Kommissar Morry - Opfer des Satans
tapfer. „Wenn ich dich in der Nähe weiß, fühle ich mich gleich geborgen.“
Stanley Belmont zündete sich eine Zigarette an. „Wir wollen von etwas anderem reden“, meinte er heiter. „Ich kenne einen Mann, der schon lange eine wichtige Frage an dich richten möchte. Der Bursche ist sonst nicht übel. Er hat die Welt gesehen und manches Abenteuer bestanden. Aber in diesem einen funkt ist er merkwürdig schüchtern. Er wagt es einfach nicht, dich so einfach um dein Jawort zu bitten. Könntest du ihm die Frage nicht etwas erleichtern?“
„Er braucht gar nicht erst zu fragen“, sagte Angela Corday und erhob sich. „Ich sage jetzt schon ja. Ich liebe diesen Mann, seit er damals nachts in sein Vaterhaus zurückkehrte.“
Stanley Belmont blickte ihr lächelnd nach, wie sie leichtfüßig die Treppe hinauf lief. Dann wandte er seinen Blick wieder dem lodernden Teuer zu und träumte glücklich vor sich hin. Der Tag wäre vielleicht glücklich zu Ende gegangen, wenn Stanley Belmont nicht um zehn Uhr abends plötzlich einen Anruf bekommen hätte.
Das schrille Läuten des Telefons schreckte ihn jäh aus seinen Träumen. Er ging ärgerlich zum Apparat und hob den Hörer ab. „Wer spricht denn?“ fragte er ungeduldig.
Eine dunkle Stimme klang durch die Leitung. „Hier Kommissar Morry, Sir! Ich habe etwas Dringendes mit Ihnen zu besprechen. Ich will möglichst vermeiden, daß wir einen heimlichen Zuhörer haben. Könnten wir uns nicht im Treibhaus des Parkes treffen? Dort sind wir bestimmt sicher vor jedem Lauscher.“
Kopfschüttelnd horchte Stanley Belmont der hastigen Stimme nach.
„Meinetwegen, Sir“, sagte er schließlich. „Ich respektiere Ihren Wunsch. Wann soll ich mich im Treibhaus einfinden?“
„In zehn Minuten, Sir!“
„Gut, ich komme“, erwiderte Stanley Belmont und legte den Hörer auf die Gabel.
Er hielt sein Wort. Genau zehn Minuten später verließ er die warme Halle und ging in die regnerische Nacht hinaus. Kalt stemmte sich ihm der Wind entgegen. Die hohen Bäume schwankten und ächzten im Nachtwind. Der Rasen war naß und glitschig. Auf dem Kiesweg sickerte gurgelnd das Regenwasser ein. Es war eine finstere, lichtlose Nacht. Stanley Belmont schlug ärgerlich den Kragen seiner Hausjoppe hoch. Das Wasser rann in Strömen an ihm herunter. Mit raschen Schritten hielt er auf das finstere Treibhaus zu.
„Daß diesem Kommissar auch nichts Besseres eingefallen ist“, murmelte er zwischen den Zähnen. „Ich halte seine Vorsicht für übertrieben. Wir wären auch in der Halle nicht belauscht worden.“
Mit ein paar langen Sätzen legte er die restliche Strecke zum Treibhaus zurück. Er zog den Schlüssel aus der Tasche, um die Tür aufzusperren. Aber das war gar nicht nötig. Als er nach der Klinke griff, sprang die Tür mit leisem Knarren auf.
Verblüfft trat Stanley Belmont in den dunklen Raum. Er wollte Licht machen, aber die Lampe brannte nicht. Es blieb dunkel wie zuvor. Benommen schaute Stanley Belmont durch das lange Glashaus. Durch die schrägen Scheiben fiel fast kein Lichtschimmer. Die Blumen und die kostbaren Gewächse blieben im Dunkel.
„Hallo“, rief Stanley Belmont leise. „Sind Sie schon da, Kommissar?“
Er hörte das Rascheln eines Blätterstrauches. Er sah einen dunklen Schatten auf sich zukommen. Er sah ein fahles Gesicht aus der Finsternis wachsen.
„Was soll das?“ rief er erschreckt. „Wollen Sie mich zum Narren halten, Kommissar?“
Er knipste sein Feuerzeug an und stieß im gleichen Augenblick einen entsetzten Schrei aus.
Nein, das war doch... Nein, das konnte doch nicht sein... Das Licht des armseligen Flämmchens spiegelte sich auf der Höhe eines flachen Dolches und erhellte das Gesicht des anderen, — ein Gesicht, das zu einem Menschen gehörte, dem er vertraut hatte, und eigentlich ...
„Nein!“ schrie Stanley noch einmal, dem Wahnsinn nahe und wich an die Tür zurück. Mit verzweifelten Sätzen versuchte er sein Leben zu retten. Aber er schaffte es nicht.
Noch ehe er die Tür erreichte, griff eine brutale Faust nach ihm und drängte ihn zwischen die Blumenregale. Zwei würgende Hände schlosse sich wie Eisenklammern um seinen Hals. Ihm wurde schwarz vor den Augen. Er drohte den Halt zu verlieren. Lähmende Todesangst wollte ihn zu Boden drücken. Verzweifelt kämpfte er um sein Leben. Er stieß die Fäuste vor und versuchte seinen Gegner mit wütenden Hieben abzuwehren. Aber seine Kräfte erlahmten rasch. Die fehlende Luft machte ihn matt
Weitere Kostenlose Bücher