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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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schickte ein Stoßgebet hinterher.
    Demirbilek klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter und sagte nicht ganz ernst gemeint: »Danke. Aber ich komme ja ohnehin in die Hölle.«
    »Wieso das? Sie sind schon in Ordnung, Herr Demirbilek«, antwortete Vierkant.
    »Sie kennen doch mein Laster?«
    »Vom Koch in der Kantine. Den Schweinebraten jeden zweiten Sonntag wird Ihr Allah schon verstehen«, beruhigte ihn Vierkant.
    »Hoffen wir es«, erwiderte Demirbilek. »Jetzt rufen wir Pius an und fragen nach Jale.«
    »Von wegen Koma! Pius hat eine SMS geschrieben. Jale geht es so weit gut. Sie fahren gerade ins Büro.«
    Demirbilek war sichtlich erleichtert, das zu hören.
    »Gut, dann setzen Sie mich ebenfalls im Büro ab.« Er nahm Karaboncuks Brief aus der Tasche, überflog ihn kurz und reichte ihn ihr. »Fahren Sie zu der Bank. Ich rufe von unterwegs Weniger an, dass wir den Tresor öffnen lassen müssen.«
    In dem Moment hechtete Ali Karaboncuk den Kommissar von hinten an. Beidhändig würgte er mit aller Kraft den Hals des Polizisten. Seine Fingernägel krallten sich in die Haut.
    Demirbilek war nicht imstande, sich zu wehren. Er röchelte, ignorierte den brennenden Schmerz und rang nach Luft. Vor seinen Augen begann alles zu verschwimmen.
    Da drängte sich sein Sohn in seine Gedanken. So abwegig es auch war, er machte sich keine Sorgen darüber, sterben zu können. Wichtiger war in dem Augenblick, dass Aydin um achtzehn Uhr fünf am Flughafen ankam. Özlem holte ihn vorher zu Hause ab. Gemeinsam wollten sie die S-Bahn ab Rosenheimer Platz nehmen. Nein, nein, nein hämmerte es in seinem Kopf. Du wirst die Verabredung einhalten.
    Er stieß mit voller Wucht den rechten Ellbogen nach hinten in Karaboncuks Magen. Der Würgegriff löste sich ein wenig. Er pumpte mit überhasteten Atemzügen Luft in die Lunge und drehte sich um. Ali Karaboncuk stand atemlos vor ihm und machte keine Anstalten, sich erneut auf ihn zu stürzen.
    Vierkant packte ihn mit dem Polizeigriff. Ohne Mühe gelang es ihr, Karaboncuk vom Kommissar wegzuzerren.
    Demirbilek rieb sich den schmerzenden Hals und rief sich die Tatortbilder der zwei erdrosselten Männer in Erinnerung. Dann hob er den Blick und sah zu, wie Vierkant dem Mann Handschellen anlegte.
    »Nehmen Sie ihm die Handschellen ab, Vierkant«, sagte Demirbilek, als er wieder normal atmen konnte.
    »Aber … aber …«, stotterte Vierkant ungläubig.
    »Mach ihn los«, forderte Demirbilek nochmals ruhig und studierte den weggetretenen Ausdruck in Ali Karaboncuks Gesicht.
    Er schämt sich, erkannte Demirbilek. Er war der ältere Bruder. Er musste handeln. Aber nicht so, sagte sich Demirbilek. Ein Messer, um es ihm in den Bauch zu rammen, hätte er in der Küche des Wienerwalds besorgen können. Sein halbherziger Angriff war im Grunde nichts wert. Scham stand in seinem Gesicht. Er hatte die besudelte Ehre seiner Familie nicht wiederhergestellt.
    Demirbilek rieb sich erneut den Hals. Mit dem Hinweis auf den Tresor hatte er mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ein entscheidendes Puzzleteil in dem komplizierten Fall ermittelt. Er hoffte darauf, zu erfahren, welches Gesamtbild sich ergab, wenn er und sein Team die Teile nun zusammensetzen würden.
    Er ließ Ali Karaboncuk stehen. Vierkant folgte ihm aus dem Biergarten.

[home]
    38
    P ius Leipold und Jale Cengiz hatten auf dem Rückweg vom Krankenhaus Kaffee besorgt und betraten mit den Plastikbechern die Dienstzimmer des Sonderdezernats. Cengiz lachte schon wieder, weil Leipold sich maßlos darüber aufregte, dass der Verkäufer in dem amerikanischen Coffeeshop allen Ernstes wissen wollte, ob sein
café au lait to take away
oder
to stay
sein sollte.
    »Vielleicht sollte ich einen Englischkurs besuchen, was meinst du?«, fragte Leipold.
    »Lern lieber Türkisch, da kommst du bald viel weiter mit«, schlug Cengiz als Alternative vor.
    »Ach, komm. So ein Schmarrn. Lern lieber Bayerisch, du bist ja jetzt schließlich in München«, antwortete er amüsiert und wurde plötzlich ernst: »Du … wegen heute früh … Mein Schädel hat so elendig weh getan …«
    »Schon gut, Pius«, half ihm Cengiz. »Ich habe mich von dir provozieren lassen.« Dann nahm sie an ihrem Schreibtisch Platz und fasste sich an den Bauch. Der Tritt des Unbekannten war heftig gewesen, es schmerzte. Während der Fahrt ins Krankenhaus war sie aufgewacht und hatte sich gesträubt, sich untersuchen zu lassen. Leipold aber hatte darauf bestanden. Letztlich war sie froh, dass er nicht

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