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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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ziemlich kurz. Ihre Eltern haben sich gemeldet und die Flüge in die Türkei gezahlt. Sie hat alles stehen und liegen lassen und ist mit den Kindern nach Adana. Ich musste ihr versprechen, mich um die Formalitäten zu kümmern.«
    »Dann rufen Sie mal in der Schule an. Die wissen nichts davon«, warf Vierkant ein.
    Ali Karaboncuk wendete sich ihr lächelnd zu: »Stimmt, ich habe vergessen, der Schule Bescheid zu geben.«
    Vierkant konnte dem netten Lächeln nur durch ein verlegenes Wegschauen entgehen.
    »Haben Sie und Antonia mit der Sache irgendetwas zu tun?«, fragte Demirbilek und hatte Karaboncuks Aufmerksamkeit wieder.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ihr Bruder hat Ihnen sicher gesagt, mit was und wie er Gül Güzeloğlu erpresst hat.«
    »Nein, Herr Kommissar, das hat er nicht. Ich wusste nur, dass es irgendetwas mit Gül zu tun hat. Er hat mich in seine dubiosen Geschäfte nicht eingeweiht. Ich hätte da niemals mitgemacht! Solche Gaunereien hat er schon als Junge ausgeheckt. Leute austricksen, Betrügereien, aber nie wirklich große Sachen. Was glauben Sie, wie oft ich ihn aus der Scheiße geholt habe, und wenn es mit einer Tracht Prügel war.« Er trank den letzten Schluck Bier, die Tränen meldeten sich zurück. Er wischte sie weg, um weiterzuerzählen.
    Da aber baute sich Demirbilek ein weiteres Mal vor ihm auf.
    »Möge Allah Ihren Bruder im Paradies empfangen. Auch wenn er ein gottloser Erpresser war. Hat er Ihren Eltern von dem schmutzigen Geld geschickt? Hat er seinen drei Neffen schöne Geschenke gemacht? Von dem monatlichen Lohn als Geschäftsführer. Das Zubrot für den großen Bruder nicht zu vergessen. Wie sich das gehört für den jüngeren. Dem
abi
gegenüber darf man nicht ohne Respekt sein! Glauben Sie tatsächlich, ich bin nicht mehr Türke genug, um zu verstehen, wie türkische Brüder miteinander umgehen? Mich interessiert nicht, wie Ihr Bruder als kleiner Junge war. Mich interessieren auch nicht Ihre Tränen und die Tränen Ihrer Mutter und Ihres Vaters. Gül Güzeloğlu ist seit gestern verschwunden. Vielleicht ist sie tot. Unsere Kollegin liegt im Koma, weil sie möglicherweise dem Einbrecher aus der Wohnung Ihrer Schwägerin begegnet ist. Das interessiert mich mehr als Ihr kleiner Bruder. Ich habe keine Zeit für Ihre Spielchen. Sagen Sie mir, was Sie wissen, oder ich sorge dafür, dass Sie Ihre Söhne nie wiedersehen«, drohte er eiskalt.
    Karaboncuk und Vierkant staunten über den Ausbruch. Wie auch die anderen Gäste im Biergarten.
    Ali Karaboncuk atmete schwer, ihm war schwindelig vor Wut und Zorn. Er taumelte wie ein angeschlagener Boxer, der nicht glauben wollte, den Kampf verloren zu haben. »Es gibt einen Tresor. Heute Morgen habe ich einen Brief von der Sparkasse gefunden. Sie haben ihn wegen der Miete angemahnt. Vorher habe ich von einem Tresor nichts gewusst«, sagte er schließlich durch die zusammengepressten Lippen. Er holte aus seinem Geldbeutel das zusammengefaltete Schreiben der Bank und gab es dem Kommissar, der es, ohne daraufzuschauen, in die Sakkotasche steckte.
    »Kann ich jetzt gehen?«, fragte Karaboncuk wie benommen.
    »Was finden wir in dem Tresor?«
    »Ich war nicht in der Bank. Ich möchte mit der Sache nichts zu tun haben. Was auch immer da drin ist, mein Bruder musste deshalb sterben.« Nach einer Pause fügte er verächtlich hinzu: »Sie haben meinen Bruder beleidigt. Er war nicht gottlos, sondern ein gläubiger Mann.«
    Demirbilek ging nicht auf den Vorwurf ein. »Musste auch der andere deshalb sterben, Stefan Tavuk?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Mein Bruder hat ihn einmal mit zu mir gebracht. Mehr weiß ich nicht, und mehr erfahren Sie von mir nicht.«
    Dann stand Ali Karaboncuk langsam auf, holte mit dem Kopf aus und spuckte vor Kommissar Demirbilek aus. Sein Gesicht verhärtete sich. Zornesröte stieg die Wangen hoch. Hätte er eine Waffe, würde er mich jetzt töten, eine Frage der Ehre, dachte Demirbilek.
    »Allah belanı versin«,
stieß Ali Karaboncuk voller Hass hervor. Dann drehte er sich um und verließ den Biergarten.
    Vierkant hatte die ganze Zeit über nichts gesagt, jetzt aber wollte sie ihn zurückholen. Demirbilek hielt sie am Arm zurück.
    »Schon gut.«
    »Sie haben ihn absichtlich provoziert.«
    »Nein. Ich habe absichtlich seine Familie auf das Schlimmste beleidigt.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Allah soll mich verfluchen«, antwortete Demirbilek mit besorgtem Gesicht.
    Vierkant bekreuzigte sich schnell und

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