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Kommissar Morry - Opfer des Satans

Kommissar Morry - Opfer des Satans

Titel: Kommissar Morry - Opfer des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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dunklen Ecken. Ständig verfolgte ihn der Wahn, daß die Polizei hinter ihm her sei. Überall sah er Uniformen und blitzende Helme. Als er die Barstube betrat, spähte er forschend in die Gesichter der Gäste. Sein Herz schlug ihm bis zum Halse. Seine Nerven vibrierten wie überspannte Saiten. Er hörte weder auf die Melodien der kleinen Kapelle, noch hatte er einen Blick für die kunstvoll bespannten Wände. Gebeugt und hinfällig schlich er durch die Tischreihen. Slim Duckett war noch nicht da. Also hieß es warten. Warten war wohl das Schlimmste, was Cecil Harrow in seiner Verfassung passieren konnte. Er kauerte sich in eine schmale Ecke und bestellte einen Flip. Zitternd umfaßten seine Hände das Glas. Wie im Schüttelfrost schlugen seine Zähne aufeinander. Wo er nur bleibt, dachte er unablässig. Wie kann er mich so lange warten lassen? Weiß er denn nicht, daß mich dieses untätige Herumsitzen verrückt macht? Er konnte keinen Moment ruhig sitzen. Unablässig schielte er zur Tür hin. In verzehrender Ungeduld zählte er die verstreichenden Minuten. Wir könnten jetzt schon längst im Wagen sitzen, dachte er, wenn dieser Esel pünktlich gewesen wäre. Wir könnten schon außerhalb Londons sein. Verdammt, was gäbe ich darum, wenn ich erst diese verfluchte Stadt hinter mir hätte.
    „Ist hier ein gewisser Mr. Harrow?“ rief der Kellner fragend durch die Stube. „Der Mann möchte mal hinauskommen. Er wird draußen von jemand erwartet.“
    Was ist das doch für ein Idiot, fluchte Cecil Harrow grimmig in sich hinein. Auffälliger hätte er es nicht mehr machen können. Wenn hier ein verkappter Detektiv sitzt, bin ich geliefert. Er erhob sich scheu von seinem Platz, legte einen Geldschein auf den Tisch und drückte sich verstohlen durch die Tür. Im nächsten Moment stand er auf der Straße. Gegenüber zogen sich die schwarzen Mauern der Werften hin. Tief drückte der Nebel herab auf das Pflaster. Man konnte kaum zehn Schritte weit sehen.
    Wie gelbe Kugeln schwammen die Laternen im Dunst. Von der Themse tuteten unaufhörlich die Nebelhörner herüber. Irgendwo schrillte eine Polizeisirene.
    Cecil Harrow tat ein paar zögernde Schritte in den Nebel hinein. Lauernd tastete er die finsteren Winkel ab.
    „Hallo!“ rief er heiser. „Wo sind Sie, Mr. Duckett?“
    Er verirrte sich immer weiter in das düstere Gemäuer hinein. Vergebens suchte er nach dem Mann, der ihm mit seinen falschen Pässen die Flucht erleichtern sollte. Er war ganz allein. Niemand war in der Nähe.
    „Hallo, Mr. Duckett!“ rief er noch einmal. „So antworten Sie doch!“
    Jetzt endlich hörte er einen Schritt zwischen den Mauern. Ein dunkler Schatten kam auf ihn zu. Ein blasses Gesicht tauchte aus dem Nebeldunst.
    Cecil Harrow ging langsam auf die gespenstische Erscheinung zu. „Sind Sie's, Mr. Duckett?“ fragte er unsicher.
    Schon in der nächsten Sekunde sah er seinen tödlichen Irrtum ein. Dieses Gesicht hatte er schon einmal gesehen. Diese Mörderfratze war damals in seinem Zimmer aufgetaucht, als Lilly Raven ermordet worden war. Dieser Teufel hatte ihn also aus dem Lokal gelockt. Er war es gewesen, der ihn heute morgen angerufen hatte. Und jetzt erkannte Cecil auch seinen Gegner, obwohl er gerade deshalb annahm, wahnsinnig zu sein. Mit einem erstickten Aufschrei wollte Cecil Harrow die Flucht ergreifen. Laut schrie er seine Angst in die Nacht hinaus. Hohl brachen sich seine Hilferufe an den Mauern. Es nützte ihm alles nichts. Der Tod war rascher. Eine scharfe Dolchklinge fuhr ihm in den Rücken, durchstieß die Lunge, drang bis zum Herzen vor. Cecil Harrow stürzte taumelnd auf das Pflaster nieder. Noch einmal schrie er laut um Hilfe, rief den Namen des Mörders. Dann trat ihm blutiger Schaum auf die Lippen. Er wurde still. Sein Körper regte sich nicht mehr. Bereits eine Minute später kamen Passanten aus den angrenzenden Gassen herbei. Sie fanden Cecil Harrow hinter einem schwarzen Torbogen. Aber sie konnten ihm nicht mehr helfen. Er war schon tot.

    16

    „Jetzt ist für mich die Sache klar“, sagte Wachtmeister Kenton zu seinem Vorgesetzten. „Auf diesen Mord habe ich noch gewartet, Sir! Er fehlte uns als letztes Glied in der Kette der Beweise!“
    „Wovon reden Sie denn überhaupt?“ wunderte sich Kommissar Morry.
    „Von Stanley Belmont, Sir“, stieß Wachtmeister Kenton hastig hervor. „Er ist jetzt alleiniger Erbe von Harrow Castle. Er bekommt alle Liegenschaften und Besitztümer. Er hat sein Ziel erreicht. Aber auch

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