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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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Rentemestervej, durch den Zaunwinden ihre hellgrünen Blätter schoben. Der Himmel war violett und voll von der federleichten Hoffnung des Frühjahrs, aber die Unbeschwertheit machte alles nur schlimmer. Im Wohnzimmerfenster war Kerzenlicht zu sehen. Er ging durch das Gartentörchen und klopfte an die Tür.
    Laila öffnete, blieb mit einem Lächeln in der Tür stehen und sah hinauf zum Himmel. Jeans, eine weiße, kurzärmelige Bluse, die fantastisch zu ihrem roten, kurz geschorenen Haar passte, unter dem Stoff konnte er den BH erahnen.
    »Wunderbar, oder? Fast wie Sommer.«

    Er wollte an ihr vorbei ins Haus, aber sie schlang die Arme um ihn, sodass auch er sie umarmte, aber nur halbherzig, bevor er sich von ihr löste und in die Küche ging. Er kam direkt zur Sache.
    »Schläft Louie?«, fragte er.
    »Ja«, sagte sie und kam auf ihn zu. »Was ist denn mit dir?«
    Sie trat ganz an ihn heran und sah fragend zu ihm auf, während sie wie abwesend mit den zwei Hemdknöpfen auf seiner Brust spielte. Dann blickte sie auf die Hemdknöpfe, und er wusste, dass ihr klar war, was auf sie zukam.
    Es war dieser Augenblick, den er so gut kannte, der Moment, bevor die Worte kamen. Was würde nun folgen?
    Das kleinstmögliche Eingeständnis von Schuld, das an der Grenze zwischen tatsächlichen Geschehnissen und einem Nebel aus Lügen und Verschweigen balancierte? Oder würde sie zu Kreuze kriechen und alle Karten auf den Tisch legen? Vielleicht etwas von beidem. Alles andere als die volle und ganze Geschichte würde er nicht gelten lassen, nur die volle und ganze Schuld. Ja, ich habe es geplant, ich habe Sonne angestachelt, ihn umzubringen. Das würde er ihr glauben. Allen geschönten Versionen, den halben Eingeständnissen, der verminderten Schuld mit ihren wohlfeil kalkulierten Risiken und Schlupflöchern würde er keinen Glauben schenken. Selbst wenn sie wahr wären, würde er zweifeln, analysieren, bohren und wieder zweifeln. Wieder und wieder. Der Zweifel würde alles zerfressen. Auf der Polizeischule nannten sie es die Hexenprobe. Wenn du alles auf dich nimmst, dann sagst du die Wahrheit, nimmst du nur die Hälfte auf dich, lügst du. So reagieren Polizisten. Axel war da keine Ausnahme – und deshalb war er so gut in seinem Job.
    Es war dieser Augenblick. Bevor die Worte kamen. Er hatte es schon hundertmal erlebt, und normalerweise liebte er es. Aber diesmal nicht.
    »Du wirkst so sonderbar. Was ist denn passiert?«
    Er sah sich um. Auf dem Tisch lag ein Buch von HarukiMurakami, daneben eine Kerze auf einer Untertasse, drei Fußballtrikots von Louie, Nähzeug und Namensschildchen, Alltagsleben, das er nun zerstören musste.
    Er dachte an Enver Davidi. Und an Piver. Und wusste, was er zu tun hatte. Ganz gleich, was sie sagen würde.
    »Sag mir, warum, Laila. Sag mir, warum du das alles in Gang gesetzt hast.«
    Sie sah überrascht aus, so wie man es tut, wenn man mit einer offenen Anklage konfrontiert wird, die alles Erdenkliche bedeuten kann und von der man sich instinktiv getroffen fühlt, aber dann nahm ihr Gesicht einen Ausdruck an, der ihre innere Abwehrhaltung verriet.
    »Was meinst du?«
    »Sag mir, warum du Davidi angerufen und dazu gebracht hast, zum Friedhof zu kommen. Sag mir, warum du ihn hast umbringen lassen.«
    Axel bildete sich ein, Resignation in ihrem Blick zu erkennen.
    »Was soll das jetzt? Ich habe David nicht umbringen lassen.«
    »Du hast ihn angerufen und gesagt, du würdest dich mit ihm auf dem Friedhof treffen, und dann hast du Sonne dazu gebracht, die Drecksarbeit zu erledigen. Sag mir warum, Laila.«
    Sie sah ihn mit einem Blick an, aus dem die flehende Bitte sprach, er solle aufhören.
    »Ich wusste doch nicht, dass er ihn umbringen würde. Ich hatte keine Ahnung. Ich habe ihn nur gebeten, mit ihm zu sprechen.«
    »Aber warum Sonne? Warum hast du nicht selbst mit ihm gesprochen?«
    »David hat mir gedroht. Er wollte zu uns zurückkehren. Aber wir hatten doch schon genug durchgemacht, Louie und ich!« rief sie.
    Axel schwieg. Tränen rollten ihr über die Wangen.
    »Er sagte, er sei zurückgekommen, und zwar für immer, alles solle wieder so werden wie früher. Das habe ich dir erzählt, als wir das erste Mal miteinander gesprochen haben.«

    »Nein, du hast mir erzählt, er habe gesagt, es seien große Dinge im Gange. Und so war es ja auch. Er wurde umgebracht. Jetzt will ich nur, dass du mir gegenüber ehrlich bist und mir sagst, was passiert ist.«
    Sie fuhr sich durchs Haar, wühlte darin herum,

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