Kommissar Steen 01 - Unruhe
Zeitungen zitiert. Das hatte ihn am dritten Tag der Untersuchungshaft im Vestre Fængsel zwei Zähne gekostet und einen gebrochenen Kiefer eingebracht, als er im Fitnessraum von einem Schwinger mit einer eineinhalb Kilo schweren Hantel erwischt wurde, nachdem das Gefängnispersonal seine Identität hatte durchsickern lassen. Der junge Kerl, der das Gewicht zweckentfremdet hatte, lag jetzt vor Axel auf der Erde und flippte aus. Kamal hieß er. Laut PET Enver Davidis Kontaktmann.
»Ich weiß nicht, wovon du redest, Mann. Wir haben uns verlaufen und wollten die Dame nur nach dem Weg fragen, und dann kommst du fucking Bullenarsch, und jetzt liegen wir hier. Ich glaub’s echt nicht, das ist Polizeigewalt, das hier.«
Axel beugte sich vor und drückte ihm ein Knie in den Rücken.
»Willst du mal richtige Polizeigewalt spüren?«
»Du bist krank im Kopf, Bullenarsch.«
Axel band Kamals Hände mit Plastikhandschellen hinterm Rücken zusammen und tat dasselbe mit den beiden anderen. Dann nahm er das Handy aus Kamals Jackentasche, ging das Telefonbuch durch und sagte:
»Wer ist Moussa? Ist er Morten oder Großes M? Lass mich raten! Die Fantasie war der Ehrerbietung unterlegen, also Großes M.«
»Was tust du, Bullenarsch? Ich kenne keinen Moussa.«
»Nein, natürlich kennst du Moussa nicht, weil du das dümmste Ausländerschwein in Nørrebro bist, was? Alle wissen, wer Moussa ist, sogar die Spatzenhirne, die du mitgebracht hast, aber du, du kennst ihn nicht. Hoffen wir mal, Moussa der Große kennt dich und hilft dir, wenn du die nächsten paar Jahre wegen Nötigung und versuchter Körperverletzung gegen eine Zeugin in einem Mordprozess einsitzt, denn Hilfe wirst du brauchen.«
»Fick deine Mutter, Bullenarsch, ich habe die Schlampe einen Scheiß bedroht.«
»Tja, du wirst deine Mutter jedenfalls in nächster Zeit nicht ficken, du kleiner Schlappschwanz. So was wie Sex wirst du nur noch haben, wenn dich ein hundertfünfzig Kilo schwerer Hells Angel mit einem Nagel am Schwanz in den Arsch fickt.«
Axel hatte zwar versprochen, sich nicht an Moussa und seine Sippe heranzumachen, aber Kamal war ein Geschenk des Himmels, und jetzt lag er hier und wartete nur darauf, wie eine Apfelsine ausgequetscht zu werden.
Wieder presste er Kamal das Knie in den Rücken. Und legte ihm die Spielzeugpistole an die Wange.
»Ich will etwas wissen, und zwar jetzt. Von dir. Es ist keiner da, der dir helfen kann, und wenn du mir nicht erzählst, was ich wissen will, dann schieße ich dir ins Bein. In beide Beine, unddu wirst den Rest deines Lebens als Invalide im Rollstuhl sitzen. Ich weiß, dass du mit Enver Davidi telefoniert hast.«
»Du bist krank, Mann, ich habe Zeugen, wenn du mich misshandelst.«
»Die sind dran, wenn ich mit dir fertig bin, du kleiner Hosenscheißer. Glaubst du, ihre Worte haben mehr Gewicht als die eines Polizisten?«
»Lass mich gehen, Mann. Ich kenne niemanden mit diesem Namen.«
Axel konnte seine Angst förmlich riechen.
»Kann schon sein, dass du ihn nicht unter diesem Namen kennst. Er ist Salkis kleiner Bruder, kam aus Makedonien, Albaner, und er hatte Stoff dabei, den er euch verkaufen wollte, Cola, fünfzehn große Kisten. Jetzt ist er tot. Wer hat ihn umgebracht? Und warum?«
»Ich weiß nicht, wovon du redest …«
Axel entsicherte die Pistole. Es war ein Laut wie aus einem Film, der nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatte, aber er wusste, dass es bei ihm hier funktionieren würde.
»Deine Zeit läuft ab.«
Er drückte die Mündung der Waffe so fest er konnte gegen die Rückseite des Oberschenkels, in den Muskel hinein.
Kamal schrie.
»Hey, entspann dich, Mann, warte. Ich habe mit ihm gesprochen, aber er hat nichts von irgendwelchem Coke gesagt, er wollte ein Treffen.«
Axel zögerte.
»Mit dir?«
»Ja, aber daraus wurde nichts. Er sagte, er habe etwas, das uns interessieren würde. Ich wusste nicht, worum’s ging. Der Stoff kam erst nach seinem Tod ins Spiel.«
»Was soll das heißen?«
»Ich weiß es nicht. Alle jagen irgendwelchen Stoff, der verschwunden ist. Es gibt Gerüchte, dass ein neuer Verkäufer aufgetaucht ist.«
»Und wer?«
»Weiß ich nicht, Mann.«
Axel war zufrieden. Er löste den Druck und stand auf. Unter Kamal war es nass.
Axel rief die Nummer unter Großes M an. Der Anruf wurde sofort angenommen.
»Was ist?«
»Hier ist Axel Steen von der Kopenhagener Polizei. Leg nicht auf, es dauert nur dreißig Sekunden. Dein Laufbursche Kamal liegt hier vor meinen Füßen
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