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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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„Das ist es.“
    Motley bewegte sich unruhig auf dem Stuhl. „Es ist schwer, alle Fäden in die Hand zu bekommen.“
    Morrys Lächeln verstärkte sich. Er kannte Motley und wußte, wie sauer es dem Inspektor ankam, eine Theorie zu entwickeln, die sich möglicherweise als falsch herausstellen konnte.
    „Erzählen Sie schon“, bat er.
    Motley unterdrückte einen Seufzer. Ihm blieb nichts weiter übrig, als Morrys Aufforderung zu folgen; er mußte sich kopfüber in das Abenteuer seiner wilden Spekulationen stürzen.
    „Zunächst einmal glaube ich nicht, daß der Mixer umgebracht wurde“, begann er.
    Morry zeigte keine Überraschung. Er lächelte gleichbleibend freundlich und sah aus, als habe er genau diese Feststellung erwartet. Motley wußte, daß es keinen Zweck hatte, in dem Gesicht des Kommissars nach Reaktionen und Gedankenspuren zu suchen. Er holte also tief Luft und fuhr fort: „Ich glaube vielmehr, daß es der Mörder des Mixers war, den wir hinter der Bar fanden."
    „Bitte?“
    „Das klingt ein bißchen verrückt“, gab Motley zu. „Ich will damit nur ausdrücken, daß der Tote in Abe Shires Bar nicht der Mixer war, sondern der Mann, den man bestimmt hatte, den Mixer zu töten.“
    „Verstehe. Sie vermuten, daß es dem Mixer gelang, sich rechtzeitig seines Gegners zu entledigen.“
    „Genauso ist es. Dafür gibt es zwei Beweise. Beweis eins: der Pianist hat den Mixer noch in Croydon auf dem Perron eines Omnibusses gesehen, als der Mann angeblich schon tot war. Beweis zwei: in der Spiegelwand fanden wir eine Kugel des Kalibers 45. Shire hatte an diesem Abend seine Pistole in der Bar liegen, und zwar in einer Schublade des Bartisches. Ich halte es für möglich, daß der Mixer die Pistole entdeckte und auf den Mann richtete, der ihn bedrohte.“
    Morry lächelte noch immer. Aber Motley, einmal im Zug, ließ sich nicht irritieren.
    „Abe Shires Pistole hat das Kaliber 38. Es war eine Kugel dieses Kalibers, die das Opfer traf."
    „Weiter.“
    „Die beiden Männer müssen fast gleichzeitig geschossen haben. Die Kugel des Mannes, der vor dem Tisch saß oder stand, verfehlte ihr Ziel und drang in die Spiegelwand . . .“
    Diesmal nickte Morry.
    „Der Mann, der auf den Mixer schießen sollte, hatte gleichzeitig den Auftrag, die Polizei auf eine falsche Fährte zu lenken“, sagte Motley. „Deswegen mußte Miß Benson sterben. Vorher wurde sie gezwungen, den verrückten Zettel zu schreiben.“
    „Hm“, machte Morry. Das konnte ebensogut Zustimmung wie Ablehnung bedeuten.
    „Die Bande entdeckte nun plötzlich, daß ihr Mann nicht den Mixer erwischt hatte, sondern selbst ums Leben kam."
    „Wie fand sie das heraus?“ wollte Morry wissen.
    Motley verzog das Gesicht. Er hatte noch keine Zeit gehabt,- die Details seiner Theorie auszuarbeiten.
    „Keine Ahnung. Als ihr Mann nicht zurückkam, muß es der Bande klar geworden sein, daß der Mixer gewonnen hatte.“
    „Weiter.“
    „Damit war auch die Tat an Miß Benson zum Bumerang geworden. Da es zu spät war, den Zettel zu holen . . . schließlich befand ich mich schon an Ort und Stelle . . . zogen sie es vor, Webb zu verfolgen. Auf diese Weise, so hofften sie, konnten sie dem Text des Zettels eine plausible Erklärung unterstellen.“
    „Halten Sie die Bande für so unklug?“
    Motley hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. „Die Bande konnte an dem, was in der Bar geschehen war, nichts mehr ändern. Dort war schon die Polizei eingetroffen. Das gleiche galt für Miß Bensons Ableben. Es kam der Bande also nur darauf an, wenigstens einen Fall zu vertuschen. Sie muß in einer gewissen Panikstimmung gehandelt haben, denn sie hätte sich überlegen müssen, daß wir genau rekonstruieren können, wann bei Webb der Tod eintrat."
    „Wenn das alles stimmt, muß die Bande die Gewohnheiten von Miß Benson sehr genau beobachtet haben. Woher hätte sie sonst wissen sollen, daß Webb ihr Freund war?“
    „Es scheint mir ziemlich sicher zu sein, daß die Bande nichts dem Zufall überlassen wollte. Natürlich beging sie einige krasse Fehler, aber diese Fehleinschätzungen zeigen sich erst jetzt. Im Plan der Bande sahen sie sehr wahrscheinlich viel logischer und überzeugender aus.“
    „Kehren wir zurück zu dem Geschehen in der Bar. Wenn wir unterstellen wollen, daß Ihre Theorie Hand und Fuß hat, zog der Mixer dem Toten sein weißes Jäckchen über, legte ihn hinter den Bartisch, und fand noch Zeit, Armbanduhr und Brieftasche auszutauschen . .

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