Kommissar Steen 01 - Unruhe
Präsidium, um das weitere Verhör seines Erzfeindes zu verfolgen. Wollten sie genug zusammenkriegen, dass es für eine Anklage reichte, dann waren sie jetzt wahrscheinlich schon in der Endphase.
Sein Handy klingelte. Er wollte den Anruf wegdrücken, sah aber, dass es Rosenkvist war.
»Du erscheinst augenblicklich in meinem Büro«, lautete der kurze Bescheid, dann wurde der Anruf beendet.
43
Das Echo, das Axels Absätze bei jedem Schritt auf dem schwarzen Steinfußboden hervorriefen, schlug mit einem kalten und hohlen Laut gegen die weißen Wände der Chefetage. Wie überall im Haus gab es auch hier Verbindungstüren zwischen den einzelnen Büros, sodass der Flur zumeist menschenleer war. Was aber aus der Perspektive der Dezernate wie ein friedliebender Ort mit Aussicht auf den inneren Hof wirkte, erzeugte ein ungutes Gefühl, wenn man selbst über den Starwalk gehen musste, wie der Flur von den gewöhnlichen Polizisten genannt wurde. Zuallererst kam das der Polizeichefin, ein dunkelbraunes Renaissancemausoleum, holzvertäfelt und mit den Porträts aller ihrer Vorgänger seit 1682, die einen mit ernsten Blicken von den Wänden her anstarrten und ein lähmendes Gefühl der Ehrfurcht hervorriefen. Dann folgten die etwas kleineren Büros, das des Chefanklägers, das des Vizepolizeichefs und das des Chefinspektors, dem einzigen Nicht-Juristen, der deshalb bei den Polizisten einen ganz anderen Respekt genoss als die übrigen Flurbewohner.
Rosenkvist stand am Fenster, als Axel eintrat, drehte sich aber sofort um und bat ihn, Platz zu nehmen.
»Es ist rausgekommen, dass wir Lindberg festgenommen haben«, sagte er und sah Axel mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Gesichtsausdruck an, dessen Müdigkeit eher wie Erfahrung als wie Erschöpfung wirkte. »Aber damit nicht genug. Das Ekstra Bladet hat eine Story im Netz, dass Lindberg festgenommen wurde, weil er versucht hat, einen Film in die Finger zu bekommen, der zeigt, dass der Mord an Enver Davidi von einem Polizisten begangen wurde.«
Axel war erschüttert. Natürlich gelangten immer wieder Details aus dem Bunker nach draußen, aber diese Informationen hatten nur er selbst, Darling, Corneliussen, Rosenkvist, die PET -Leute, Lindbergs Anwalt und der Ankläger, der die Untersuchungshaft für Lindberg beantragt hatte. Und der Täter. Falls es nicht Lindberg war.
»Wir müssen eine Pressekonferenz einberufen, und zwar zügig, und ich werde die Geschichte dementieren«, sagte Rosenkvist.
»Woher haben die das?«
»Daran arbeiten wir im Moment. Die Telefone der Journalisten werden abgehört, aber dabei ist bisher nichts Brauchbares herausgekommen.«
»Kann es der PET gewesen sein?«
Rosenkvist lachte, aber es sprachen weder Wärme noch Humor aus seiner Grimasse.
»Du träumst ja wohl. Von der ersten Sekunde an habe ich betont, dass es in diesem Fall von größter Wichtigkeit ist, dass wir dichthalten. Und du bist der Erste, der sich als Leck erwiesen hat. Du hast, ohne dass ich wüsste, wie, eine Aufnahme von TV 2 beschafft und sie den beiden unter Verdacht stehenden Beamten vorgespielt, ohne das mit mir abzustimmen, obwohl ich ausdrücklich darum gebeten hatte. Danach wurde die Aufnahme dazu benutzt, uns im Fernsehen lächerlich zu machen und als inkompetent darzustellen, und dazu waren sie nur inder Lage, weil du ihnen erklärt hast, was auf dem Band zu sehen ist und was dahinter steckt.«
Er sah keinen Grund zu lügen – seine Maßnahmen hatten für Resultate gesorgt.
»Ich bin in dem Fall weitergekommen, oder etwa nicht? Im Gegensatz zu allen anderen. Wir würden uns verdammt noch mal immer noch an Groes und Vang die Zähne ausbeißen, wenn ich nicht diesen Ausschnitt beschafft hätte. Und ich habe nichts durchsickern lassen, warum Vang seinen Posten verlassen und was er getrieben hat.«
»Wir stehen unter Druck. Alle wissen, dass du diese Aufnahme herbeigeschafft hast. Und ich bin gezwungen zu handeln, auch wenn ich zugeben muss, dass du Bewegung in die Dinge gebracht hast. Außerdem hast du eine Vorgeschichte mit Lindberg, die unseren Ermittlungen schaden könnte, wenn ein findiger Verteidiger das vor Gericht einsetzt. Und wenn du weder mich noch deinen direkten Vorgesetzten über so entscheidende Details informierst, dann frage ich mich, was du sonst noch verschweigst. Oder was du so durchsickern lässt. Also: Hast du die Information über Lindbergs Festnahme und den Inhalt seines Telefongesprächs mit dem Ermordeten ans Ekstra Bladet
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