Kommissar Morry - Terror um Mitternacht
.“
„So muß es gewesen sein.“
„Halten Sie das für wahrscheinlich?“
„Durchaus, Sir."
„Der Wirt hat den Toten als den Mixer identifiziert. Was schließen Sie daraus?“
„Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder hat Shire ein Interesse an dieser Version, oder der Tote sah dem Mixer so ähnlich, daß eine Verwechslung durchaus möglich ist.“
„Klingt reichlich überspannt, was?“
„Vergessen Sie nicht, daß der Pianist ebenfalls von einer frappierenden Ähnlichkeit sprach.“ „Denken Sie an Zwillingsbrüder oder so etwas Ähnliches?“
„Der Gedanke liegt nahe."
„Ich habe gehört, daß unsere Karteien weder das Bild des Toten, noch eine Fotografie eines ähnlich aussehenden Mannes enthalten.“
„Das besagt nur, daß die beiden es bisher verstanden haben, jeder Vorstrafe aus dem Weg zu gehen.“
Morry stand auf.
„Vielen Dank, Inspektor. Das genügt mir.“ Motley erhob sich unsicher. Er war von dem abrupten Abbruch des Gespräches überrascht. Habe ich etwas falsch gemacht? schoß es ihm durch den Sinn. Daß ich mir nie verkneifen kann, dumme Belehrungen zu erteilen!
„Ich glaube, Sie sollten so weitermachen, wie Sie begonnen haben“, meinte Morry freundlich.
Motley atmete auf. Es klopfte. Hilfsinspektor May trat ein. Er blieb an der Schwelle stehen. „Entschuldigen Sie bitte die Störung“, sagte er. „Aber es sind soeben zwei wichtige Meldungen eingegangen."
„Schießen Sie los“, sagte Morry.
„Meldung eins betrifft die Pfundnoten, die wir in der Brieftasche des Mixers entdeckten.“
„Sie sind falsch?“ fragte Morry.
May nickte.
„Alte oder neue Fälschungen?“
„Ganz neue, Sir. Erst eine äußerst gründliche Prüfung unter dem Inframikroskop zeigte leichte Abweichungen in der Papierqualität. Die graphische Darstellung ist schlechthin vollkommen. Es sind die raffiniertesten Fälschungen, die das Labor bisher untersuchen konnte. Dr. Bender hält es für gar nicht ausgeschlossen, daß diese Scheine schon seit Jahren kursieren . . . ohne daß bisher bekannt wurde, daß es sich um Falschgeld handelt.“
Morry klopfte sich an die Brust. „Ich werde meine Pfundnoten häufiger auf ihre Echtheit überprüfen lassen müssen", scherzte er. Aber dann wurde er ernst. „Wenn es in England eine Bande gibt, die in der Lage ist, täuschend ähnliche Pfundnoten zu fabrizieren und in großen Mengen in den Handel zu bringen, bedeutet das nicht mehr und nicht weniger als eine Gefährdung der volkswirtschaftlichen Struktur.“ Er blickte Motley an. „Ich nehme an, Sie ahnen, welches Ausmaß und welche Bedeutung Ihrer Arbeit jetzt zukommt?“
Motley nickte griesgrämig.
„Meldung zwei?“ fragte Morry.
„In einem Lagerhaus an der Themse hat man einen Toten gefunden.“
„Na, da haben wir ihn ja“, meinte Motley. „Das ist der Mann aus der Telefonzelle."
„Es wird am besten sein, Sie fahren sofort hin“, meinte Morry.
Motley nickte und verließ mit May das Zimmer. Auf dem Flur trafen sie Nighel. „Ich suche Sie schon die ganze Zeit, Inspektor“, sagte er.
„Was gibt's?“ fragte Motley. „Ich habe keine Zeit.“
„Nur einen Augenblick. Ich habe bei der gründlichen Untersuchung des Toten noch etwas festgestellt. Der Mann trug eine Brille, obwohl er ausgezeichnete Augen hatte.“
„Was schließen Sie daraus?"
„Er hatte alle Ursache, der Mitwelt gegenüber ein anderes Gesicht zu zeigen. Er wollte sich verbergen.“
„Was für eine Brille kann das gewesen sein?“
„Möglicherweise nur eine Sonnenbrille, vielleicht auch eine Hornbrille mit Fensterglas. Das ist schwer zu sagen. Fest steht, daß er das Ding mindestens zehn Stunden am Tag auf der Nase gehabt haben muß. Es sind ziemlich tiefe Eindrücke
vorhanden, wie man sie nur bei Leuten findet, die tagein tagaus eine Brille tragen.“
„Vielen Dank, Doktor.“
Eine halbe Stunde später marschierten Motley und May quer über einen verlassenen Lagerplatz auf das alte, baufällige Lagerhaus zu, das an einem Seitenarm der Themse stand. Sie sahen schon von weitem die beiden blauen Polizeiwagen stehen. Außerdem waren noch zwei Dienstautos der Themsepolizei da. Hinter May und Morry trottete Nighel, der sich mit Chepman, dem Fotografen, und Axton, dessen Gehilfen, unterhielt. Axton schleppte allerhand fotografische Ausrüstungsgegenstände mit sich.
Ein Sergeant erstattete Meldung.
„Zwei Jungens, die in der Nähe wohnen und hier sehr oft spielen, haben ihn gefunden, Sir“, berichtete er. „Er
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