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Kommissar Morry - Opfer des Satans

Kommissar Morry - Opfer des Satans

Titel: Kommissar Morry - Opfer des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Belgravia an. Die beiden Seitenflügel des mächtigen Gebäudes lagen dunkel. Nur in drei Fenstern des Mitteltrakts brannte noch Licht. Cecil Haarow blickte benommen zu diesen erleuchteten Fenstern hin. Vater ist noch auf, überlegte er. Er wird sich wieder mit Angela Corday über seinen leichtsinnigen Filius unterhalten. Vielleicht droht er erneut damit, mich zu enterben. Aber nicht einmal Angela Corday wird diese Drohungen ernst nehmen. Er betrat das schloßähnliche Gebäude über die in Höhe des ersten Stockwerks gelegene Terrasse des Seitenflügels und schritt auf einem weichen Perserläufer lautlos in den Mitteltrakt hinüber. Dort, wo sich die Treppe in einem kühnen Schwung nach unten in die Halle senkte, blieb er stehen. Er lauschte. Er horchte mit angehaltenem Atem. Er hörte die murmelnde Stimme seines alten Vaters und zuweilen das klingende Lachen Angela Cordays. Die beiden werden mich jetzt nicht stören, dachte er erleichtert. Sie haben mein Kommen nicht bemerkt. Vielleicht gelingt alles einfacher als gedacht. Er schlich ein paar vorsichtige Schritte in den Mitteltrakt hinein, huschte an eine Tür heran und drückte die Klinke nieder. Die Tür war nicht versperrt. Ohne Schwierigkeiten gelangte er in den Privatsalon seines Vaters. Hastig knipste er das Licht an und schloß sorgfältig die Tür hinter sich ab.
    Ich brauche nur zehn Minuten, versuchte er seine fiebernden Nerven zu beruhigen. Wenn ich solange Zeit habe, bin ich meine größte Sorge los. Dann kann ich endlich diesen lästigen Wucherer abschütteln. Ich werde erst wieder ein glücklicher Mensch sein, wenn ich diese verfluchten Schulden vom Hals habe. Er sah sich im Zimmer um. Der Wandtresor, der plump und massig in der Ecke stand, blieb ihm verschlossen. Cecil besaß nicht die Fähigkeiten geübter Geldschrankknacker. Aber für den Schreibtisch reichten seine Kräfte aus. Vielleicht befriedigte das dort aufbewahrte Bargeld seine Ansprüche. Er ging unverzüglich an die Arbeit. Seine Hände zitterten vor Aufregung, als er die Schlösser mit einer gebogenen Haarnadel öffnete. Mit hervorquellenden, gierigen Augen spähte er in die Schubladen. Er fand Scheckhefte, die ihm nichts nützten. Er entdeckte Pfandbriefe und Aktien, die er nicht anzurühren wagte. Seine Hände wühlten ruhelos in den Papieren. Zwischendurch horchte er immer wieder in den stillen Korridor hinaus. Sein Herz schlug in rasendem Wirbel. Das schlechte Gewissen gönnte ihm keinen Moment Ruhe. Dann rang sich plötzlich ein erstickter Laut von seinen Lippen. Er hatte ein paar Bündel zerknitterter Scheine entdeckt. In fiebernder Hast blätterte er die Banknoten durch. Eine stattliche Summe, die er da in Händen hielt. Allein, Baldwin Huxley würde sich nicht damit zufriedengeben. Er brauchte mehr, er wollte das Dreifache haben. Ungeduldig nahm sich Cecil Harrow die anderen Schubladen vor. Aber so aufmerksam er auch in den Fächern herumwühlte — er konnte nichts mehr finden. Der Familienschmuck, die schweren Beutel mit den Goldmünzen, die aufgestapelten Banknotenbündel befanden sich im Wandtresor, den er nicht zu sprengen vermochte. Cecil Haarow verschloß sorgfältig die Schubladen und richtete sich dann mit schweißnassem Gesicht am Schreibtisch auf. Schnell verstaute er die Geldscheine in seinen Taschen. Es muß eben fürs erste reichen, sinnierte er erregt. Vielleicht gibt sich Baldwin Huxley einst
    weilen damit zufrieden. Auf jeden Fall komme ich nicht mit leeren Händen...
    Er huschte zur Tür, löschte das Licht und legte die Hand auf die Türklinke. Im nächsten Moment erstarrte er mitten in der Bewegung. Draußen auf dem Korridor erklangen leichte, gedämpfte Schritte. Sie kamen auf die Tür zu, dann stockten sie, verhielten eine Weile und entfernten sich wieder. Bald darauf verstummten sie ganz.
    Cecil Harrow sog gepreßt die Luft in die Lungen. Der plötzliche Schreck hatte ihn fast gelähmt. Er konnte im Moment keinen klaren Gedanken fassen. Sein Hirn war leer und ausgebrannt. Zwei, drei Minuten vergingen, bis Cecil Harrow die Tür zu öffnen wagte. Vorsichtig blickte er den dämmerigen Gang entlang. Unstet und gehetzt spähte er in alle Ecken. Erst als er sicher sein dufte, daß ihn niemand beobachten konnte, drückte er die Tür hinter sich zu und wagte sich auf den Flur hinaus. Die größte Gefahr war vorüber. Jetzt konnte er getrost in die Halle hinuntergehen. Als er die Treppe erreichte, stand auf einmal Angela Corday vor ihm. Sie blickte ihn aus ihren

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