares Andenken,, Mister Tornado, ich bekam es vor Jahren, nachdem ich einen Juwelenräuber zur Strecke gebracht hatte."
    Kalt lächelnd blickte ihn der Artist an und sagte: „Sicherlich werden Sie schon eine ganze Sammlung davon besitzen. Doch nun möchte ich Sie bitten, meine Herren, daß Sie mich verlassen. Ich bin müde und möchte schlafen gehen. Ich weiß nicht, ob Sie es sich vorstellen können, daß mein Beruf sehr viel Nerven kostet und ich nach der Vorstellung völlig erschöpft bin. Es ist doch immer ein Spiel mit dem Tode."
    Ohne noch einmal aufgefordert zu werden, holte er seinen Reisepaß aus seiner Jackentasche und sagte zynisch: „Nun viel Vergnügen bei der Arbeit, meine Herren. Ich möchte Sie nicht länger zurückhalten, aber wenn Sie mich verhaften wollen, dann sagen Sie mir rechtzeitig Bescheid, damit ich meinen Anwalt benachrichtigen kann."
    Einen bitterbösen Blick warf Inspektor Halley dem überheblichen Artisten zu, dann folgte er Morry, der nach kurzem Gruß den Wagen verließ. Kaum waren sie einige Meter entfernt, hielt er den Kommissar mit einer harten Bewegung zurück und stieß aufgebracht hervor: „Warum haben Sie den Kerl nicht verhaftet, Chef!"
    „Der Bursche kam mir zu sicher vor", erklärte Morry, „und noch haben wir keinen Beweis. Aber hier, Halley, nehmen Sie mal mein Zigarettenetui und den Paß und lassen Sie die Fingerabdrücke sichern. Ich bin neugierig, was dabei herauskommt. Dieser Alfonso Tornado ist mir zu glatt, jedes Mal wenn ich geglaubt habe, ihn packen zu können, entglitt er mir. Wir müssen sehr vorsichtig sein!"
    Als Morry nicht weiterschritt, blickte ihn Dick Halley verwundert an.
    „Ich werde den Burschen heute noch beobachten", erklärte Morry, „denn nie und nimmer glaube ich, daß er sich schlafen legen wird. Er kam mir ein wenig aufgeregt vor..."
    „Sehr gut, sehr gut", flüsterte der Inspektor, „ach, das wäre eine Aufgabe für mich!"
    „Gehen Sie schon", befahl Morry und schob den Zögernden fort.
    Kaum waren die Schritte des Inspektors verklungen, lehnte sich Morry gegen einen Baum und ließ den Ausgang des Wohnwagens nicht mehr aus den Augen. Nach einer halben Stunde verlöschte das Licht, und schon wollte Morry aufgeben, als nach einer weiteren Viertelstunde behutsam die Tür geöffnet wurde und der Artist wie ein Schatten hinaushuschte. Er trug einen dunklen Mantel, und als er mit großen Schritten davoneilte, mußte Morry sehr auf ihn achten, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Wohin begab sich der Mann noch zu so später Stunde?! Er schien sehr nervös zu sein, denn kaum hatte er eine Zigarette fortgeworfen, steckte er sich schon die nächste an. Endlich, nach einer guten halben Stunde, verlangsamte er seine Schritte und näherte sich einem Hause. Morry befand sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Als der Artist plötzlich stehenblieb, sprang der Kommissar mit einem Satz in einen Hausflur und blickte gespannt auf den Zögernden hinüber, der dem Anschein nach nicht wußte, was er jetzt machen sollte. In diesem Augenblick wandte sich Alfonso Tornado herum. Ganz dicht preßte sich Morry an die Wand, und selbst das schärfste Auge konnte ihn jetzt nicht wahrnehmen. Der Kommissar war vom Jagdfieber gepackt. Sollte er sich auf der richtigen Spur befinden? Plötzlich war Alfonso Tornado wie vom Erdboden verschwunden.

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