Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod
merken auch alles", knirschte Morry zwischen den Zähnen. „Los, Halley, holen Sie etwas Jod und Verbandszeug, es ist nur ein Kratzer."
Jetzt erst bemerkte Inspektor Halley den Taschendieb, der sich scheu hinter dem Rücken Morrys verborgen hielt.
„Wen sehe ich denn da", spottete Halley, „einen guten alten Freund von uns. Haben Sie ihn auf frischer Tat ertappt, Kommissar Morry?"
„Nein, nein", winkte Morry ab, „diesmal kam Eddy im richtigen Augenblick er war mir sehr behilflich."
Einen mißtrauischen Blick warf Dick Halley auf den Taschendieb, dann verließ er achselzuckend das Zimmer, um das Verbandszeug zu besorgen. Stöhnend entledigte sich Morry seiner Kleidung. Da sprang aber auch schon Eddy hinzu und löste behutsam das Hemd von dem Körper des gefürchteten Beamten.
„Du bist ja ein vorbildliches Kindermädchen", lächelte Morry, „wenn du dich weiter so entwickelst, werde ich dich noch als Kammerdiener engagieren."
„Nur das nicht", wehrte grinsend der Taschendieb Eddy ab, „Ihr Anblick würde mich immer wieder an meine glorreiche Vergangenheit erinnern."
Als nach wenigen Minuten Inspektor Halley das Zimmer wieder betrat, hatte inzwischen der Taschendieb die Wunde des Kommissars ausgewaschen.
„Sieht ziemlich böse aus", sagte Halley warnend. „Wer hat Sie denn so zugerichtet?"
„Es war unser gemeinsamer Freund "
„Das ist ja prima", stieß strahlend Halley aus, „jetzt haben wir ihn!"
„Soweit ist es leider noch nicht", warf Morry ein, „aber gedulden Sie sich noch einige Minuten, ich werde Ihnen nachher alles erzählen."
Einen prüfenden Blick warf Inspektor Halley auf die Wunde und erklärte: „Beißen Sie mal die Zähne zusammen, Chef, jetzt begännt die Pferdekur."
Und schon träufelte er etwas Jod auf die Wunde. Danach verband er sie kunstgerecht.
„Tut es sehr weh?" fragte Eddy mitfühlend und sah Kommissar Morry besorgt an.
Der lachte herzerfrischend, erhob sich mit einem Ruck, reckte sich ein wenig und entgegnete: „Für den Anfang genügt es, Eddy. Aber in einigen Tagen werde ich alles überwunden haben. Doch nun verschwinde — — ach ja", rief er dann aus, „jetzt verstehe ich deinen vorwurfsvollen Blick, Eddy, ich habe dir ja einen besonders guten Whisky versprochen. Seien Sie so nett, Inspektor", er zwinkerte Dick Halley zu, „und bringen Sie den besten Tropfen her, den ich in meinem Schrank für besondere Gelegenheiten bereit habe."
„Muß es gerade der sein", fragte unwillig der Inspektor, „verwöhnen Sie den Burschen nur nicht zu sehr."
„Er hat es verdient", kam die knappe Entgegnung, „nun machen Sie aber schon, damit wir Eddy loswerden."
Nachdem Eddy das Glas geleert hatte, bekam er noch von Kommissar Morry eine Pfundnote, worauf er mit einem fröhlichen „Good bye" das Zimmer verließ.
„Hoffentlich nicht", rief ihm Inspektor Halley nach, aber da wandte sich noch einmal der Taschendieb herum, blinzelte Morry verschmitzt an und sagte: „Wenn es Ihnen recht ist, dann besuche ich Sie am Sonntag mit meiner Braut."
„Einverstanden. Sei also um vier Uhr bei mir. Ich mache dich aber jetzt schon darauf aufmerksam, daß es keinen Whisky gibt, sondern Kaffee und Kuchen."
Pfeifend verschwand daraufhin der Taschendieb Eddy.
„Was haben Sie denn mit dem?" konnte sich Dick Halley nicht enthalten, unwillig auszurufen.
„Eine kleine Privatangelegenheit, mein Lieber", entgegnete Morry vielsagend, „ich glaube, in Zukunft werden wir Eddy wohl nicht mehr bei uns sehen."
„Ihr Wort in Gottes Ohr, Chef", entgegnete Inspektor Halley, „davon bin ich noch nicht überzeugt."
„Abwarten", stieß Morry aus, und dann begann er ausführlich sein nächtliches Erlebnis zu schildern.
„Verdammt", knurrte Inspektor Halley, „dann hat also der Halunke das Wurfmesser wieder an sich genommen. Schade, schade, denn sonst hätten wir ihn jetzt verhaften können." Er schwieg einen Augenblick, dann fuhr er sinnend fort. „Es müßte doch schließlich Ihre Aussage genügen, Chef, um dem Halunken das Handwerk zu legen."
„Das denken Sie, Halley", winkte Kommissar Morry ab, „ich habe ja sein Gesicht nicht gesehen also kann ich nicht unter Eid aussagen, daß es Alfonso Tornado war, der das Wurfmesser auf mich geschleudert hat."
Mit finsterem Gesicht lief der Inspektor im Zimmer umher. „Zum Teufel", brummte er, „es muß doch eine Möglichkeit geben, diesen raffinierten Burschen zu Fall zu bringen. — — Übrigens, bevor ich es vergesse, Herr Kommissar
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