Kommissar Morry - Opfer des Satans
kommen sollen. Es wäre wahrhaftig ein Glück für mich, wenn die Polizei diesen Laden eines Tages hochgehen ließe.“
Als er sein letztes Geld verspielt hatte, erhob er sich schwankend vom Spieltisch und ging mit unsicheren Schritten zur Bar hinüber.
„Einen Whisky bitte“, bestellte er mit spröder Stimme.
„Schätze, Sie können ihn brauchen“, stichelte die Bardame spöttisch. „Sie sehen ja aus, als hätten Sie schon einmal im Grab gelegen.“
Cecil Harrow strich sich die verklebten Haare aus der Stirn und stürzte nervös seinen Whisky hinunter. „Noch einen“, forderte er tonlos.
Er hatte seine Nerven gerade wieder etwas in Ordnung gebracht, da traf ihn ein neuer Schock. Alle Spielverluste dieses Abends bedeuteten ihm eine Kleinigkeit gegen diesen neuen Auftritt.
„Eh, Mr. Harrow“, sagte ein untersetzter Mann mit öligem, straff gescheiteltem Haar und gelblich getöntem Gesicht. „Warum weichen Sie mir denn ständig aus? Sie wissen doch, daß Sie mir auf die Dauer nicht davonlaufen können. Ich. finde Sie immer wieder!“
„Ah, Mr. Huxley“, stotterte Cecil Harrow offensichtlich peinlich berührt. „Ich. . . eh, ich wollte .. . Sie nachher noch aufsuchen. Bestimmt, ich habe selbst ein Interesse daran, daß die Sache endlich ins Reine kommt...“
Baldwin Huxley blieb merkwürdig unhöflich. Er schnitt dem jungen Mann brüsk das Wort ab. „Spielschulden sind Ehrenschulden!“ schnarrte er. „Ich habe Ihnen vorgestern das Geld geliehen, weil ich auf Ihren guten Namen vertraute. Eigentlich hätten Sie mir die Summe schon gestern zurückerstatten müssen. Na gut, ich habe noch bis heute gewartet. Aber nun ist Schluß. Verstehen Sie, Mr. Harrow? Entweder erhalte ich jetzt mein Geld, oder ich wende mich an Ihren Vater!“
„Nein“, stammelte Cecil Harrow mit blutleeren Lippen. „Das dürfen Sie nicht tun, Mr. Huxley. Sie würden damit meine ganze Zukunft zerstören. Vater ist sehr streng und altmodisch, soweit es Geldangelegenheiten und Schulden betrifft. Er würde mir den Leichtsinn nie verzeihen. Sie müssen . . .“
„Ich muß gar nichts“, polterte Baldwin Huxley los. „Ich frage Sie noch einmal, Mr. Harrow: Bekomme ich nun mein Geld oder nicht?“
„Sie sahen doch, daß ich alles verspielte“, murmelte Cecil Harrow verzweifelt. „Ich habe im Moment keinen Penny mehr in der Tasche. Aber Sie werden Ihr Geld trotzdem bekommen. Ich bringe es morgen früh in Ihr Büro. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.“
Baldwin Huxley blickte spöttisch in das aschfahle Gesicht Cecil Harrows. „Auf Ihr Ehrenwort kann ich mich leider nicht verlassen“, erklärte er geringschätzig. „Es ist keinen Pfifferling wert. Aber ich räume Ihnen trotzdem noch eine Frist von zwölf Stunden ein.“
„Sie bekommen Ihr Geld“, würgte Cecil Harrow heiser hervor. „Sie bekommen es samt Ihren verdammten Wucherzinsen. Und nun lassen Sie mich gefälligst in Ruhe!“
Baldwin Huxley ließ noch einmal ein spöttisches Lachen hören, ehe er ihm den Rücken zuwandte. Seine massige Gestalt verlor sich im Menschengewühl.
„Das war aber kein besonders höflicher Herr“, sagte die Bardame, die amüsiert der Unterredung gefolgt war. „Einen solch barbarischen Ton ist man hier gar nicht gewöhnt.“
„Lassen wir das“, murmelte Cecil Harrow mit belegter Stimme. „Davon verstehen Sie nichts. Das sind Männersachen.“
Er ließ das gefüllte Glas stehen und kehrte der Bar den Rücken. Der Appetit auf weitere Getränke war ihm gründlich vergangen. Er hatte genug für heute. In seinem Inneren tobte ein Aufruhr. Noch nie war er so verzweifelt und mutlos gewesen wie in dieser Stunde. Ich muß das Geld bis morgen früh beschaffen, dachte er gefoltert. Ich muß es beschaffen, ganz gleich, auf welche Weise! Es würde sonst zu einer Katastrophe kommen ...
Er verließ das prunkvolle Gebäude des Mitternacht-Klubs und ging zu seinem Wagen, den er auf dem nächsten Parkplatz abgestellt hatte. Er fuhr eine moderne, hochelegante Limousine, die ihm sein Vater zum dreißigsten Geburtstag geschenkt hatte. Sie kostete ein kleines Vermögen und erregte überall den Neid der Männerwelt.
„Gute Heimfahrt, Sir!“ rief ihm der Parkwächter zu. „Auf Wiedersehen bis morgen!“
Cecil Harrow biß die Zähne zusammen und schaltete den Motor ein. Geräuschlos und mit weichem Federn bog der Wagen in die Oxford Street ein, kurvte am Hyde Park entlang und hielt schon wenige Minuten später vor einem stattlichen Herrschaftssitz in
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